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Druck beim Apple-LieferantenDie dunkle Seite des iPads

Die Firma Foxconn produziert in China für den Apple-Konzern das iPad. Eine Reihe von Selbsttötungen in der chinesischen Belegschaft zeigt die Arbeitsbedingungen in den Fabriken der Elektronikindustrie.

Bewerber für einen Job bei Foxconn. Viele Beschäftigte sind junge Wanderarbeiter, die mit der bedrückenden Situation nicht zurechtkommen. Bild: ap

Fans des kalifornischen Technologiekonzerns Apple fiebern dem für Freitag geplanten Verkaufsstart des Tablet-Computers iPad in Deutschland entgegen. Außerdem munkelt man, dass Apple bei seiner diesjährigen Entwicklerkonferenz Anfang Juni in San Francisco sein neues iPhone 4G vorstellen werde. Allein bis Jahresende sollen davon 28,5 Millionen Stück produziert werden, und zwar wie schon bisher in den chinesischen Niederlassungen des taiwanesischen Elektronikproduzenten Foxconn. Dort wird auch das iPad hergestellt, das in den USA allein in den ersten 28 Tagen eine Million Mal verkauft wurde.

Die Spannung in Foxconns gigantischem Fabrikkomplex im südchinesischen Shenzen ist anders geartet als bei den Fans des Konzerns mit dem angebissenen Apfel, der gemessen am Börsenwert gerade Microsoft als weltgrößte Technologiefirma abgelöst hat. Bei Foxconn geht momentan alles darum, ob es dem Produzenten für Apple und andere Elektronikweltmarken gelingt, die Serie von Selbsttötungen unter seinen chinesischen Beschäftigten zu beenden.

Im Mittelpunkt steht der Fabrikkomplex Longhua in Shenzen - zahlenmäßig die größte Fabrik der Welt. Eine "Stadt in der Stadt" mit Läden, Banken, Post, Kantinen, Schwimmbädern und Internetcafés, wo mehr als 300.000 Menschen arbeiten. Die meisten von ihnen sind junge Wanderarbeiter und -arbeiterinnen. Sie leben in Wohnheimen mit Massenschlafsälen.

Foxconn

Firma: Foxconn ist der weltgrößte Hersteller von Elektronikgeräten und -komponenten und gehört zum taiwanischen Konzern Hon Hai aus Taichung bei Taipeh. Hon Hai wurde 1974 gegründet und wird wie Foxconn vom 59-jährigen Gründer Terry Gou geleitet. Gou ist mit einem auf 5,9 Milliarden US-Dollar geschätzten Vermögen der reichste Taiwaner.

Auftraggeber: Für Foxconn arbeiten weltweit 800.000 Menschen, davon mehr als 400.000 in China. Mehr als 300.000 Mitarbeiter arbeiten allein im Industriekomplex Longhua in der südchinesischen Sonderwirtschaftszone Shenzhen bei Hongkong. Longhua gilt als größte Fabrik der Welt. Dort produziert Foxconn für viele der führenden Computer- und Handymarken: das iPhone, das iPad und den iPod für Apple, die Playstation 2 für Sony, die Wii-Spielekonsole von Nintendo, Platinen für Intel, Handys für Sony Ericsson, Nokia und Motorola sowie Computer für Dell, Hewlett-Packard und Apple. Foxconn ist Partner des deutschen Metro-Konzerns beim Aufbau der Media-Markt Kette in China.

Gewinn: 2009 machte Foxconn 61,9 Milliarden Dollar Umsatz und 1,74 Milliarden Gewinn. Letzterer konnte im ersten Quartal 2010 um knapp 35 Prozent gesteigert werden. Seit Jahresbeginn gab Foxconns Aktienkurs, auch wegen der Selbstmordserie, stark nach.

Mittwochnacht stürzte sich hier ein 23-jähriger Arbeiter aus der Provinz Gansu aus dem siebten Stock seines Wohnheimes, meldete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. Die Polizei spricht von Selbsttötung. Es ist damit der zehnte Foxconn-Beschäftigte allein in Longhua, der in diesem Jahr den Freitod wählte. Alle Opfer waren zwischen 18 und 24 Jahre alt, und alle starben durch einen Sprung aus Fabrik- oder Wohngebäuden.

Erstmals hatte im Juli 2009 der Freitod eines 25-jährigen Foxconn-Managers in Longhua Schlagzeilen gemacht. Er soll zuvor wegen des Verlusts eines iPhone-Prototypen vom Wachschutz bedrängt und geschlagen worden sein. Erst durch diesen Fall wurde der Öffentlichkeit überhaupt bewusst, dass Apple das iPhone bei Foxconn produzieren lässt.

Der jüngste Freitod des 23-Jährigen erfolgte, nur Stunden nachdem Foxconn-Chef Terry Gou erstmals in der Firmengeschichte Journalisten zum Besuch des Fabrikgeländes eingeladen und persönlich herumgeführt hatte. Bis dahin galt Longhua als "verbotene Stadt", zu der Fremde und vor allem Journalisten keinen Zutritt hatten. Die einzige legale Gewerkschaft gilt ohnehin als Handlanger des Managements. Noch im Februar wurde ein Reuters-Fotograf, der von außen Aufnahmen gemacht hatte, von Werkschützern getreten und bedroht.

Sprechverbot

Die Freitode lenken das Augenmerk auf die Arbeitsbedingungen bei Foxconn. Sie gelten als hart, stressig und öde, es herrscht ein militärischer Ton. Eine 21-Jährige aus Guangxi berichtete der im benachbarten Hongkong erscheinenden South China Morning Post: "Die Atmosphäre an unserem Arbeitsplatz ist deshalb so angespannt, weil wir zwölf Stunden lang nicht miteinander sprechen dürfen."

Eine 22-Jährige aus Hunan klagte über die Schnelligkeit des Fließbands: "Obwohl Foxconn uns immer pünktlich den Lohn zahlt und kostenloses Essen und Unterkunft gewährt, fühle ich mich leer und wie eine Maschine". Ein Praktikant der angesehenen Wochenzeitung Nanfang Zhoumo ("Südliches Wochenende") aus Guangzhou arbeitete 28 Tage undercover bei Foxconn und war schockiert. In seinem Schlafraum mit zehn Betten hätten sich die Arbeiter nicht einmal mit Namen gekannt.

Foxconn zahlt genau den staatlichen Mindestlohn von 900 Yuan (105 Euro). Dieser zwingt die Arbeiter zu möglichst vielen Überstunden. Die Sechstagewoche à zwölf Stunden ist deshalb eher die Regel als die Ausnahme. Nach ersten negativen Berichten ließ Apple bereits 2006 die Bedingungen bei Foxconn untersuchen, war aber insgesamt zufrieden. Dennoch hatte damals schon ein Viertel der Arbeiter nicht den einen im Apple-Kodex vorgesehenen freien Tag pro Woche, und in 35 Prozent der Fälle betrug die wöchentliche Arbeitszeit mehr als 60 Stunden.

Vergangene Woche wiesen neun chinesische Sozial- und Arbeitswissenschaftler in einem offenen Brief auf das Schicksal junger Wanderarbeiter hin. Diese fänden auf dem Land keine Arbeit und sähen keine andere Alternative, als in den Städten schlecht bezahlte und perspektivlose Jobs anzunehmen. "In dem Moment, wo sie wenig Möglichkeiten sehen, sich durch harte Arbeit in den Städten ein Zuhause zu schaffen, bricht die Bedeutung ihrer Arbeit in sich zusammen." Der Weg nach vorn sei blockiert, der Rückweg versperrt. Andere verwiesen darauf, dass die heutige Generation der Wanderarbeiter anspruchsvoller und direkter mit dem für sie unerreichbaren Wohlstand konfrontiert sei.

Foxconn verweist darauf, dass sich in Longhua monatlich mehrere tausend Menschen bewerben. Selbst Arbeiteraktivisten aus Hongkong bescheinigen Foxconn, nicht schlechter als andere Firmen im Perlflussdelta mit seinen Mitarbeitern umzugehen und ihnen sogar eine kostenlose Krankenversicherung zu bieten. Firmenboss Gou weist alle Vorwürfe wegen schlechter Arbeitsbedingungen kategorisch zurück und will partout keinen Zusammenhang zu den Selbstmorden sehen. Er führe "keine Fabrik voll Blut, Schweiß und Tränen", sagte er zu Wochenbeginn vor der Presse in Taiwan.

Normalerweise spricht der öffentlichkeitsscheue Gou nicht mit Journalisten. Das Wall Street Journal ließ er fünf Jahre lang auf ein Interview warten. Später bescheinigte ihm das Blatt bei Foxconn "die Macht eines Warlords". Gous Problem ist, dass Foxconn stärker im Licht der Öffentlichkeit steht, seit seine Firma für Apple den iPod produziert. Das jugendliche Image des innovativen Apfelkonzerns und seines beliebten Musikplayers will so gar nicht zu Chinas Arbeitsbedingungen passen. Mit der Produktion des iPhones und iPads nimmt die Aufmerksamkeit weiter zu.

Gutes Fließbandkarma

Laut Gou versuche Foxconn alles, den bedauerlichen Selbstmorden vorzubeugen - mit zum Teil fragwürdigen Methoden. So richtete Foxconn eine interne Hotline ein, schrieb 2.000 Stellen für Psychologen, Berater und Therapeuten aus, lud Mönche zu Segnungen und der Verbreitung eines positiven Karmas ein, lässt Fließbänder jetzt mit Musik beschallen und setzt Belohnungen für Mitarbeiter aus, die selbstmordgefährdete Kollegen melden. Zwischen Gebäuden wurden Netze gespannt, die Selbstmörder auffangen sollen, sofern diese nicht schon von Extrawachen abgefangen wurden.

Foxconn will so weitere 30 Selbsttötungen vereitelt haben. Da diese aber weitergehen, drängte der Elektronikgigant seine Mitarbeiter, eine entsprechende Erklärung zu unterschreiben, die die Southern Metropolis Daily aus Guangzhou abdruckte. Darin heißt es: "Ich verspreche, mich oder andere niemals in einer extremen Form zu verletzen." Mit der Unterschrift erteilten die Beschäftigten ihren Vorgesetzten auch eine Vollmacht, sie "zum eigenen Schutz oder dem anderer" in eine psychiatrische Klinik einzuweisen, sollten sie in "einer anormalen geistigen oder körperlichen Verfassung sein". Das Blatt zitierte einen Arbeiter: "Wenn ich Streit mit meinem Vorgesetzten habe, werde ich dann in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen?"

Noch am Mittwoch entschuldigte sich Gou für die Erklärung und versprach, diese nicht mehr einzusetzen. Die Selbsttötungen seien ein soziales Problem, für das Foxconn nicht verantwortlich sei, sagte er. Selbsttötungen würden nun mal zunehmen, sobald eine Gesellschaft wohlhabender werde. "Ich habe mit Psychologen gesprochen, die meinten, dass die Selbstmordrate bei Foxconn unterhalb der des Landes liegt," sagte er laut South China Morning Post.

Apple hat ein PR-Problem

Bereits am Dienstag hatte in Hongkong die Aktivistengruppe Sacom ("Schüler und Lehrer gegen das Fehlverhalten von Konzernen") vor einem Foxconn-Büro protestiert, iPhones aus Pappe verbrannt und zum Boykott des neuen 4G aufgerufen. "Wir wollen das Bewusstsein der Konsumenten wecken, welchen Preis Arbeiter für die Produktion des iPhones zahlen", sagte Debby Chan Sze-wan von Sacom.

Jetzt sah sich auch Apple zu einer Stellungnahme veranlasst. Sie soll vor allem beruhigen. "Wir sind traurig und erschüttert von den jüngsten Selbsttötungen bei Foxconn", sagte Apple-Sprecher Steve Dowling laut AP. "Apple sorgt sehr dafür, dass die Bedingungen in unserer Lieferkette sicher sind und Beschäftigte mit Respekt und Würde behandelt werden." Apple werde Foxconns Maßnahmen prüfen und weiter die Fabriken inspizieren. Doch selbst wenn Apple wollte, würde der Konzern die große Nachfrage nicht kurzfristig über andere Fabriken abdecken können.

"Die Löhne der Arbeiter sollten auf ein anständiges Niveau angehoben werden, damit sie nicht mehr so viele Überstunden machen müssen", fordert Geoffrey Crothall von der Organisation China Labour Bulletin in Hongkong. Das würde ihnen Zeit für soziale Aktivitäten und Entspannung geben und ermöglichen, ihre wie auch immer gearteten Probleme zu bearbeiten."

Foxconn und Apple sehen die Selbstmordserie vor allem als PR-Problem. Von Maßnahmen in die vorgeschlagene Richtung ist von ihnen so wenig bekannt wie von einer unabhängigen Untersuchung der Fälle.

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22 Kommentare

 / 
  • SS
    Stephan Seither

    Am 04.12.2011 habe ich der Redaktion der taz eine Mail geschickt, um mich über die damals neueste Prämie, "günstiges iPad" für Abo der Tageszeitung, zu beschweren - ein Werbebrief war mir Tage zuvor ins Haus geflattert - das Kurzzeitgedächtnis beim Verlag scheint nicht ganz zu funktionieren, oder wie ist diese seinerzeit ausgelobte Prämie, in Zusammenhang mit diesem Artikel hier, zu erklären? Eine Antwort auf meine Mail ist bis heute ausgeblieben - schade!

  • FT
    Fair Tec

    Wie bei Trans-Fair sollte es ein Label Fair-Tec geben, damit würden auch die Technologen mal zeigen das sie die Menschenwürde achten.Ebenso würde man nicht den Eindruck bekommen, das Apple-Produkte Spielzeuge der zukünftigen Technokraten-Generation sind, die uns Big Brother bescheren, wenn wir den nicht schon haben, siehe Vorratsdatenspeicherung.

    Außerdem wie sollen zukünftige Finanzkapitalisten sich ethisch verhalten, wenn ihre Unternehmerkollegen die Menschen wie die Lemminge in den Selbstmord treiben.Schon alleine nicht reden am Arbeitsplatz ist ein menschliches Horrorszenario.Und dann wenn die Menschen nicht funktionieren, sie in die Psychatrie überweisen, das erinnert an Stalinismus.Ich bin kein Apple-Fan, mein Computer war immer der gute alte IBM-Compatible.Falls es mal eine Giftliste geben sollte, werde ich sie mir genau anschauen, damit ich nicht bei Herstellern kaufe die, die Menschenwürde mit Füssen treten.

  • S
    Schöne-Neue-Welt

    Die Fortführung des Manchester-Kapitalismus auf hohem technologischen und organisatorischen Niveau feiert fröhliche Urstände ! "Unsere" Welt/Erde wird immer rücksichtsloser und unverschämter im Sinne des globalen Kapitalismus "umorganisiert und umstrukturiert". Die skandalösen Dumpinglöhne in China (und zunehmend auch in der EU) und das "Preisniveau" bei den Discountern stehen im unmittelbaren Zusammenhang. Wir EU-Bewohner leben von der Ausbeutung dieser geknechteten Chinesen. Wovon leben denn diese armen Menschen ? Das Model der globalen Superausbeutung gilt tragischer Weise auch für viele andere Branchen (Textil- , Autoindustrie, Landwirtschaft (Erdbeeren werden in deutschen Marmeladen bzw. Joghurts verarbeitet usw. usw. ...) Weshalb organisieren sich Parteien und Gewerkschaften nicht auch global und wirken diesem menschenverachtenden Wahnsinn entgegen ?

  • W
    WOP

    Apple polarisiert. Es gibt Apple-Fans und PC-Fans, zwischendrin sieht es eher mau aus. Ich gehöre zu den ersten und dies seit ca. zwei Jahrzenten. Diese Tage las ich öfters im Netz vom Apple-Zulieferer Foxconn und deren geschundenen Mitarbeitern. Mehrere Menschen haben sich bereits aufgrund der miserablen Arbeitsbedingungen umgebracht. Das ist traurig. Doch überall wird vom Apple-Zulieferer, iPhone-, bzw. iPad-Hersteller geschrieben. In Nebensätzen oder Infokästen erfahre ich, dass alle großen Computerhersteller, wie Dell, HP, Sony, Motorola und wie sie alle heißen dort produzieren lassen. Nun steht es auch in der taz, in derselben Art und Weise. Das ist Meinungsmache auf unterstem Niveau. Hier sind ALLE in der Verantwortung, nicht nur Apple.

    Ich will sogar die These aufstellen, falls Apple mit diesem Zulieferer nicht zusammen arbeiten würde, solche Meldungen eher zu den unwichtigen zählen würden...

  • N
    Nachdenken-ist-Pflicht

    Die Fortführung des Manchester-Kapitalismus auf hohem technologischen und organisatorischen Niveau feiert fröhliche Urstände ! "Unsere" Welt/Erde wird immer rücksichtsloser und unverschämter im Sinne des globalen Kapitalismus "umorganisiert und umstrukturiert". Die skandalösen Dumpinglöhne in China (und zunehmend auch in der EU) und das "Preisniveau" bei den Discountern stehen im unmittelbaren Zusammenhang. Wir EU-Bewohner leben von der Ausbeutung dieser geknechteten Chinesen. Wovon leben denn diese armen Menschen ? Das Model der globalen Superausbeutung gilt tragischer Weise auch für viele andere Branchen (Textil- , Autoindustrie, Landwirtschaft (Erdbeeren werden in deutschen Marmeladen bzw. Joghurts verarbeitet usw. usw. ...) Weshalb organisieren sich Parteien und Gewerkschaften nicht auch global und wirken diesem menschenverachtenden Wahnsinn entgegen ?

  • S
    spontan

    Wo das Problem liegt? Menschenunwürdige Lebens- und Arbeitsverhältnisse lassen sich nicht mit Quotientenbildung wegrechnen. Und dass Apple sich genau wie andere Firmen (man denke z. B. an Benetton vor einigen Jahren)ein sauberes Image bastelt, hinter dem in Wahrheit Lohnsklaverei steht, ist in jedem Fall berichtenswert.

  • M
    mir

    @ich: Und welcher Apple-Konkurrent verwendet keine Foxconn-Teile?

  • R
    Rolf

    ZUM KOMMENTAR VON "ICH"

    erst mal über statistiken nachdenken, bevor voreilige vergleiche angestellt werden! dein vergleichswert in Deutschland bezieht sich auf das Gesammtbild der Bevölkerung, bei den chinesischen Beschäftigten betrachtet man einen Ausschnitt von arbeitenden jungen Menschen, die doch wohl deutlich weniger zu einer Risikogruppe gehören sollte - oder???

  • N
    Nachdenken-ist-Pflicht

    Die Fortführung des Manchester-Kapitalismus auf hohem technologischen und organisatorischen Niveau feiert fröhliche Urstände ! "Unsere" Welt/Erde wird immer rücksichtsloser und unverschämter im Sinne des globalen Kapitalismus "umorganisiert und umstrukturiert". Die skandalösen Dumpinglöhne in China (und zunehmend auch in der EU) und das "Preisniveau" bei den Discountern stehen im unmittelbaren Zusammenhang. Wir EU-Bewohner leben von der Ausbeutung dieser geknechteten Chinesen. Wovon leben denn diese armen Menschen ? Das Model der globalen Superausbeutung gilt tragischer Weise auch für viele andere Branchen (Textil- , Autoindustrie, Landwirtschaft (Erdbeeren werden in deutschen Marmeladen bzw. Joghurts verarbeitet usw. usw. ...) Weshalb organisieren sich Parteien und Gewerkschaften nicht auch global und wirken diesem menschenverachtenden Wahnsinn entgegen ?

  • H
    hdtom

    In der Tat ist es erstaunlich, dass Kritik an Arbeitsbedingungen in Asien immer dann besonders deutlich auf die Titelseiten wandert, wenn sich diese mit den Produkten von Apple verbinden und damit auflagensteigernd vermarkten lässt. Kommt mir dann doch zu scheinheilig einher - über die Produkte anderer Hersteller, die sicherlich auch nicht in Bottrop gefertigt werden, hört man nichts, es findet nicht mal eine Erwähnung bzw. ein Vergleich statt. Apple-Bashing in seiner Reinform. Wo und unter welchen Bedingungen wird noch das Produkt (bitte nach Wunsch einsetzen) hergestellt.

  • M
    Matthias

    vielen dank für die ein- und ansichten eines angehörigen der "geiz-ist-geil, psII- und spaß"-generation. hier geht es um menschenleben! die (mal wieder) dem schnöden mammon geopfert werden (friss oder - stirb..). wie würden der kommentar aussehen, wenn es sich um einen angehörigen gehandelt hätte? ich bezweifle, daß dann irgendwelche statistische rechnungen aufgestellt werden würden... nein - an den geräten klebt blut (und leider an denen von vielen andern herstellern auch). sicher, es ist faktisch kaum mehr möglich noch elektronikprodukte zu erwerben, die nicht in china hergestellt worden sind. aber umso dringender ist es, auf die asozialen bedingungen hinzuweisen, unter denen diese geräte hergestellt werden. und massiv druck zu machen. auf dass sich diese zustände für die arbeiter die ganz unten, am band stehen, spürbar und REAL verbessern. nicht nur auf dem papier! egal, was wann wo auf den markt kommt.

    und noch zu apple - ich gehe (aus eigener erfahrung mit diversen audits) davon aus, daß foxconn über den kontrollbesuch informiert war. die herren von apple hätten gut getan, ihren besuch ohne vorankündigung und unter geheimhaltung durchzuführen. u.u. wäre einiges eher ans tageslicht gekommen und einige arbeiter wären jetzt noch am leben. - so den herren aus amerika denn auch wirklich etwas daran liegt...

  • H
    helgo

    Eure Apple-Phobie ist wirklich lächerlich, und es ist geschmacklos, diese Phobie an einem so ersten Thema aufzuhängen.

  • B
    Brotaktivist

    Journalistisch mal wieder wieder gegen Null.

    Sehr schwach alles nur auf Apple zu beziehen. Nintendo, Sony etc. lassen übrigens KOMPLETT bei Foxcoon fertigen.

     

     

    Ich glaub die TAZ entwickelt so langsam zur Bild PRO. Hauptsache steht "Apple" im Blog.... *klick klick*

  • P
    Philipp

    Um den Gedanken mit den Selbstmordraten aufzugreifen:

    Ich finde nicht, dass es wichtig ist, wie viele Leute sich umbringen in der Fabrik. Die Arbeitsbedingungen sind unmenschlich, egal ob 10 oder 50 Leute deswegen vom Dach springen. Die Selbstmorde haben geholfen, das öffentliche Interesse zu wecken.

    Es ist auch völlig klar, dass andere Unternehmen unter ähnlichen Bedingungen produzieren lassen, vielleicht noch schlimmer. Das Problem ist auch bestimmt nicht auf die Computerbranche beschränkt.

     

    Es bleibt: Die gesamte Weltöffentlichkeit ist aufmerksam geworden und es besteht die Chance ein Zeichen zu setzen. Ein Boykott, wie von der chinesischen Organisation verlangt, wäre die richtige Entscheidung. Ganz unabhängig von Apple, iPads oder Selbstmorden würde es dabei auch um die Entwicklung eines bisher leider unterrepräsentierten politischen Machtinstrumentes gehen. Wer heute die arbeitsrechtliche Verhandlungsposition von 300000 chinesischen Arbeitern stärkt, hat morgen 300000 chinesische Arbeiter im Rücken, wenn es um die Bedingungen am eigenen Arbeitsplatz geht. Der FoxConn Zwischenfall bietet eine historische Chance, die in dieser Art und handlungstechnischen Klarheit relativ selten ist.

  • M
    McMac

    Mag mensch zu Apple stehen wie er will - ich selbst bin großer Apple Fan - an seiner Verantwortung für Umwelt und Mensch kann sich kein Konzern entziehen. Auch wenn Apple bereits viel gerade für umweltschonende Produktion und sozialeren Umgang mit Arbeitern getan hat, kann es doch nur so viel sein wie es die kapitalistischen Regeln zulassen. Daher ist die Kritik an Apple durchaus berechtigt. Nicht berechtigt ist dagegen, ausschließlich Apple zu kritisieren. Aber haben wir uns nicht längst daran gewöhnt, dass wann immer ein neues Produkt auf den Markt kommt, sich irgendein Journalist kaufen lässt und ein wenig herumstänkert? Wenn wir schon über diese Dinge reden, dann erstens genauer analysieren und zweitens im Kontext sehen. Wer sich nicht benimmt gehört abgestraft. Das gilt auch für Apple. Doch sind hier Zusammenhänge verantwortlich, die weit mehr Verantwortliche hat als die Elite eines Konzernes. Letztlich ist jeder einzelne von uns dafür verantwortlich! Dieser Verantwortung werden wir jedoch nicht gerecht, wenn wir bestimmte Produkte boykottieren und mit Fingern auf Manager zeigen. Diese Dinge werden wir erst ändern können, wenn es Manager oder Profitinteressen nicht mehr gibt.

  • KN
    kein name

    Hallo liebe Taz,

    wie fühlt es sich für ein journalistisches Machwerk an, wenn die Kommentare informativer sind als der Artikel?

    Lg

  • H
    Hagen

    Wen interessiert schon, wenn in China einige Leute Selbstmord begehen. Wir habe genug eigene Probleme.

  • M
    mir

    @ich: du willst doch nicht ernsthaft die quote foxconn (china) mit der deutschen durchschnitts-quote vergleichen??? nicht nur deutsche medien berichten darüber, btw.

     

    vergleiche, beispielsweise mit anderen durchschnittsquoten finde ich realitätsfern.

     

    die selbsttötungen (gerade die auf dem firmengelände) scheinen mehr protest gegen die arbeitsbedingungen, als alles andere.

     

    etwas für den gesunden menschenvertand: wir wollen tolle, neue aber billige bzw. erschwingliche geräte - ergo: produktions, mehr noch lohnkosten müssen immer weiter sinken.

     

    firmen wie Microsoft, Amazon, Dell, HP, Motorola, Sony, LG, Vizio und Apple sollten ihren enormen einfluss und ihre finanzkraft lieber nutzen, die bedingen zu verbessern, oder?

  • H
    hgs

    Liebe taz,

    ein ganz netter Artikel, aber dieses mit dem iPad und nur mit Apple in Verbindung zu setzen, ist keine ausgewogene Sicht auf die Dinge.

     

    Schuld ist unsere globale Wirtschaftsentwicklung. Die Firma Foxconn ist ein Auftragshersteller! In anderen Branchen, wie bei Textilien für die Modehäuser oder Schuhe für z.B. NIKE gibt es ähnliche Unternehmensmodelle.

     

    Daher sollte man auch andere PC Hersteller an den Pranger stellen!!!Denn Foxconn produziert auch für HP, Sony, DELL, Metro, Medion und und und (die Liste ist unendlich lang), sowie für das kommdende Google Android-Tablet...

     

    Es sind mehrere Selbsttötungen und Versuche, die sich allein in diesem Jahr im chinesischen Werk Shenzhen ereignet haben. Arbeiter und Aktivisten werfen dem Konzern unerträgliche Arbeitsbedingungen vor. Das Unternehmen betreibt in Shenzhen den größten Produktionskomplex der Welt mit 420.000 Arbeitern – ich wiederhole 420.000 Bewohner bzw. Arbeiter auf engsten Raum, fast alle von ihnen sind unter 25 Jahre alt, viele sind noch Teenager. Das sind Abartige entwicklungen, die man nicht Apple in die Schuhe schieben kann, da bitte ich dies als ein allgemeines Problem zu sehen und nicht alleine auf dem Erfolg einzelner Produkte auf dem Haus Apple..

  • M
    Michel

    http://www.zdnet.com/blog/foremski/media-gets-its-facts-wrong-working-at-foxconn-significantly-cuts-suicide-risk/1356

     

    "Media gets its facts wrong - working at Foxconn significantly cuts suicide risk"

  • J
    JOHANNA

    Scheint wirklich so zu sein. Ein PR-Problem, wenn Menschenleben beim Hersteller für den Konsum des ipad zerstört werden.

    Diesr Konsum soll dem Käufer aber das Gelfühl geben zur guten Seite der Menschheit zu gehören: aufgeklärt, smart, kaufkaräftig.

    Bisher hat sich Apple wenig um soziale und ökologische Belange geschert. Gemessen am Umsatz. Ich sehe den Konzern in der Pflicht sich um eine umfassende Lösung dieser sozialen Probleme zu bemühen.

  • I
    ich

    In Deutschland begeht jährlich jeder 7450. Einwohner Selbstmord.

    In dieser Fabrik arbeiten 300.000 Menschen. Diese 11 Selbstmörder innerhalb von 6 Monaten ergeben rechnerisch, dass dort jeder 13600. Beschäftigte Suizid begeht. Demzufolge liegt die Selbstmord-Quote dieser Firma 1,8 mal UNTER dem Deutschen Durchschnitt.

    Wo also liegt das Problem?

    Mir scheint, als ob Apple-Konkurrenten den aktuellen Foxconn-Medienhype inszenieren, um zwei Wochen vor der Produktvorstellung des neuen iPhone-Modells Negativpropaganda verbreiten zu wollen. Und die Deutschen Medien stürzen sich auf das Thema wie Durstende in der Wüste. Vorzeitiges Sommerloch-Fieber?