Dos-Santos-Clan im Exil: Streit um Angolas toten Herrscher

Eduardo dos Santos regierte Angola jahrzehntelang. Nun will seine Familie ihn in Spanien begraben – denn die Töchter fürchten, verhaftet zu werden.

Ein Foto des ehemaligen angolanischen Präsidenten Jose Eduardo dos Santos ist in Luanda von Blumen umgeben

Dos Santos starb am vergangenen Freitag im Alter von 79 Jahren in Barcelona Foto: ap

LUANDA taz | Dass amtierende und ehemalige afrikanische Staatschefs in der Fremde sterben, kommt immer wieder vor. Dass sie nicht in afrikanischem Boden begraben werden, wäre aber beispiellos. Genau dies steht nun möglicherweise im Fall des Ex-Präsidenten von Angola, José Eduar­do dos Santos, bevor, und es unterstreicht die Feindschaft, die sich zwischen ihm und seinem Nachfolger João Lourenço aufgetan hat.

Dos Santos starb am vergangenen Freitag im Alter von 79 Jahren im spanischen Barcelona nach einer Krankheit. Er hatte Angola 38 Jahre lang regiert, von 1979 bis 2017, und in dieser Zeit einen der längsten Bürgerkriege Afrikas mit 800.000 Toten gewonnen. 2017 übergab er die Macht an seinen damaligen Verteidigungsminister Lourenço. Doch die beiden zerstritten sich, und nun äußert sich das in einem Streit über den Umgang mit dem Verstorbenen.

Ein Staatsbegräbnis schien eine Selbstverständlichkeit zu sein, und Präsident Lourenço setzte umgehend eine Kommission ein, um das zu organisieren. Die Hinterbliebenen wurden dazu eingeladen, einschließlich seiner Töchter Isabel und Weltitschia. Die leben im Exil, und Isabel muss fürchten, verhaftet zu werden, sobald sie angolanischen Boden betritt.

Die Familie des Toten lehnt das Staatsbegräbnis in Angola daher ab und beharrt darauf, Eduardo dos Santos in Barcelona beizusetzen. Dies habe er gewollt, und das müsse man respektieren, sagen sie. Angola hat nun eine Anwaltskanzlei engagiert, um die Beerdigung seines ehemaligen Präsidenten im eigenen Land zu erzwingen.

Schon bei dos Santos' Tod war die Familie misstrauisch

Sogar die Einladung des angolanischen Staats hat die in Portugal lebende 44-jährige Medienunternehmerin Welwitschia dos Santos geärgert. „Wer hat Ihnen die Frechheit erlaubt, mich zur Beerdigung meines eigenen Vaters einzuladen?“, schimpft sie in einer Telefonbotschaft an Präsident Lourenço, die an Journalisten versandt wurde.

Schon bei Eduardo dos Santos’ Tod, als dessen Ursache Herzversagen festgestellt wurde, war die Familie misstrauisch. Welwitschia verlangte eine Autopsie und erhob in Spanien Anklage gegen Dos Santos’ Witwe Ana Paula sowie seinen persönlichen Arzt wegen Mordversuchs.

Das Forensische Institut von Katalonien allerdings soll festgestellt haben, dass Dos Santos eines natürlichen Todes starb. Angolas Generalstaatsanwalt Helder Pitta Groz hat den angolanischen Staatsmedien mitgeteilt, eine Vergiftung sei ausgeschlossen. Die Witwe Ana Paula will nun auch, dass ihr verstorbener Mann in Angola begraben wird.

Eduardo dos Santos lebte seit 2019 in Spanien und war zuletzt krank. Er hatte zwei Jahre zuvor das Amt des Präsidenten an Lourenço übergeben. Lourenço startete umgehend einen Kampf gegen Korruption und kon­zen­trier­te sich dabei auf Dos Santos’ Familie.

Die 49-jährige Tochter Isabel war bis dahin Chefin der staatlichen angolanischen Ölgesellschaft Sonangol gewesen und galt zeitweise als reichste Frau in ganz Afrika. Ihr drohen nun Klagen in Angola und Portugal. Ihr 44-jähriger Bruder Filomeno, einst Vorsitzender des staatlichen Ölfonds von Angola, wurde 2020 zu fünf Jahren Haft wegen Betrugs, Geldwäsche und Vorteilsnahme verurteilt.

Der Antikorruptionskreuzzug wurde in Angola begrüßt, doch es war offensichtlich, dass der neue Präsident damit vor allem seine eigene Macht konsolidieren und die seines Vorgängers und dessen Familie zurückdrängen wollte. Im kommenden Monat stehen in Angola Wahlen an.

Dos Santos starb am vergangenen Freitag im Alter von 79 Jahren im spanischen Barcelona nach einer Krankheit.

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