EMtaz: Gruppe C Deutschland – Polen: Die Mutter aller Unentschieden
Was ist vorher über die Stürmer gesprochen worden. Weltklasse seien die. Heraus kam das erste torlose Remis der EM. Und einer wurde Oberstolperer.
Die Startbedingungen: Beide Mannschaften haben ihr Auftaktspiel gewonnen und können ohne Druck in die Partie gehen. Mit einem Sieg können sie jedoch schon mehr als eine Nase voll Gruppensieg schniefen. Bei Deutschland gibt es zum Ukraine-Spiel eine Veränderung: Bei Mats Hummels haben alle Bartstoppeln wieder die gleiche Länge. Er ist also einsatzbereit. Da Artist Jérôme Boateng seinen neuen Job beim Zirkus Krone erst nach der EM antritt, bilden beide die Innenverteidigung. Leidtragender ist Shkodran Mustafi, nach dem vorerst wohl keine deutschen Söhne mehr benannt werden. Kapitän Bastian Schweinsteiger steuert die deutsche Barkasse erneut vom Ufer aus und hebt sich seinen 60-Meter-Sprint für die Schlussminuten auf. Der polnische Pechvogel heißt Wojciech Szczesny. Der Torwart fällt verletzt aus. Außerdem spielt Grosicki für Kapustka.
Das Vorurteil: Gegen Polen ist nix zu holen. Die polnischen Offensivraketen Robert Lewandiowski, Arkadiusz Milik und Jakub Blaszczkowski kennen die deutsche Abwehrreihe bestens aus der Bundesliga und zeigen ihr die Schwächen ein ums andere mal auf. Jogi muss seine Jungs schon ordentlich bei den Eiern packen, wenn das was werden soll. Doch aufgrund der Konstellation werden sich beide erst mal belauern. Es wird ein Unentschieden.
Das Spiel: Hälfte 1: Es geht ganz gut zur Sache. Sami Khedira nimmt sich die Kritik, er habe gegen die Ukraine zu wenige Zweikämpfe geführt, direkt zu Herzen und räumt Milik humorlos am Mittelkreis ab – Gelb nach zwei Minuten. Hummels verliert als letzter Mann ein Duell gegen Lewandowski – ein Willkommensgeschenk an den Bald-wieder-Kollegen? Der schlägt es aber aus. Abgesehen davon haben die Deutschen Milik und Lewandowski, das doppelte Lottchen im polnischen Sturm, ganz gut im Griff. Selber zerschellen alle Bemühungen irgendwo zwischen Mittellinie und Sechzehner am polnischen Beton. Was macht eigentlich dieser Packing heute Abend? Weilt jedenfalls nicht in Paris. Jogi Löw wird aus Sicherheitsgründen nicht mehr in Nahaufnahme gezeigt.
Hälfte 2: Hoppla. Was haben die denn in der Pause genommen? Die Deutschen richten noch mal die Haare, da segelt Milik eine Nasenspitze breit an der Führung vorbei. Im Gegenzug knallt der kleine Mario dem polnischen Torhüter den Ball in die Arme. Auch Lewandowski erinnert sich, dass in seiner Jobbeschreibung irgendwas mit Tore schießen steht. Doch der Mats matst heldenhaft dazwischen. Es ist ein Tempo in der Partie, das jeden Basejumper neidisch macht. Es hagelt Chancen auf beiden Seiten, besonders Milik muss das regeln. Tut er nicht. Kommentator Oliver Schmidt beschwört die Regel der späten EM-Tore wie ein Schamane Waldgeister. Es hilft nix. Ergebnis: 0:0.
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Der entscheidende Moment: Ohne Entscheidung kein entscheidender Moment.
Die Pfeife des Spiels: Arkadiusz Milik. Erinnerte eher an seine Zeit in Leverkusen als zuletzt in Amsterdam und vergab gleich zwei Riesenchancen zur polnischen Führung.
1. GER: 3 - 3:0 - 7
2. POL: 3 - 2:0 - 7
3. NIR: 3 - 2:2 - 3
4. UKR: 3 - 0:5 - 0
Der Spieler des Spiels: Mario Gomez, eingewechselt in der 72. für Draxler. Hat nix gerissen, aber allein dafür, dass der nach dem Ding 2008 immer noch Europameisterschaften spielen darf. Arkadiusz Milik gefällt das.
Das Urteil: Viele gute Stürmer = viele Tore? Mitnichten. Ein typisches zweites Gruppenspiel unter Löw. Tradition verpflichtet.
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