Draußen feiern muss drin sein: Toleranz statt Kontrolle

Auch eine extra ausgewiesene Fläche für Freiluft-Partys wird nicht verhindern können, dass es immer AnwohnerInnen gibt, die sich beschweren.

Bei schönem Wetter ist der Osterdeich täglich voller Menschen. Sie grillen und grölen auch manchmal, haben Gitarren, Ghetto-Blaster oder Fußbälle dabei und hinterlassen Tag für Tag eine Menge Müll an der Weser. Vor allem Letzteres ist unnötig und ärgerlich; schließlich werden die meisten dieser Menschen zu Hause einen Mülleimer benutzen. Warum das draußen nicht geht, ist ein Phänomen – um das es hier allerdings nicht gehen soll. Viel wichtiger ist nämlich: Hier treffen sich Menschen auf einer öffentlichen Freifläche, und niemanden stört’s.

Warum stören sich also Menschen daran, wenn auf ebenfalls öffentlichen, aber weit entlegenen Flächen, die keineswegs inmitten von Wohngebieten liegen, junge Leute feiern wollen? Gründe dafür scheint’s nicht zu geben: Die Senator-Apelt-Straße ist umgeben von Logistik-Gewerbe, LKWs, Containern, einem Güterbahnhof – dort befindet sich kaum Wohnbebauung, und vor allem: Dort ist es sowieso Tag und Nacht ziemlich laut. Und wer im Baustellenbereich der Autobahn 281 lebt, wird auch in partylosen Nächten ohne Ohropax nicht gut schlafen können.

Das Ganze riecht eher nach Misstrauen und Regulierungswahn – dabei haben die ehrenamtlichen OrganisatorInnen der aufgelösten Freiluft-Partys mit der Wahl der Örtlichkeiten durchaus Verantwortungsgefühl und Rücksichtnahme gezeigt; sie haben ja nicht ohne Grund Orte gewählt, die so abgelegen und menschenleer wie möglich sind.

Wenn nun erst einmal Flächen vorgeschlagen werden, die wiederum durchs Bauressort, durch Ortsämter und Beiräte müssen und rechtliche Grundlagen in der Innendeputation diskutiert werden, dann ist wahrscheinlich nicht nur dieser, sondern auch der nächste Sommer bereits vorbei.

Und: Auch eine extra ausgewiesene Fläche für Freiluft-Partys wird nicht verhindern können, dass es immer AnwohnerInnen gibt, die sich beschweren. Sie wird auch das Problem mit dem Müll nicht verhindern können – der Osterdeich ist das beste Beispiel dafür.  SIMONE SCHNASE

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Jahrgang 1971, war von 2012 bis 2021 Redakteurin und CvD für taz bremen und taz nord. Hat davor erst in Osnabrück und dann im Emsland fürs Radio gesprochen und gebloggt sowie für die Magazine „Stadtblatt“ und „Emskopp“ geschrieben. Erhielt 2012 den zweiten Alternativen Medienpreis für den Emskopp-Beitrag „Die Emslandlager und ihre Folgen – eine Geschichte von 1933 bis in die Gegenwart“

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