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Drakonisch in Jakarta

■ Indonesien schließt 38 Banken. Volkswirte kritisieren die anhaltend hohen Zinsen

Jakarta (rtr) – Die indonesische Regierung hat 38 notleidende Banken geschlossen, um den angeschlagenen Finanzsektor des Landes zu stabilisieren. Die Banken seien „zutiefst insolvent und ohne Aussicht, ihre Finanzkraft wiederzuerlangen“, sagte Finanzminister Bambang Subianto am Samstag in Jakarta. Deshalb seien sie mit sofortiger Wirkung geschlossen worden. Neun Institute würden mit frischem Kapital ausgestattet, sieben weitere vom Staat übernommen. 73 Banken betrachte die Regierung als gesund. Der Internationale Währungsfonds (IWF), der ein Hilfspaket von mehr als 40 Milliarden Dollar für den in eine Finanzkrise geratenen Staat zusammengestellt hat, lobte die Maßnahmen.

Volkswirte zeigten sich dagegen in ersten Kommentaren skeptisch. Das Programm sei nötig, aber nicht ausreichend, sagte Muhammad Chatib Basri von der Universität von Indonesien. „Das wird in den kommenden sechs Monaten nicht viel Wirkung auf die Volkswirtschaft haben, weil die Banken bei diesen hohen Zinsen ihre Ausleihungen nicht fortsetzen können“, sagte der Wissenschaftler. Verzinsungen bis zu 37 Prozent Zins auf Zentralbankpapiere saugten alle Liquidität auf, sagten Volkswirte. Auch Budi Hikmat von Bahana Sekuritas verwies auf das Problem der hohen Zinsen. „Wir können nicht erwarten, daß die Wirtschaft sich bald erholt, wenn so ein Problem nicht rechtzeitig gelöst wird“, sagte er.

Die sieben verstaatlichten Banken seien große Institute mit einem weitverzweigten Filialnetz, sagte der Finanzminister. Der Staat habe sie übernommen, um die Störungen im Zahlungssystem möglichst gering zu halten. Die früheren Eigentümer hätten damit keinen Einfluß mehr auf die Geschäfte dieser Banken.

Der für die Region Asien-Pazifik zuständige IWF-Direktor Hubert Neiss sagte, das Maßnahmenpaket sei ein entscheidender Durchbruch bei dem Vorhaben, in Indonesien wieder einen tragfähigen privaten Banksektor aufzubauen. Vom Umbau des Bankensektors hängt es unter anderem ab, ob Indonesien Zahlungen im Rahmen des internationalen Hilfspakets erhält.

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