Dortmund siegt gegen Wolfsburg: Der tolle Schuss

Nuri Sahin verarbeitet eine frustrierende Woche beim türkischen Nationalteam, indem er Borussia Dortmund zum 2:0 gegen den immer noch punktlosen VfL Wolfsburg führt.

Sahin (2 v. l.) wird von seinen Mitspielern für das fulminante 2:0 geherzt. Bild: dapd

DORTMUND taz | Ein niederländischer Trainer hat für das Fußballerleben von Nuri Sahin eine entscheidende Bedeutung. Bert van Marwijk verhalf dem im Sauerland geborenen Türken zum Bundesligadebüt mit 16 Jahren für Borussia Dortmund. Als Sahins Entwicklung beim BVB stockte, holte er ihn zu Feyenoord Rotterdam, wo van Marwijk inzwischen arbeitete. Seit seiner Rückkehr 2008 ist der Mittelfeldspieler nun eine feste und beständige Größe in Dortmund. So prägend Van Marwijk für die Laufbahn des 22-Jährigen war, so gering ist noch der seines Landsmannes Guus Hiddink.

Es ist auch mehr eine indirekte Art der Förderung durch den neuen türkischen Nationaltrainer. Hiddink lud Sahin zwar zu den beiden EM-Qualifikationsspielen der vergangenen Woche ein, verbannte ihn aber dann auf die Tribüne. "Es war nicht leicht für mich in den vergangenen Tagen. Und ich habe mir gedacht, heute zeigst du mal was", sagte Sahin nach dem 2:0 der Borussia gegen den VfL Wolfsburg. In einer fabelhaften zweiten Halbzeit überragte Sahin mit klugen Zuspielen und einem traumhaften Tor aus 25 Metern in der 50. Minute. Über den Schuss sagte er: "Da war alles drin. Frust, Freude, einfach alles."

Aufgrund der famosen Offensivleistung geriet in den Hintergrund, dass Sahin im Verbund mit dem zweiten defensiven Mittelfeldspieler (Sebastian Kehl, später Sven Bender) dem Wolfsburger Diego die Lust am Spiel nahm. Der Brasilianer fiel nur mit einem tollen Pass und einem Tritt gegen Kehl auf, der mit Gelb zu milde sanktioniert wurde. Vermutlich sagte Diego deshalb: "Die Situation ist schlecht, könnte aber noch schlechter sein."

Borussia Dortmund: Weidenfeller - Owomoyela, Subotic, Hummels, Schmelzer - Kehl (72. Bender), Sahin - Blaszczykowski (76. Götze), Kagawa, Großkreutz (85. Piszczek) - Barrios

VfL Wolfsburg: Benaglio - Johnson, Kjær, Barzagli, Schäfer - Cicero (53. Hasebe), Josué, Ziani (72. Dejagah), Diego, Mandzukic (77. Grafite) - Dzeko;

Zuschauer: 73.600

Tore: 1:0 Sahin (50.), 2:0 Kagawa (67.)

Unklar, wie Diego das meinen könnte, angesichts von null Punkten. Klar dagegen: Wolfsburg beklagt einen miserablen Saisonstart. "Neues System, neue Spieler, neuer Coach", bat Trainer Steve McClaren um Geduld. "Es braucht Zeit, aber wir hätten gedacht, dass es schneller geht." Manager Dieter Hoeneß sprach von "vielen Spielern, die weit unter ihren Möglichkeiten agieren", und nannte Cicero und den 12 Millionen teuren Simon Kjaer.

Der einzige Neuzugang, der beim BVB zu Beginn auf dem Platz stand, überzeugte dagegen wieder mit edler Technik bei höchstem Tempo. Shinji Kagawas erster Bundesligatreffer entschied ein Spiel, das nach Sahins Tor nur noch eine Richtung kannte. "Ich bin von der Reaktion meiner Mannschaft nach dem 0:1 enttäuscht", klagte McClaren über das fehlende Aufbäumen.

Der Engländer geriet aber auch ins Schwärmen. In der Bundesliga sei es genauso wie in der Premier League, es gebe keine leichten Spiele, niemand dürfe unterschätzt werden, sagte er Journalisten aus seiner Heimat. BVB-Trainer Jürgen Klopp begleitete die Ausführungen über weite Strecken mit einem Nicken. Als McClaren sagte, dass auch Borussia Dortmund unter den Mannschaften sei, die Meister werden könnten, stutzte er jedoch. "Das", korrigierte er seinen Kollegen, "ist eine krasse Fehleinschätzung." MARCUS BARK

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