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E-PILLEN: DER VERSANDHANDEL PER INTERNET SCHMERZT NUR BEGRENZTApotheker müssen auf Kundenjagd

Für manche Omi ist die Apotheke ein Ersatz für den Tante-Emma-Laden. Wer mag ihre Geschichte mit den schmerzenden Beinen schließlich noch hören? Der Arzt wird auch immer kürzer angebunden. In der Apotheke dagegen: zwei, drei, manchmal vier Menschen in weißen Kitteln, und alle lächeln und haben ein Ohr frei. Apotheken gibt’s außerdem an jeder Ecke, das trifft sonst nur noch auf Mobilfunkläden zu. Apotheken, soll das heißen, produzieren einen sozialen Mehrwert.

Welche Verluste auf diese Apotheken zukommen, wenn der Versandhandel mit Medikamenten erlaubt wird, ist an der Summe von 500 Millionen Euro jährlich abzulesen, die die Krankenkassen damit zu sparen hoffen – behauptet eine von der SPD in Auftrag gegebene Studie. Die AOK glaubt gar an eine Milliarde. Hinzu kommen die Rezeptgebühren der Patienten beziehungsweise Medikamentenbezieher. Wird der Versandhandel in Deutschland zugelassen, muss ein Teil der Apotheken dichtmachen – auch wenn das Panikgetue der Initiative „Pro Apotheke“ mit ihrer Übergabe von 7,7 Millionen Unterschriften eine billige Masche ist, Kunden für Mittelstandsinteressen einzuspannen. Den deutschen Apotheken geht es prächtig: Neben der Pharmaindustrie haben auch sie in den vergangenen Jahren wunderbar vom Anstieg der Medikamentenpreise profitiert.

Aber soll man nun für günstigere Medikamente und eine Entlastung der gesetzlichen Krankenversicherung sein oder für den Erhalt des dichtesten Apothekennetzes in Europa? Weil die EU ohnehin Fakten schaffen wird, bleibt den Verbrauchern eigentlich nur, für sich selbst die Wahl zu treffen, ob sie lieber den anonymen, aber praktischen und günstigen Versandhandel nutzen wollen oder den Service des örtlichen Experten. Das Ergebnis wird davon abhängen, ob Letzterer halten kann, was er verspricht: kompetente Beratung und individuelle Behandlung. Und nichts spricht dagegen, dass sich die Apotheker überlegen, ob sie ihren Service nicht doch noch verbessern könnten – etwa indem sie die günstigste Pille nicht erst auf inständiges Nachfragen herausrücken. ULRIKE WINKELMANN

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