EU-Klimaziele für 2020: Spaniens lahme Aufholjagd
Lange war das Land engagiert bei den erneuerbaren Energien. Jetzt kriegt es den Anschluss nicht mehr, die Lizenzvergabe reicht nicht aus.
Spanien liegt derzeit bei 16,15 Prozent. Mit den neuen Lizenzen sollen es 18 Prozent werden. Da wird die Zeit knapp.
Dabei hatte es lange so ausgesehen, als könne Spanien das Soll spielend erfüllen, lag es doch in der zweiten Hälfte der Nullerjahre bei den Zuwachsraten immer ganz vorn. Doch dann kam die Krise und mit ihr die konservative Regierung. Ministerpräsident Rajoy stoppte 2012 den Ausbau erneuerbarer Energien. Argument: „zu teuer“.
Nirgends ist Elektrizität so teuer wie in Spanien
Auch Altanlagen wurden Opfer dieser Politik. Durch Reformen bei der Einspeisevergütung verlor die Branche allein 2013 500 Millionen Euro. Bei Photovoltaikanlagen sanken die Einnahmen um 15 bis 55 Prozent.
Spanien verpasste den Anschluss. Während von 2013 bis 2015 die Windenergie in Europa um 20 Prozent, in Nordamerika um 24 Prozent und in Asien gar um 36 Prozent ausgebaut wurde, waren es in Spanien gerade einmal 0,7 Prozent. Das entspricht gerade mal sieben Windgeneratoren. Bei der Photovoltaik sieht es ähnlich aus. Auch aus der Vorstellung, mit dieser Politik die Strompreise zu senken, ist nichts geworden. Nirgends in der EU ist Elektrizität so teuer wie in Spanien.
Die neuen Lizenzen werden nicht ausreichen, sagt auch Eduardo Collado, Professor an der spanischen Fernuniversität UNED. Das Ziel 2020 könne nur erreicht werden, wenn die Produktion großflächig über das Land verteilt würde. Dazu müssten Endverbraucher mittels Solarpanels zu Kleinproduzenten werden.
Doch genau das behindert die Regierung Rajoy. Sie führte eine Abgabe ein, die der Volksmund schnell „Sonnensteuer“ taufte. Zahlen muss sie jeder, der zusätzlich zur eigenen Solarinstallation ans Netz angeschlossen ist, um die Versorgung in Zeiten ohne Sonne sicherzustellen. Sie zahlen für die „Unterstützung durch das System“. Auch wer Batterien installiert, um den eigenen Solarstrom zu speichern und gleichzeitig am Netz hängt, wird für den selbst erzeugten und selbst verbrauchten Strom zur Kasse gebeten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Einigung zwischen Union und SPD
Vorgezogene Neuwahlen am 23. Februar
Energiepläne der Union
Der die Windräder abbauen will
Berliner Kurator verurteilt
Er verbreitete Hass-Collagen nach dem 7. Oktober
Debatte um Termin für Bundestagswahl
Vor März wird das nichts
Bewertung aus dem Bundesinnenministerium
Auch Hamas-Dreiecke nun verboten
Wirbel um Berichterstattung in Amsterdam
Medien zeigen falsches Hetz-Video