: Drogenbande ermordete Richterin
■ „Lieber ins Grab als in die USA“ / Kolumbiens Regierung verspricht Schutz für Richter und Sonderprozesse
Medellin/Bogota (afp) - Zu dem Mord an der kolumbianischen Richterin Maria Helena Diaz hat sich die mit dem Drogenhandel verquickte Geheimgruppe „Los Extraditables“ (Die Auslieferungsgeweihten) bekannt. Unterdessen haben die Angestellten der kolumbianischen Justizbehörden am Dienstag ihren 24stündigen Streik beendet, nachdem die Regierung unter dem Eindruck des Richterinnenmords und des Streiks neue Sicherheitsmaßnahmen und die Konzentration schwerwiegender Drogenprozesse an einem Sondergericht in Bogota zugesagt hat.
In einem offenen Brief an den Präsidenten des Nationalverbands der im Justizwesen Beschäftigten (ASONAL), Antonio Suarez, bekräftigten die „Auslieferungsgeweihten“ ihre Losung: „Wir ziehen ein Grab in Kolumbien dem Kerker in den USA vor.“ Die Ermordung von Frau Diaz wird in dem Brief als „Exekution“ bezeichnet.
Die „Auslieferungsgeweihten“ hatten sich erstmals während der Regierungszeit von Präsident Belisario Betancur (1982/86) gemeldet, als ein Dutzend „Capos“ (Bosse) des kolumbianischen Drogenhandels an die US-Justiz ausgeliefert wurde, die sie zu langen Haftstrafen verurteilte. Die von ihnen ausgelöste innenpolitische Diskussion erreichte ihren Höhepunkt, als der Oberste Gerichtshof des Landes das Auslieferungsabkommen zwischen Bogota und Washington als verfassungswidrig einstufte und den Auslieferungen damit die juristische Grundlage entzog.
Trotz der Aussetzung der Auslieferungen sind viele Richter ermordet worden; andere mit Drogenprozessen befaßte Juristen traten von ihren Ämtern zurück oder gingen ins Ausland. Die im Land verbliebenen bekamen regelmäßig Drohbriefe oder -anrufe.
So war der Mord an der Richterin Diaz nur noch ein Auslöser für den Streik der Justizbeschäftigten. Der Vorsitzende ihres Verbands, Suarez, erklärte das Ende des Ausstandes, nachdem er am Dienstag bei einem Gespräch mit Justizministerin Monica de Greiff und Vertretern der Polizeispitze Zusagen für die Sicherheit der Bedrohten erhalten hatte. So sollen besonders gefährdeten Richtern Büros und Wohnungen auf dem Gelände von Polizeianlagen zur Verfügung gestellt werden. Außerdem wurden ihnen Polizeieskorten und gepanzerte Fahrzeuge versprochen.
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