EU-Steuerrecht für Unternehmen: Transparenz mit Schwächen
Konzerne müssen künftig offenlegen, wie hoch Umsatz und Steuern in einzelnen Ländern sind. Gut so – aber es reicht nicht.

E s ist ein Durchbruch: Die EU-WirtschaftsministerInnen haben am Donnerstag mehrheitlich beschlossen, dass Großkonzerne künftig das sogenannte „Country-by-Country Reporting“ anzuwenden haben. Die Firmen müssen also Land für Land offen legen, wie hoch ihre Umsätze in den jeweiligen Staaten sind – und wie viele Steuern sie dort zahlen. Diese Transparenz ist wichtig, weil sich dann sofort erkennen lässt, ob Firmen ihre Gewinne in Steueroasen verschieben. Die neue Regelung soll für alle Konzerne in der EU gelten, die einen Umsatz von mehr als 750 Millionen Euro machen.
So wichtig diese neue Regelung ist: Sie hat auch ihre Schwächen, denn es handelt sich um eine reine Informationspflicht. Die Konzerne können also auch künftig ihre Gewinne in Steuerparadiese verschieben. Einziger Unterschied ist, dass sich diese Tricks bald leichter entdecken lassen.
Mehr war leider nicht drin im EU-Rat. „Echte“ Steuergesetze können nämlich nur einstimmig verändert werden, und natürlich haben notorische Steueroasen wie Luxemburg oder Irland keinerlei Interesse daran, auf ihr lukratives Geschäftsmodell zu verzichten. Ihr Veto ist garantiert.
Aber ein bisschen Hoffnung bleibt: Für die europäischen Steueroasen wird es jetzt schwieriger, auf stur zu schalten – wenn demnächst schwarz auf weiß nachzulesen ist, wie groß der Schaden ist, den die staatlichen Steuerdiebe bei ihren Nachbarn anrichten. Luxemburg wäre gut beraten, sich schon jetzt nach einem neuen Geschäftsmodell umzusehen.
Allerdings gehört zur Wahrheit auch, dass die Bremser keineswegs nur in den Steueroasen sitzen. Auch Deutschland hat das neue Transparenzgesetz nicht unterstützt, denn die CDU ist vehement dagegen. Auf den ersten Blick wirkt dies bizarr, weil dem deutschen Fiskus durch die Steuertricks der Firmen jährlich etwa 26 Milliarden Euro entgehen. Aber die CDU ist eben keine Volkspartei, obwohl sie dies permanent behauptet – sondern eine Klientelpartei für Reiche.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Krieg in der Ukraine
Keine Angst vor Trump und Putin
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden