EU-Umweltkonferenz: Pfadfinder bei der Green Week
Ambitionierte Klimaziele waren Konsens auf der europäischen Umweltkonferenz. Aber was ist der Weg dorthin? Prävention oder Anpassung, Wachstum oder keins?
Klimaschutz ist in ganz Europa Usus. Nach der alarmierenden Neuauflage des IPCC-Berichts vor einer Woche wurde auf der größten europäischen Umweltkonferenz, der "Green Week" in Brüssel, vier Tage lang nur eines diskutiert: Wie können wir Schlimmstes noch verhindern und uns vor den Folgen der Klimaveränderung schützen? Der Klimarat der Vereinten Nationen war zu dem Ergebnis gekommen, dass eine weltweite Erwärmung um mindestens 2 Grad praktisch unvermeidbar sei.
Mehr als 4.000 Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft diskutierten unter der Schirmherrschaft der EU-Kommission ihre Lösungen. Dabei zeigte sich vor allem, dass die Ansätze all dieser "Klimaschützer" immer noch sehr verschieden ausfallen.
So hatten die wenigsten eine so klare Vision wie der Gründer des Weltzukunftsrats und Stifter des Alternativen Nobelpreises, Jakob von Uexküll: "2050 werden wir eine lokale erneuerbare Energieerzeugung, intelligente Netze, ausgereifte Energiespeichertechnologien und ganzheitliche Recyclingsysteme haben. Atomstrom und fossile Energiequellen werden schlicht nicht mehr gebraucht", erklärte Uexküll. Das sei schlicht eine Frage des Überlebens. Man brauche nicht nur neue Technologien, sondern vor allem ein generelles Umdenken in allen Disziplinen: "Auf ein faules Fundament können nicht noch 30 Stockwerke draufgesetzt werden."
"Durch Wachstum werden Ressourcen verbraucht, und die sind begrenzt", meinte auch Peter Victor, Professor für Umweltstudien an der York-Universität in Toronto. Zu einer grünen Ökonomie gehöre, dass diese einfach weniger wachse. Das bedeute für den Einzelnen weniger Arbeit und mehr Freizeit - und damit auch eine neue Definition von Erfolg. Wachstum habe das Arbeitsplatzproblem und das Versprechen, mehr Wohlstand für alle zu erzeugen, nie eingelöst.
Ähnlich äußerte sich der niederländische Wissenschaftler Arnold Tukker vom Netzwerk Score, das sich mit nachhaltigem Konsum beschäftigt. Neben technologischen Lösungen wie Gebäudeisolierungen und Ökoenergie müsse es einen anderen Lebensstil geben: weniger Auto fahren, weniger Fleisch essen, Gebrauchsgüter teilen.
Dieser Ansicht waren allerdings nicht alle Teilnehmer. Vor allem nicht die Unternehmer, die im Klimawandel eine "Chance für Wachstum" sehen. Gerard van Harten, Chemieunternehmer vom Konzern Dow Benelux, betonte, dass die Verantwortung bei Verbrauchern und der Politik liege. Es gebe schon genügend umweltverträgliche Produkte, die nur noch "an den Mann" gebracht werden müssten. Die Verbraucher müssten sich nun nur noch für diese entscheiden und die Politiker den richtigen "Rahmen" setzen.
Politiker konterten, dass es diesen Rahmen mit dem Energie- und Klimapaket und den Konjunkturprogrammen längst gebe. Es seien die Unternehmen, die nun in der Krise meinten, für eine ökologische Umstellung sei kein Geld vorhanden, so Jaroslaw Pietras, Umweltbeauftragter des Europäischen Rates. Konjunkturprogramme waren allerdings ein schlechtes Beispiel: Wie mehrere Referenten betonten, sind nur rund 15 Prozent der weltweit beschlossenen Maßnahmen wirklich "grün" ausgerichtet.
Zumindest in einem aber waren sich alle Teilnehmer einig: Sie wollen in Kopenhagen auf der Weltklimakonferenz im Dezember ein ambitioniertes Abkommen erreichen. Umweltkommissar Stavros Dimas und der schwedische Umweltminister Andreas Calgren betonten am Freitag, dass bis zum Dezember noch harte Vorverhandlungen bevorstünden, nächster Schritt sei der G-8-Gipfel im italienischen Aquila. Dort sollen die großen acht Industrieländer auf Kopenhagen eingeschworen werden.
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