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Sonderausgaben

Dossier Sachsen-Anhalt am 04. Juni 2021 (K)ein verlorenes Land

In Sachsen-Anhalt wird ein neuer Landtag gewählt. Mit guten Nachrichten rechnen die wenigsten am Wahlabend nach der Abstimmung. Aber ist dort wirklich alles schlecht?

Protest aus der Zivilgesellschaft: Demonstration gegen die AfD vom Bündnis #unteilbar in Halle. Foto: Peter Endig/dpa

Von ANDREAS RÜTTENAUER

Über 24 Prozent der Stimmen konnte die AfD bei der Landtagswahl vor fünf Jahren auf sich vereinen. Davor gab es Abstimmungen mit grauenhaft hohen Stimmenanteilen für die rechstextreme Deutsche Volksunion. Was ist da los? Ist Sachsen-Anhalt ein verlorenes Land? Keineswegs. Ein spannendes Land ist es. Am 4. Juni 2021 wollen wir es in der taz vorstellen. Da erscheint auf zwölf Seiten ein Länderdossier zu diesem Bindestrichland.

Das Land der Frühaufsteher

Dessen Geschichte ist nicht allzu lang und so tun sich die Bewohner:innen von Sachsen-Anhalt immer noch schwer damit, sich mit ihrem Land zu identifizieren. Die bisweilen allzu stolzen Sachsen haben in den 30 Jahren seit der Vereinigung eine Identität ausgebildet, wie man sie im Nachbarland noch immer vergeblich sucht. Doch es tut sich etwas.

Michael Bartsch hat sich auf Spurensuche begeben durch „das Land der Frühaufsteher“. Bis 2013 warb Sachsen-Anhalt so für sich. Alle in der Republik kannten den Werbeclaim, alle kennen Luther und beinahe alle haben einmal vom Bauhaus gehört. Wenn es da einmal ein Jubiläum zu feiern gilt, richten sich die Augen nach Eisleben, Wittenberg oder Dessau. Wenn die Feierlichkeiten zu Ende sind, rückt Sachsen-Anhalt wieder an den Rand der öffentlichen Aufmerksamkeit.

Solidarität und Engagement

Dabei haben es diejenigen, die sich für ein Miteinander engagieren, die große Ideen in kleinen Projekten verwirklichen, gewiss verdient, wahrgenommen zu werden. Landeskorrespondentin Sarah Ulrich stellt sechs solche Akteur:innen vor, und führt so den Beweis, dass es eine lebendige Zivilgesellschaft in Sachsen-Anhalt gibt. Eine solche formiert sich gerade auch in Halle nach dem Anschlag auf die Synagoge, der 2019 die Welt erschüttert hat. Wie sich jüdisches Leben zwischen Magdeburg und Dessau anfühlt, auch das wollten wir wissen. Das weite Land mit seinen riesigen Agrarbetrieben gehört zu den bekannteren Bildern, die man von Sachsen-Anhalt hat. Wie schwer es die kleinen Höfe in einer Gegend haben, in der Bodenspekulation die Preise für die Felder in die Höhe treibt, ist auch ein Thema für das Länderdossier.

Vorurteile und Klischees

Dass Kölner Düsseldorfer nur bedingt leiden können, gehört zu den am weitest verbreiteten Klischees der Republik. Vom Städtewettstreit zwischen Halle und Magdeburg sollte man indes auch mal gehört zu haben. Und auch davon, wie es sich anfühlt, als Reporter aus dem tiefen Westen über freiwillige Feuerwehren im tiefen Osten zu schreiben. Es sei an dieser Stelle schon verraten: es kann inspirierend sein. So wie das ganze Land.