Durchatmen im Abstiegskampf: Buxtehuder Handball-Frauen bleiben im Rennen
Die Handballerinnen des Buxtehuder SV müssen um den Klassenerhalt bangen. Für kleine Vereine wird es schwerer, sich in der Bundesliga zu halten.

Die niederländische Spielmacherin des BSV hat ordentlich gespielt, vier Tore geworfen als Regisseurin – ihr fünfter Treffer ist der wichtigste in diesem zweiten Abstiegs-Halbfinale, denn die 24-Jährige bleibt kühl, wirft den Ball ins Netz und reiht sich in den Jubelkreis ein. Puh! Einmal tief durchatmen.
Der Buxtehuder SV gewinnt am Samstagabend 26:25 bei Sachsen Zwickau und erzwingt ein drittes Spiel. Gewinnt das Team von Langzeit-Trainer Dirk Leun am Samstag, dem 3. Mai daheim in „Buxte“, ist ein nächstes Jahr in der Frauen-Bundesliga gesichert. Falls nicht, geht es in die Abstiegs-Endspiele gegen den TSV Bayer 04 Leverkusen. Nur ein Verein steigt aus der Bundesliga ab.
Es hat Gründe, dass es für den BSV so weit gekommen ist. Eigentlich ist der niedersächsische Traditions-Standort ja im Mittelfeld der Tabelle zu Hause, mit Ausreißern nach oben. Dieses Mal aber verfehlte Leuns Sieben das Ziel Play-offs und landete im Topf der Abstiegskandidatinnen.
Kampf um jeden Sponsor
Dass es dort unbehaglich werden kann, erfuhr das Team beim Hinspiel gegen Zwickau, das am Ostersonnabend 29:32 verloren wurde. Nicht nur Leun mahnte mehr Aggressivität für die möglichen Spiele zwei und drei an. Für den Moment haben seine Spielerinnen diese Forderung erfüllt.
Perspektivisch zeigt sich in Buxtehude derweil, wie hart es für einen kleinen Betrieb der Unterhaltungsindustrie geworden ist, mit finanziell starken Vereinen aus dem Westen (BVB, Blomberg) oder traditionell starken Kontrahentinnen aus dem Südwesten (Ludwigsburg) mitzuhalten. Man kämpfe in Buxtehude um jeden Fan, jeden Sponsor, sagte Manager Peter Prior jüngst dem Stader Tageblatt, das den BSV seit Langem eng begleitet: „Die Konkurrenz ist viel größer geworden.“
Dabei kann der BSV stolz auf seine gut gefüllte Halle Nord sein, ist Vorreiter in der Nachwuchsarbeit, bastelt an der Zukunft, in der das Handball-Internat und die neue Arena, die im Mai eröffnet wird, Unterpfand für weitere Wettbewerbsfähigkeit sein sollen. Hier schläft niemand.
Zur Ernsthaftigkeit und Solidität, mit der man arbeitet, gehörte auch, Trainer Leun nicht infrage zu stellen, obwohl die reguläre Runde ziemlich missriet; und nicht auf die Fähigkeiten und Fertigkeiten des 67 Jahre alten Managers Prior zu verzichten – obwohl dieser selbst kürzertreten wollte. Das Erbe soll vernünftig verteilt werden.
Zwar gibt es Beispiele, wie Vereine in der zweiten Liga gesundeten, doch diesen möchte der BSV auf keinen Fall nacheifern. Denn der infrastrukturelle Rahmen wir durch die neue Arena bald besser sein – vor allem, was die Vermarktung angeht. Aktuell lässt sich der Buxtehuder SV seine Spielerinnen und das Umfeld eine knappe Million Euro pro Saison kosten.
Seinen Status als ambitionierter Ausbildungsverein hat sich der BSV in der 36-jährigen Bundesliga-Geschichte erkämpft und verdient. Ausdrücklich will die Handball-Bundesliga der Frauen (HBF) auch solchen Klubs eine Heimat bieten; letztlich ist der gesamte DHB auf die Ausbildung an diesen Standorten angewiesen.
Doch die Vorgaben der Lizenzierung werden Jahr für Jahr härter: Ab der Saison 2025/26 gibt es erstmals einen Liga-Namens-Sponsor, ein Unternehmen für Textil-Reinigung mit Sitz in Köln. Anfangs wird vor allem die HBF davon profitieren und personell aufstocken. Für die Vereine bleibt im ersten Schritt vor allem mehr Arbeit.
So sind Hallen ohne zwei Längstribünen ab der nächsten Saison passé. Boden, Banden, Bälle, alles wird nach dem Vorbild der Männer-Bundesliga vereinheitlicht. Manche Vereine stöhnen schon, wie sie solche Forderungen mit ihren kleinen Geschäftsstellen umsetzen sollen.
Beim BSV indes will man nicht klagen, sondern mitwachsen – doch erst mal muss Trainer Leuns Team am 3. Mai Zwickau abermals besiegen, um die schwache Saison zu einem glücklichen Ende zu bringen.
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