EZB erhöht Strafzinsen: Zentralbank verschärft Krisenmodus
Die Europäische Zentralbank legt bei Strafzinsen zu und setzt erneut auf Milliarden-Anleihenkäufe. Präsident Trump sieht einen „Schaden für US-Exporte“.
Die EZB verstärkt damit ihren bereits seit Jahren laufenden Krisenmodus. Die Zentralbank besorgt die weltweit abflauende Konjunktur, die schwelenden Handelskonflikte und der drohende Brexit. Die deutsche Wirtschaft werde in den kommenden Monaten in eine Rezession schlittern, meldete am Donnerstag auch das gewerkschaftsnahe Wirtschaftsforschungsinstitut IMK. Und forderte Konjunkturspritzen der Bundesregierung, ähnlich wie EZB-Präsident Mario Draghi.
Staaten ohne Haushaltsnöte wie Deutschland seien „bei der Stärkung der lahmenden Konjunktur gefordert“, sagte Draghi. Der Leitzins, der seit März 2016 auf dem Rekordtief von null Prozent liegt, bleibt unverändert. Dafür verschärfte die EZB den Strafzins von 0,4 Prozent, den Geschäftsbanken zahlen müssen, wenn sie überschüssiges Geld bei der Notenbank parken, auf 0,5 Prozent. Um kleinere Banken zu entlasten, soll es einen Staffelzins geben.
Nachfolgerin führt Kurs fort
Mit dem Strafzins wollen die Währungshüter Banken dazu bringen, mehr Kredite an Unternehmen und Verbraucher auszureichen, um die Wirtschaft anzukurbeln. Das soll auch den Preisauftrieb verstärken. Mittelfristig strebt die EZB für den Euroraum eine Teuerungsrate knapp unter 2 Prozent an. Aber: Im August verharrte die Inflation in den 19 Euro-Ländern bei 1 Prozent. Mit einer Neuauflage von Wertpapierkäufen will die EZB Konjunktur und Inflation zusätzlich auf die Sprünge helfen. Ab November sollen monatlich zunächst 20 Milliarden Euro in den Erwerb von Anleihen gesteckt werden. Ein Ende der Käufe legte die EZB nicht fest. Bereits von 2015 bis 2018 hatte die Zentralbank 2,6 Billionen Euro in Anleihen gesteckt.
Donald Trump, US-Präsident
Die EZB fahre einen Kurs auf Kosten der US-Wirtschaft, twitterte US-Präsident Donald Trump: „Sie versuchen und schaffen es, den Euro gegen den sehr starken Dollar abzuwerten, was den US-Exporten schadet.“ Auch die hiesige Finanzbranche kritisierte die EZB wegen der weiter niedrigen Zinsen für Sparer. Die Opposition forderte die Bundesregierung auf, mehr zu investieren und Alternativen für die Altersvorsorge zu entwickeln.
Trotz Kritik: Am EZB-Kurs wird sich so schnell nichts ändern. Draghis designierte Nachfolgerin an der EZB-Spitze, die Französin Christine Lagarde, hat bereits deutlich gemacht, dass sie weiter an einer lockeren Geldpolitik festhalten will. Die bisherige Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF) sagte aber auch: „Wir müssen die negativen Folgen und Nebeneffekte im Blick behalten.“ Sparer müssen also weiter auf höhere Zinsen warten. Möglich ist, dass Banken zudem die Kosten für die EZB-Strafzinsen an ihre Kunden weiterreichen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund