Dübel-Erfinder Artur Fischer gestorben: Ein deutscher Düsentrieb

Fischertechnik, Dübel, Blitzlicht - über 1.100 Patente hat Artur Fischer angemeldet. Jetzt ist der Unternehmer und Firmenpatriarch mit 96 Jahren gestorben.

Fischer mit Dübel in der Hand

Der Erfinder und sein Werk in den 60er Jahren. Foto: dpa

BERLIN taz | Nachkriegsdeutschland: Josef Neckermann erfindet den Versandhandel, Hans Glas das Goggomobil – und Artur Fischer den Dübel. Sie gehören alle zu einer Generation Erfindern, die beim westdeutschen „Wirtschaftswunder“ mitgeholfen haben. Nun ist Fischer mit 96 Jahren gestorben.

Patente-Köng, deutscher Düsentrieb, „er schuf aus dem Nichts ein Imperium“: An den Todestagen solcher Größen liest man viel Gutes über die Verblichenen. Fakt ist bei Fischer: Er erfand nicht nur den Kunststoff-Dübel und den Baukasten „Fischertechnik“, mehr als 1.100 Patente und Gebrauchsmuster hat er in Deutschland angemeldet, darunter auch das Blitzlicht für Fotoapparate.

Der vielgeehrte Unternehmer und Förderer junger Erfinder wurde am 31. Dezember 1919 im baden-württembergischen Waldachtal-Tumlingen geboren, dort lebte er auch bis zum Schluss. Nach Realschulabschluss, Schlosserlehre und Krieg ermöglichte ihm die Erfindung des Synchron-Blitzes den Aufbau einer eigenen Firma, die er 1948 in seiner Schwarzwald-Heimat gründete.

Zehn Jahre später gelang Fischer mit dem Dübel der nächste Coup. Er schuf auch Stahlanker, Bohrgeräte zementgebundene Befestigungen und Schrauben für die Heilung von Knochenbrüchen. Und zuletzt einen Eierbecher, in dem man mit einem Messer ein Ei köpfen kann, ohne dass dieses verrutscht.

„Ganz wichtig sind Partner - und Vertrauen“

Fischer kam noch bis zu seinem 95. Lebensjahr regelmäßig in sein Büro. Auch im hohen Alter machte er sich noch Gedanken über neue Entwicklungen. Das Europäische Patentamt zeichnete ihn deshalb 2014 mit dem Erfinderpreis in der Kategorie Lebenswerk aus.

„Ganz wichtig sind Partner - und Vertrauen“, sagte Fischer einmal in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur. „Ich hatte immer Partner, die mir vertraut haben, die mich mit Ideen und Geld unterstützt haben.“

Und wie kam er auf seine Erfindungen? „Indem man ein Defizit erkennt“, meinte Fischer. „Zweite Voraussetzung ist, dass man sich in ein Thema einlebt, das man nicht kennt.“ So sei es auch bei seiner wohl wichtigsten Erfindung gewesen, dem Dübel. Das Geheimnis des Plastikstifts? „Wir haben nur das beste Material genommen, den besten Kunststoff, der erhältlich war. Damit konnten wir Leistungen erreichen, die damals nicht üblich waren“, erklärte Fischer.

Sein Familienunternehmen hat heute mehr als 40 Tochtergesellschaften in 32 Ländern, über 4100 Beschäftigte und einen Umsatz von knapp 661 Millionen Euro pro Jahr. Seit 1980 führt Sohn Klaus die Geschäfte. „Artur Fischer widmete sich danach seiner Leidenschaft als Erfinder und entwickelte viele neue Produkte für das Unternehmen“, heißt es in einer Mitteilung die Fischerwerke.

Fischer wurde am Freitagmorgen im Familienkreis in Waldachtal-Tumlingen beerdigt. „Wir verlieren mit ihm unseren Ehrenbürger und einen echten Unternehmer und Erfinder, der unsere Gemeinde weltweit bekanntgemacht hat“, sagte ein Vertreter des 5700-Einwohner-Ortes am Freitag. (mit dpa und epd)

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