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■ StandbildDoppelter Harald

IFA-Gala: „Hoppla Berlin“, Fr., 20.15 Uhr, ARD

Vor zwei Jahren hieß die Eröffnungsgala der Funkausstellung „Zwei im Zweiten“, gemeint waren Jauch und Gottschalk. Dieses Jahr zeichnet die ARD für die Sendung verantwortlich, und die hat es mir schwergemacht: Moderator Harald Juhnke ist nicht so leicht zu enttarnen wie die beiden postmodernen Pappkameraden. Zumal wenn er gleich zu Anfang einen Gag landet: Er freue sich, im Friedrichstadtpalast zu sein, und hoffe, „daß dieses Theater nicht geschlossen wird“. Dabei gehören die dumpfen Gesichter der Galagäste, die man zuweilen in der Großaufnahme träge klatschen sieht, mit Sicherheit zu der Fraktion, die bestimmt nichts gegen die Schließung des Schiller Theaters einzuwenden hat...

Schaut man die Gala im nachhinein an, und zwar so, daß man zwischen den Moderationen die Darbietungen der Interpreten sowie des schaurig zappelnden Fernsehballets mit Hilfe des schnellen Vorlaufs überbrückt, erhält man den Eindruck, wie vergleichsweise integer Juhnke seinen Job erledigt. Spuren von Irritation waren ihm jedoch anzumerken, als Harald Schmidt sich an seine Fersen heftete wie ein mit Leim bestrichenes Blatt Papier, das man ums Verrecken nicht loswird. Wie bei Freud der unbewußte Wunsch ist Harald Schmidts Dauerlächeln unzerstörbar. Sein Auftritt gleicht dem eines Jack in the box. Harald Schmidt markierte die einzige Stelle, an der man mental Luft holen konnte.

Und so kommt wieder alles zusammen: Im Zweiten gab es seinerzeit zwei Moderatoren, dank seiner Sparmaßnahmen kommt das Erste mit einem aus: einem doppelten Harald — der sich in Juhnke und Schmidt aufspaltete wie Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Eine von Juhnkes Schlußbemerkungen brachte ans Licht, daß auch er schon von der Kultur-Immunschwächekrankheit „Helmut Thoma“ (im Fachjargon „RTL“) befallen ist: Juhnke, der jetzt bei RTL unter Vertrag steht, bat den anwesenden Ulrich „Mr. Tagesthemen“ Wickert, bei all den Katastrophenmeldungen „doch jedesmal wenigstens eine positive Meldung“ zu verlesen.

PS.: Auch Harald II hat uns getäuscht. In einer der nächsten Shows wird Harald Schmidt sich enttarnen. Er ist in Wahrheit Günter Wallraff. Manfred Riepe

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