Düsterer Weltklimabericht: Eine neue Klimaepoche

Der frisch gekürte Friedensnobelpreisträger, das IPCC, macht wenig Hoffnung: Selbst wenn kein CO2 mehr in die Luft geblasen würde, stiege die Temperatur.

Hat den Klimawandel verursacht und wird ihn ausbaden: der Mensch. Bild: dpa

Der gerade mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnete UN-Weltklimarat (IPCC) verschärft seine Warnungen noch einmal. In seinem vierten Klimabericht heißt es, die Erde trete in eine neue Klimaepoche ein - mit kaum vorstellbaren Konsequenzen für das Leben auf dem Globus. Bis 2099 könne die Erdtemperatur um bis zu sechs Grad Celsius steigen. Der Anstieg der Meeresspiegel sei nicht mehr zu verhindern - lediglich sein Ausmaß sei noch zu beeinflussen.

Eigentlich sollte dieser vierte und letzte Teil des Weltklimaberichts erst Mitte November von Wissenschaftlern und Politikern im spanischen Valencia beraten werden. Doch der "Synthesis Report" fand bereits jetzt den Weg in die Öffentlichkeit. Die Welt am Sonntag zitierte erstmals aus der eigentlich nur für Regierungsvertreter angefertigten Fassung. Dem Bericht zufolge werden die Wetterlagen in jeder Hinsicht extremer, mit der Konsequenz großer ökonomischer Schäden. So drohten neue Verliererregionen zu entstehen, womit auch humanitäre Katastrophen absehbar seien. In Europa würden deutlich mehr Menschen an den Folgen der Hitze sterben.

Selbst beim sofortigen Stopp aller Emissionen sei ein Anstieg der Temperaturen um 0,9 Grad bis Ende des Jahrhunderts unvermeidbar. Je mehr Kohlendioxid jedoch ausgestoßen werde und je schneller damit die Temperaturen stiegen, umso mehr Tierarten würden aussterben, umso mehr Biosysteme zugrunde gehen.

Elf der vergangenen zwölf Jahre waren, weltweit betrachtet, die wärmsten seit Beginn der Messungen im Jahre 1850. Und auch an den Ursachen dieser Erwärmung lässt die Organisation kaum einen Zweifel: "Der globale Temperaturanstieg seit Mitte des 20. Jahrhunderts ist mit größter Wahrscheinlichkeit auf den durch den Menschen verursachten Anstieg der Treibhausgaskonzentrationen zurückzuführen". Der Klimawandel offenbare sich nicht nur im Temperaturanstieg der Meere. Er zeige sich, so der Bericht, auch an der Verlagerung von Lebensräumen von Tieren und Pflanzen, an zunehmenden starken Regenfällen und Dürren, am Verschwinden der Gletscher und Permafrostböden.

Der mit dem aktuellen Teil nun vollständige vierteilige Klimabericht dient der wissenschaftlichen Vorbereitung der nächsten internationalen Klimakonferenz im Dezember auf Bali, wo über ein Kioto-Nachfolgeabkommen beraten wird. Vor wenigen Tagen hatten sich bereits 15 Nobelpreisträger mit einem dramatischen Appell zu Wort gemeldet. In ihrem "Potsdam-Memorandum" heißt es: "Wir stehen in der Geschichte an einem Punkt, an dem als Antwort auf die immense Bedrohung unseres Planeten ein großer Wandel notwendig ist." Mit drastischen Schritten müsse man nun dem Klimawandel begegnen.

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) hatte zugleich gefordert, die Emissionsrechte im Rahmen des Emissionshandels künftig komplett an die Industrie zu verkaufen, statt sie - wie heute üblich - großenteils kostenlos abzugeben. Ein Teil der Einnahmen aus dem Verkauf könne verwendet werden, um dort Anpassungsmaßnahmen zu finanzieren, wo sich bereits spürbare Folgen der Erderwärmung zeigen.

Bei aller Dramatik des Klimawandels sieht der Weltklimarat der Vereinten Nationen dennoch keinen Anlass zur Resignation. Vielmehr sei es endlich an der Zeit, einen weltweiten Emissionshandel im Rahmen eines Nachfolgeprotokolls von Kioto zu etablieren. Kioto habe in einigen Ländern immerhin bereits zu nationalen Fortschritten geführt - nun müsse ein internationaler Zertifikatehandel mit strenger Limitierung der Emissionen globale Fortschritte bringen.

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