EM-Aus für Italien: Addio Italia!

Mit 0:2 geht die Squadra Azzurra gegen die Schweiz unter. Nun beginnt die Aufarbeitung, doch an Trainer Spalletti gibt es wenig Kritik.

Spalletti steht mit besorgtem Ausdruck am Spielfeldrand, hinter ihm die Ersatzbank

Haltung zeigen: Italiens Coach Luciano Spalletti schaut der Niederlage zu Foto: imago/xinhua

BERLIN taz | Ein Land, das Fußball lebt, reagiert natürlich entsetzt auf diese Fehlleistung der Squadra Azzurra. Entsprechend harsch urteilte die Gazzetta dello Sport am Tag danach: „Das Ergebnis war ein deprimierendes Spektakel, das nicht die Werte unseres Fußballs widerspiegelt.“ In den zwei EM-Wochen habe es der Mannschaft „nicht nur an Spielverständnis, sondern auch an Seele gefehlt“, schreiben die Autoren auf lachsrotem Papier. Die Auswahlkicker hätten im Achtelfinale gegen die Schweiz, das glasklar und hochverdient mit 0:2 im Berliner Olympiastadion vor 65.000 Zuschauern verloren ging, „dumm, hilflos und verwirrt“ gewirkt. Das ist zugespitzt, gewiss, aber nicht ganz falsch. Denn der italienischen Elf fehlte an diesem Samstagabend alles: Schnelligkeit, Wachheit, Willen.

Dass sie aber in einer uritalienischen Domäne versagte, der soliden Verteidigung, war bemerkenswert. Die Schweizer Offensive hatte Außenverteidiger Giovanni Di Lorenzo als Schwachstelle ausgemacht. Und tatsächlich: Der Bereich, der vom Profi des SSC Neapel hätte verteidigt werden sollen, erwies sich immer wieder als Einfallstor für Schweizer Attacken aufs Tor von Keeper Gianluigi Donnarumma. Di Lorenzo wurde überspielt, ausgetrickst, irrlichterte in der Vierkette herum und schien seinen Nebenmann, den Innenverteidiger Gianluca Mancini, anzustecken.

Auch er machte ein ausnehmend schlechtes Spiel. Das Duo legte regelrechte Slapstick-Einlagen hin, und jedes Mal, wenn ein Spieler im roten Dress auf die beiden Unglückspilze zusteuerte, musste man mit dem Schlimmsten rechnen. Vor allem in den sozialen Medien bekam Di Lorenzo viel Spott ab, unschöne Memes machten die Runde, ein Twitterer verstieg sich zu der geschmacklosen Aussage, Di Lorenzo habe in Italien mehr Schaden angerichtet als der Duce.

Weil Trainer Luciano Spalletti ahnte, was auf seine Spieler medial zukommt nach der Schmach von Berlino, nahm er alle Schuld für das Versagen auf sich: „Die Spieler sind nicht schuld, ich bin es, ich trage die Verantwortung“, wiederholte er. Er sei sogar ein wenig stolz auf seine Mannen, weil sie sich für die EM qualifiziert hätten. Ist das jetzt die Elle, mit der in Italien Erfolge vermessen werden? Sprechen wir vom Titelverteidiger oder einem anderen Team?

Spalletti will weitermachen

Spalletti sagte in der Pressekonferenz nach der Partie, dass er weitermache als Nationaltrainer. Er habe zu wenig Zeit zur Vorbereitung gehabt. Richtig: Nur zehn Spiele blieben ihm, um der Mannschaft sein Konzept zu vermitteln. Aber was soll dann Julian Nagelsmann sagen, der noch weniger Zeit hatte? In seiner Spielanalyse sprach Spalletti immer wieder über die fehlende Laufbereitschaft seiner Mannschaft. Die Trägheit war bestimmt nicht die Folge der Hitze (31 Grad) von Berlin, wie die eifrig sprintenden Schweizer bewiesen, sondern eine Frage der Einstellung.

„Wir waren in der Geschwindigkeit unterlegen, daran muss zukünftig gefeilt werden, wir haben noch keine Grundidentität“, dozierte der Glatzkopf, der mit SSC Neapel in der Saison 2022/23 Meister geworden ist, aber nun bekennen musste, dass das Amt des Nationaltrainers doch anders und irgendwie schwieriger ist: „Ich stand schon zu Anfang mit dem Rücken zur Wand. Ich brauche mehr Kenntnisse und Erfahrungen, um zu wissen, wie es im Nationalteam läuft“, sagte der 65-Jährige. So habe man sich eben „nicht von der besten Seite gezeigt“, „nicht das richtige Niveau erreicht“.

Nur ein Spieler konnte im Turnierlauf ansatzweise überzeugen: Riccardo Calafiori vom FC Bologna. Er fehlte im Achtelfinale wegen einer Gelbsperre und dem Team damit jene Inspiration, die der 22-Jährige verkörperte. Während Spalletti bekannte, im Amt „noch mehr lernen“ zu wollen, diskutiert Fußball-Italien hitzig über den inferioren Zustand der Squadra. „Wir müssen schnell Lösungen finden, wir haben nicht viel Zeit“, weiß Donnarumma. „Wir werden alles analysieren“, verspricht der Keeper von Paris Saint-Germain und verweist auf die Spiele in der Nations League im September.

An Coach Spalletti oder dem Kader zweifelt er nicht: „Ich bin mir sicher, dass der Trainer die richtigen Lösungen finden wird. Die Qualität ist da.“ Fraglich, ob er tatsächlich glaubte, was er da in die Mikrofone sprach.

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