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Doppelporträt Canan Bayram/Hakan TasDas flüchtlingspolitische Dreamteam

Der Linke Hakan Taș und seine grüne Kollegin Canan Bayram sind ein beinahe unzertrennliches Duo in der Berliner Flüchtlingspolitik. Zwei Interviews.

Canan Bayram (Grüne) und Hakan Tas (Linke) Foto: Christian Mang
Interview von Alke Wierth

Interview 1: „Sie ist in der falschen Partei“

Hakan Taș über seine grüne Kollegin Canan Bayram.

taz: Herr Taș, was ma­chen die Grü­nen in der Flücht­lings­po­li­tik falsch?

Hakan Taș: Sie leh­nen – je­den­falls auf Bun­des­ebe­ne – das Kon­zept si­che­rer Her­kunfts­län­der nicht ohne Wenn und Aber ab.

Was macht Canan Bay­ram in der Flücht­lings­po­li­tik falsch?

Sie ist in der fal­schen Par­tei!

Wo sehen Sie den größ­ten po­li­ti­schen Un­ter­schied zwi­schen Ihnen bei­den?

Der größ­te Un­ter­schied ist, dass wir in ver­schie­de­nen Par­tei­en sind. An­sons­ten gibt es zwi­schen uns viele Über­ein­stim­mun­gen. Da un­se­re Par­tei­en bis­her beide in der Op­po­si­ti­on sind, klappt die Zu­sam­men­ar­beit gut. Und wenn wir nach den Wah­len in der ge­mein­sa­men Ko­ali­ti­on sind, wer­den wir auch wei­ter­hin gut zu­sam­men­ar­bei­ten.

Warum sind Sie ei­gent­lich nicht in derselben Par­tei?

Die Grü­nen tra­gen vie­les mit, wo ich nicht dabei sein könn­te – an­ge­fan­gen von den Bal­kan­krie­gen bis zu un­ge­rech­ter So­zi­al­po­li­tik – Stich­wort Hartz IV – oder Ko­ali­tio­nen mit der CDU. Ich war immer eher links ori­en­tiert. Und un­se­re Tür steht Canan stets offen!

Was wün­schen Sie Frau Bay­ram an­ge­sichts der kom­men­den Wahl?

Im Interview: Hakan Taș

Sprecher für Flüchtlinge und Partizipation sowie für Inneres, Sicherheit und Ordnung und Verfassungsschutz der Linkenfraktion im Abgeordnetenhaus für Berlin. Taș wurde 1966 in Kemah in der Türkei geboren und kam als 14-Jähriger nach Deutschland.

Ich wün­sche ihr viel Glück. Da wir in ver­schie­de­nen Wahl­krei­sen an­tre­ten, gibt es zwi­schen uns kein Kon­kur­renz­pro­blem. Und wenn wir ge­mein­sam auf Wahl­kampf­ver­an­stal­tun­gen sit­zen, er­gän­zen wir uns wun­der­bar ge­gen­sei­tig.

Be­nei­den Sie Frau Bay­ram um etwas?

Ja: um die Er­fah­run­gen, die sie als Mut­ter ma­chen darf.

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Canan Bayram über ihren linken Kollegen Hakan Taș:

„Er ist sehr emotional“

taz: Frau Bayram, was machen die Linken in der Flüchtlingspolitik falsch?

Canan Bayram: Es gibt inhaltlich viele Schnittmengen zwischen den Linken und uns Grünen. Wir haben in dieser Legislaturperiode ja auch viele gemeinsame Anträge im Abgeordnetenhaus gestellt. Die Linke positioniert sich aber manchmal nicht klar genug, weicht Konflikten aus.

Was macht Hakan Taş in der Flüchtlingspolitik falsch?

Hakan geht oft sehr emotional an die Themen heran. Er will schnell sein – ich prüfe oft genauer, was tatsächlich geht und was nicht.

Wo sehen Sie den größten politischen Unterschied zwischen Ihnen beiden?

Siehe oben: Als Juristin gehe ich oft gerade mit flüchtlingspolitischen Themen vielleicht etwas bedächtiger als Hakan um. Ich sehe meine Verantwortung darin, allen Beteiligten ihre Handlungsmöglichkeiten im rechtlichen Rahmen aufzuzeigen.

Warum sind Sie eigentlich nicht in derselben Partei?

Ich habe, als ich vor meinem Wechsel zu den Grünen 2009 noch als SPD-Mitglied im Parlament war, die rot-rote Koalition live miterlebt und gesehen, dass auch die Linke sehr hierarchisch strukturiert ist und arbeitet. Mir liegt das etwas Chaotische und Basisdemokratische, gleichzeitig aber auch Lebendigere bei den Grünen näher.

Im Interview: Canan Bayram

Seit 2006 Mitglied des Abgeordnetenhauses, zunächst als Sozialdemokratin, seit 2009 als Grüne und deren Sprecherin für Integration, Migration und Flüchtlinge. 1966 im türkischen Malatya geboren, kam mit sechs Jahren nach Deutschland.

Was wünschen Sie Herrn Taş angesichts der kommenden Wahl?

Ich wünsche ihm, dass er gute Politik macht.

Worum beneiden Sie ihn?

Eigentlich um nichts.

Das ausführliche Doppelporträt der beiden Berliner PolitikerInnen finden Sie am Dienstag, 19. Juli, in der gedruckten taz.

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