Druckerei in Hand von Neonazis: "Zuverlässige Leute"
Eine Online-Druckerei in Ulm ist bestens im Geschäft. Vor allem mit der rechtsextremen Szene. Die NPD gibt hier viele ihrer Broschüren und Flyer in Auftrag.
ULM taz |Günstig und schnell will die Online-Druckerei "Druck-Shop Ulm" sein. Bundesweit wird das Internetangebot der Firma "Lithographix" aus der baden-württembergischen Stadt angenommen. Mit dem Kosten-Leistungs-Verhältnis ist eine Partei ganz besonders zu frieden: Die NPD.
Landesverbände geben der Firma verschiedenste Druckaufträge. Der Firmeninhaber, Bernd Christoph, kommt aus der Szene. Sehr professionell wirken die Websites der beiden verwobenen Unternehmen. Auf den Startseiten von "Druck-Shop" und "Lithographix" finden sich keine Szenecodes oder -symbole.
In den 1990er Jahren trat Christoph offener auf. Er gab das Neonazifanzine "Stolz und Troie" heraus, von dem die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien einzelne Ausgaben indizierte. Heute ist der Firmeninhaber, der selbst bei Anrufe ans Telefon geht, zurückhaltender. "A: Geht das niemand was an. B: will ich das auch gar nicht sagen", antwortet er auf die Nachfrage der taz, ob er noch in der Szene ist.
Interne Mails der NPD, die der Redaktion zugespielt wurden, offenbaren, Christoph ist per Du mit dem Bundesvorsitzenden der NPD-Jugendorganisation "Junge Nationaldemokarten" (JN), Michael Schäfer, und der NPD-Landesvize in Baden-Württemberg, Alexander Neidlein und Janus Nowak. "Salve, jo geht klar" schreibt Christopher am 8. November 2010 Neidlein, der ihn bat, von einer PDF-Datei-Vorlage "400 Stück auf normales 80 gr. Papier" zu drucken.
NPD bestellte Wahlkampfmaterial
Am 20. Oktober vergangenes Jahr bestellt Schäfer 3000 Flugblätter bei ihm. "Hallo weißt du was, mach das bitte einfach fertig und mach mir einen guten Preis", schreib Schäfer. Bei Nowak fragt Christoph wegen einer Bestellung nach. "Servus Janus, na bereit zur Machtübernahme" begrüßt der Unternehmer den Parteifunktionär am 26. Januar 2011.
Die internen Mails, an die die Autonome Antifa Freiburg gekommen sind, belegen, dass auch weitere NPD-Strukturen Aufkleber, Flyer, Flugblätter und Wahlkampfmaterial bestellten. An den NPD-Verlag "Deutsche Stimme" lieferte "Lithographix" 10.000 Faltblätter. Knapp 1.200 Euro wurde der NPD-Sachsen-Anhalt am 20.10.2010 in Rechnung gestellt.
Die Daten zeigen auch, dass Nazimusiker wie "Fylgien" zum Kundenkreis gehören. "Das ist eine Firma von Nazis für Nazis", sagt ein Sprecher der Antifa Freiburg. Denn nach den vorliegenden Mails arbeitet bei "Lithographix" der JN-Bundesvize Lars Gold – nachweislich bis Januar 2011. Lange war der gelernte Drucker, bis ihn Sascha Jörg Schüler ablöste, auch JN-Landesvorsitzender.
2010 verspricht Christoph den JN-Aktivisten Thomas Baumann einen Vertrag zu senden und will gleich wissen ob er sich zutraue den Webshop zu pflegen. Im April wies das Landgericht Freiburg eine Klage gegen Baumann wegen "Vorbereitung eins Sprengstoffverbrechens" ab. "Wir haben Rechtsmittel eingelegt", sagt ein Sprecher der Staatsanwaltschaft der taz.
Die Autonome Antifa Freiburg hatte auch hier zuerst öffentlich gemacht, dass Baumann genügten Substanzen und Material erworben hatte um binnen weniger Stunden eine Bombe bauen zu können (taz berichtete). In der Szene hat die Druckerei längst einen guten Ruf. Im Szeneportal Thaizis.net heißt es zu "Lithographix": "Sehr zuverlässige Leute, seit Jahren in der Bewegung aktiv. Absolut unterstützenswert!".
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