ETA-Terror in Spanien: "Operation Ferien"

Ein Paar ist im Visier der Fahnder. Es soll in einer Ferienwohnung gewohnt haben und spurlos verschwunden sein. Da die Bombe per Sender in die Luft ging, werden die Täter auf der Insel vermutet.

Trauerfeier für die beim Anschlag getöteten Polizisten. Bild: ap

Nach den Anschlägen auf die spanische Polizeitruppe Guardia Civil mit zwei Toten verfolgt die spanische Polizei bereits eine heiße Spur. Die Behörden fahnden nach insgesamt sechs Personen, die sie der ETA zurechnen. Angaben des öffentlichen Rundfunks RNE zufolge hatte die Polizei zwei davon bereits auf Mallorca im Rahmen eines Sicherheitsprogramms im Vorfeld des Besuchs des spanischen Königs auf der Insel observiert. Das Paar sei seit der Explosion nicht mehr gesehen worden. Die Übrigen sollen am Anschlag auf den Wohnblock der Guardia Civil in Burgos vom Mittwoch beteiligt gewesen sein.

Zeugen hätten nach dem Todesanschlag auf die beiden Polizeibeamten auf Mallorca einen schwarzen Volkswagen in hoher Geschwindigkeit davonfahren sehen. Die Polizei glaubt deshalb, dass die Bombe nicht per Zeitzünder, sondern mit einem Sender aktiviert worden ist. Die Täter müssen dieser Theorie zufolge während der Explosion also vor Ort gewesen sein und würden sich noch auf der Insel befinden. Die verschärften Sicherheitskontrollen auf Flughäfen und in Häfen sollen darum weiterhin aufrechterhalten bleiben. Der Flug- und Fährverkehr hat sich jedoch inzwischen wieder normalisiert.

Obwohl noch kein Bekennerschreiben vorliegt, zweifelt die spanische Polizei nicht mehr daran, dass die baskische Terrorgruppe ETA für die Anschläge verantwortlich ist. Im Innenministerium war zum 50. Jahrestag der Gründung der ETA am 31. Juli 1959 erwartet worden, dass die Organisation eine Serie der Gewalt starten könnte. Zudem ist die Guardia Civil eines der historischen Ziele der Organisation, für die sie immer noch ein Symbol der Franco-Diktatur ist. Mehr als 200 der weit über 800 Todesopfer der ETA waren Beamte der Guardia Civil. Zudem hat die Organisation zuletzt mehrmals mit Haftbomben gearbeitet, wie sie auch jetzt zum Einsatz gekommen sind, und die sich unauffällig unter Fahrzeugen anbringen lassen.

Wie jetzt bekannt wurde, standen außerdem schon früher in Calvià stationierte Guardia-Civil-Beamte im Fadenkreuz der ETA. Bei der Verhaftung eines Kommandos in Bilbao hatten die Ermittler minutiöse Aufzeichnungen über einen Beamten auf Mallorca gefunden. Seine Gewohnheiten, Fahrwege, Dienstzeiten und selbst Abholzeiten seiner Kinder von der Schule fanden die Ermittler in den Unterlagen. Der Beamte wurde daraufhin versetzt.

Ebenfalls im letzten Jahr fanden die Ermittler ein umfangreiches Dossier über den Hafen von Palma. Die für die Ausarbeitung dieser Unterlagen notwendige Infrastruktur, Wohnungen oder Waffenverstecke, könne die Organisation nun für den Anschlag verwendet haben, meinen die Ermittler. Wie die Tageszeitung El Mundo gestern berichtete, hatte die für den Anschlag ausgewählte Polizeiwache Palmanova in Calvià trotz dieser Vorzeichen schwere Sicherheitsmängel. Die Wache, die im gleichen Gebäude wie die lokale Polizei und die Post untergebracht ist, sei nicht mit Störsendern ausgerüstet gewesen, die verhindern hätten können, dass in der näheren Umgebung des Gebäudes eine Bombe per Fernzündung zur Explosion gebracht wird. Das Gebäude sei zudem nicht per Video überwacht worden.

Die spanischen Behörden befürchten nun, dass die mutmaßliche ETA-Offensive mit dem Todesanschlag auf Mallorca nicht beendet ist. In höchster Alarmbereitschaft befinden sich auch die Sicherheitsbeamten in Madrid. Der traditionelle Urlaubsmonat der Spanier ist der August, gestern hat die "Operation Ferien" begonnen. Bereits in der Vergangenheit hat die ETA den Urlaubsbeginn mit mehreren Bomben entlang der Landstraßen begleitet.

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