E-Autos in Norwegen: Halb elektrisch
In Norwegen war 2019 fast jeder zweite Neu-PKW ein Elektroauto. 2025 ist die 100-Prozent-Marke angepeilt. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg.
Viel sei erreicht worden, rechnete OFV-Direktor Øyvind Solberg Thorsen vor: 2014 hatte jeder achte neu zugelassene PKW null Emissionen von Klimagasen, 2016 jeder siebte, 2017 jeder vierte, 2018 jeder dritte. Das Tempo müsse nun allerdings zunehmen, sagte Thorsen. Sonst gebe es keine realistische Aussicht, das vom norwegischen Parlament 2017 angepeilte Ziel zu erreichen, ab 2025 keine Personenwagen und leichte Lastwagen mit fossilem Antrieb mehr neu zuzulassen.
Als das Storting das beschloss, lag der Anteil von PKWs mit Benzin- und Dieselantrieb noch bei 47,8 Prozent. Im vergangen Jahr waren es weniger als ein Drittel, 31,7 Prozent. Der Rückgang gegenüber dem Vorjahr (39,7 Prozent) lag dabei primär bei Benzinern. Hierzu kam ein Verkaufsanteil von 25,9 Prozent für Hybrid- und Plug-in Hybrid-PKW's. Bei der Produzentenstatistik hatte Volkswagen mit seinen Verbrennern, Hybrid- und E-Autos zusammengerechnet hauchdünn die Nase vorn vor der US-Elektroauto-Marke Tesla.
Damit ist der norwegische Markt bezogen auf die Umweltfreundlichkeit seiner Antriebe einer mit den weltweit größten. Allerdings ist er auch relativ klein. Insgesamt wurden 2019 nur gut 142.000 Fahrzeuge in Norwegen zugelassen.
In Deutschland viel weniger E-Autos
Im Vergleich zu Deutschland ist das wenig. Hier wurden im vergangenen Jahr beim für die Umweltprämie zuständigen Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) 164.579 Anträge gestellt. Davon entfielen 109.386 Anträge auf reine Elektroautos. Für Plug-in-Hybride wurden 55.084 Anträge auf Förderung gestellt. 109 Förderanträge wurden für Fahrzeuge mit Brennstoffzellenantrieb gestellt. Laut Kraftfahrbundesamt waren es bis November 3,3 Millionen zugelassene Autos im Jahr 2019.
In Norwegen sinkt die Zahl der Automobile: 2019 waren es 3,8 Prozent weniger als im Vorjahr und 10,3 Prozent weniger als 2017. Der Abwärtstrend beschleunigte sich im zweiten Halbjahr 2019 deutlich. Der Autoverband OFV glaubt, dass dass sich diese Entwicklung 2020 fortsetzen wird: Kauften die NorwegerInnen in den vergangenen Jahren Elektroautos vorwiegend als Zweit-PKW's, erlaubt deren technische Entwicklung, vor allem die wachsende Reichweite, nun auch zunehmend den Einsatz als vollwertige Familienautos.
Wobei sich die Ladestationen-Infrastruktur immer mehr als Engpass erweist. In einer Umfrage vom vergangenen Jahr klagten 64 Prozent aller Elektroautobesitzer über Schlangen vor allem bei den Schnellladestationen. Bis Ende 2015 müssten nach einer Berechnung der Elektroautovereinigung in Norwegen fast 10.000 neue Stationen gebaut werden.
Mit dem Bau von acht neuen „Superchargern“ noch im kommenden Halbjahr versprach Tesla gerade einen grossen weissen Fleck auf der Karte der nördlichen Landesteile von Norwegen, Schweden und Finnland beseitigen zu wollen. Wo es aber auch danach noch über 300 Kilometer zwischen solchen Ladestationen sein können.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen