Dutzende Haftbefehle in der Türkei: Aus der Uni in den Knast
Hochschullehrer und Unternehmer rücken ins Visier der türkischen Ermittler. Griechische Behörden prüfen unterdessen die Asylanträge der geflohenen Soldaten.
Die meisten der Gesuchten arbeiten demnach an der Selcük-Universität im anatolischen Konya sowie an der Universität Istanbul. Allein in Istanbul wurden 44 Hochschullehrer festgenommen, 29 weitere in Konya, darunter auch der Ex-Hochschulrektor Hakki Gökbel. In Istanbul wurden die Büros und Wohnungen der Verdächtigen durchsucht.
Seit dem Putschversuch Mitte Juli geht die türkische Regierung mit großer Härte gegen vermeintliche Gegner vor. Zehntausende Menschen wurden festgenommen, ihrer Posten enthoben oder versetzt – die meisten von ihnen allein wegen einer angeblichen Nähe zur Gülen-Bewegung.
Nach Regierungsangaben wurden bislang 5.000 Beamte entlassen und 80.000 weitere vom Dienst suspendiert, 40.000 Staatsbedienstete wurden festgenommen, von denen mehr als die Hälfte weiter hinter Gittern ist.
Haftbefehle auch gegen Unternehmer
Die Regierung in Ankara macht den islamischen Prediger Fethullah Gülen und seine Anhänger für den versuchten Militärputsch verantwortlich. Der in den USA im Exil lebende Prediger bestreitet die Vorwürfe.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan wirft der Bewegung seines einstigen Mitstreiters zudem vor, in den vergangenen Jahrzehnten die Justiz, die Armee und den Bildungssektor „unterwandert“ zu haben.
In dieser Woche hatten die Behörden ihr Vorgehen auch auf die Wirtschaft ausgedehnt und dutzende Haftbefehle gegen Unternehmer ausgestellt, denen eine Nähe zur Gülen-Bewegung vorgeworfen wird.
Am Freitag wurden laut der Nachrichtenagentur Dogan 18 weitere Haftbefehle gegen Unternehmer in Istanbul erlassen, die die Gülen-Bewegung finanziell unterstützt haben sollen.
Asylverfahren von türkischen Militärs in Griechenland
In Griechenland begannen derweil am Freitag die Anhörungen zu den Asylanträgen von acht türkischen Soldaten, die während des Putschversuchs in der Türkei in das Nachbarland geflüchtet waren.
Die acht Türken waren unmittelbar nach dem gescheiterten Putsch vom 15. Juli mit einem Armeehubschrauber in Alexandroupolis gelandet. Ein Gericht in der nordgriechischen Stadt verurteilte sie kurz darauf wegen „illegaler Einreise“ zu jeweils zwei Monaten Haft auf Bewährung.
Bis zur Entscheidung über ihre Asylanträge, die nach Angaben der Behörden in „zwei oder drei Monaten“ fallen soll, sollen sie in Polizeigewahrsam bleiben. Sollte Griechenland dem Auslieferungsbegehren der Türkei nicht entsprechen, dürfte dies die bilateralen Beziehungen schwer belasten.
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