EU-Einigung zu Autoemissionen: Regeln aufgeweicht und aufgeschoben
Die EU-Einigung fällt weit hinter frühere Beschlüsse zurück. Deutsche Autohersteller werden besonders geschont.
BERLIN taz Die Einigung der Europäischen Union über künftige Emissionen von Autos ist das vorläufige Ende eines langen Kampfes. Weil der Straßenverkehr in Europa rund 14 Prozent des klimaschädlichen Kohlendioxids (CO2) in die Atmosphäre ausstößt, beschloss der EU-Umweltministerrat bereits im Jahr 1995, den Kohlendioxidausstoß pro Kilometer bis 2005 auf 120 Gramm zu reduzieren. Ein Jahr später wurde die Frist bereits bis 2010 verlängert. 1998 versprach schließlich die Autoindustrie, bis 2008 einen Wert von 140 Gramm zu erreichen. Im Gegenzug hat die EU das 120-Gramm-Ziel erneut verschoben, nun auf 2012.
Im vorigen Jahr weichte die EU ihre Klimaziele weiter auf: Zunächst deutete die EU an, dass zehn Gramm CO2 - völlig unabhängig vom Verbrauch der Autos - für den geplanten Einsatz von Biosprit angerechnet werden sollen. Nunmehr nutzten die Autohersteller das jüngste Absatzproblem, um die künftigen Klimavorgaben weiter zu entschärfen - mit Erfolg. Dass die deutsche Autolobby intensiv gegen die Regeln gekämpft hat, ist leicht zu erklären: Ihre Modelle verbrauchen im Vergleich besonders viel. Auch der europäische Durchschnittswert lag 2007 mit 158 Gramm weit über der Selbstverpflichtung. Aber die Autos von VW (166,7 Gramm pro Kilometer), BMW (173 Gramm), Daimler (184 Gramm), Audi (185,4 Gramm) und Porsche (287 Gramm) übertrafen diesen nach aktuellen Greenpeace-Berechnungen weit.
Allzu große Sorgen müssen sich die deutschen Produzenten aber nicht machen. In den Verhandlungen setzten sie nämlich durch, dass für die Hersteller großer Autos höhere Grenzwerte gelten.
Der Wert von 130 Gramm pro Kilometer ist kein Maximalwert, den kein Fahrzeug überschreiten darf, sondern ein europaweiter Durchschnitt. Für jeden Hersteller gilt eine eigene Zielmarke, die vom Gewicht der jeweils produzierten Modelle abhängig ist. Und diese Zielmarke, die zwischen 122 (Fiat) und 138 Gramm (Daimler-Benz) liegt, ist wiederum der Durchschnitt aller von diesem Hersteller produzierten Fahrzeuge.
Ausgenommen sind zudem nicht nur Lastwagen, sondern auch Kleintransporter ab einem Gewicht von 2.600 Kilogramm.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Keith Kelloggs Wege aus dem Krieg
Immer für eine Überraschung gut
Rücktritte an der FDP-Spitze
Generalsekretär in offener Feldschlacht gefallen
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Ampel-Intrige der FDP
Jetzt reicht es sogar Strack-Zimmermann