Dresdner Friedenspreis 2019: Ehrung für das „Napalm-Girl“
Das Mädchen des weltbekannten Fotos aus dem Vietnam-Krieg wird für die Versöhnungsarbeit ausgezeichnet, mit der sie ihr Schicksal positiv wendete.
Sie ist das als „Napalm-Mädchen“ bekannte zivile Opfer eines südvietnamesischen Fehlangriffes auf ein Dorf nordwestlich von Saigon im Jahr 1972.
Der vietnamesische Fotograf Nich Út, der damals im Auftrag von Associated Press in dem Gebiet unterwegs war und später ihn die USA übersiedelte, schoss das berühmte Foto. Es ging um die Welt und wurde zum Zeugnis für die Schrecken des Vietnam Krieges.
Út bekam dafür im Jahr drauf den renommierten Pulitzer-Preis. Er selbst hatte sich nach seiner Aufnahme des schwer verletzten Mädchens angenommen und es in ein Krankenhaus begleitet.
Dort gingen die Ärzte davon aus, dass Kim, deren Körperoberfläche zu 30 Prozent von der Brandwaffe Napalm verbrannt war, kaum zu retten sei. Erst nach 14 Monaten der Hauttransplantationen konnte sie das Krankenhaus verlassen, erst zehn Jahre später sich überhaupt wieder vollständig bewegen. Noch heute wird sie medizinisch behandelt.
„Ich wollte sterben,“ erinnert sie sich. Sie lebt seit 1992 in Kanada, wo sie mit ihrem vietnamesischen Mann politisches Asyl erhielt, und musste erst lernen, mit dem berühmten Bild umzugehsen und dass sie ihm einfach nicht entkommen kann.
„Wenn ich allein bin, meide ist das Bild,“ sagt Kim. Doch sie erkannte in dem Foto auch für sich einen Auftrag. „Ich kann damit auch für den Frieden arbeiten, das ist meine Vision.“
Versöhnung statt Verbitterung und Hass
Seit inzwischen vielen Jahren engagiert sich Kim für Versöhnung und kümmert sich mit einer eigenen Stiftung um Kinder aus Kriegsgebieten. Sie reiste als UN-Botschafterin um die Welt und baut mit ihrer Stiftung Schulen, Waisenhäuser und medizinische Einrichtungen. Dies Engagement honoriert jetzt der Dresdner Friedenspreis.
„Wir leben in Zeiten, in denen der Hass grassiert. Aber immer wieder sind es gerade Opfer von Gewalt, und Krieg, die sich dem Hass verweigern. Sie zeigen menschliche Größe, die alle Hass-Prediger beschämt. So wie Kim Phuc Phan Thi es tut und damit zu einem weltweiten Vorbild geworden ist,“ heißt es in der Begründung.
Sie selbst sei lange voll Hass und Verbitterung gewesen, sagt sie von sich, bevor sie zum Christentum fand. Heute sagt Kim: „Ich bin sehr dankbar, dass ich noch lebe, dass ich aus dem Erlebten lernen, einen Weg finden konnte, anders mit Verletzungen, Schmerzen und der Quälerei umzugehen.“
Durch Menschen, die verbittert seien, entstehe Hass und Gewalt und das führe zu Krieg. „Wenn selbst ein kleines Mädchen nach so einem Erlebnis Liebe, Hoffnung und die Fähigkeit zur Vergebung lernen kann, kann es jeder,“ glaubt Kim.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Jeder fünfte Schüler psychisch belastet
Wo bleibt der Krisengipfel?
Krieg in der Ukraine
USA will Ukraine Anti-Personen-Minen liefern