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■ KommentarDuo Infernale

Heckenschütze gesucht, Elste gefunden. Mit seinem Frontal-Angriff gegen die Kieler Genossen profiliert sich Hamburgs SPD-Fraktionschef als Atomlobbyist erster Güte. Natürlich kann man der Kieler Landesregierung kein besonders inniges Verhältnis zur Atomkraft nachsagen. Sicher prüft das Energieministerium ein bißchen genauer die Sicherheit des schleswig-holsteinischen Kernkraftwerke als manch atombesoffene CDU-Landesregierung das täte. Nur: Daß Kiel auf dem Boden des eher kernkraftfreundlichen Atomgesetzes agiert, steht außer Zweifel. Sonst hätten die HEW längst die Wiederinbetriebnahme von Brunsbüttel und Krümmel gerichtlich durchgesetzt.

Und: Es kann wirklich nicht die Aufgabe einer Atom-Überwachungsbehörde sein, den Profit eines Energiekonzerns zu mehren. Elstes betriebswirtschaftliche Jammerei verfehlt schon deshalb das Thema.

Eine besonders traurige - weil gar keine - Rolle spielt im Atomstreit der Nordländer der Hamburger Umweltsenator Fritz Vahrenholt. Stolz rühmt er sich, den langfristigen Ausstieg aus dem Atom in der HEW-Satzung festgeschrieben zu haben. Diese Anstrengung scheint Vahrenholt total erschöpft und ihm die Sprache verschlagen zu haben. Wer wie Vahrenholt verbal die Gefahren des Atoms geißelt und den Ausstieg propagiert, kommt nicht umhin, der strengen Sicherheitsphilosophie der Kieler Kollegen Lob zu zollen und Herrn Elste gewaltig über den Mund fahren. Statt dessen: kein einziges Wort. Mit dem Lautsprecher Elste und dem Schweiger Vahrenholt, dem neuen Duo Infernale der Hamburger Atompolitik, hat sich die Hamburger SPD aus ihren Ausstiegsbeschlüssen endgültig verabschiedet. Marco Carini

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