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Doppelagent beim BND3.500 Agenten verraten

Laut einem Medienbericht soll der im Juli enttarnte Spion beim BND eine Namensliste weitergegeben haben. Darauf standen tausende Klar- und Decknamen von Agenten.

Hier werden Agentennamen noch auf ordentlichen Listen gesammelt: BND-Zentrale in Berlin. Bild: dpa

BERLIN dpa | Der im Juli beim Bundesnachrichtendienst (BND) enttarnte Spion hat einem Medienbericht zufolge eine Namensliste mit Klar- und Decknamen von 3.500 BND-Agenten entwendet. Diese seien für die Abteilung „EA - Einsatzgebiete/Auslandsbeziehungen“ tätig gewesen, berichtete die Bild-Zeitung unter Berufung auf Sicherheitskreise.

Die als „streng geheim“ eingestufte Liste gebe den Stand der Agenten-Namen der Abteilung zum Jahresende 2011 wieder. Es sei noch nicht klar, ob der aufgeflogene Spion die Liste an einen anderen Geheimdienst verkauft habe, schrieb die Zeitung unter Berufung auf Ermittlerkreise weiter. Die BND-Pressestelle war in der Nacht für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

Dem Zeitungsbericht zufolge hatte der Mann die Namensliste zu Hause auf einer privaten Festplatte gespeichert, die bei einer Durchsuchung im Sommer sichergestellt wurde. Der Datenträger sei erst jetzt systematisch ausgewertet worden. Dem beim BND enttarnten Spion wird vorgeworfen, binnen zwei Jahren 218 Dokumente an US-Geheimdienstler verkauft zu haben.

Der Bundesnachrichtendienst beschäftigt nach eigenen Angaben rund 6.500 hauptamtliche Mitarbeiter. Die Abteilung EA versorgt demnach unter anderem die Bundeswehr bei Auslandseinsätzen mit Informationen zum Schutz deutscher und alliierter Soldaten.

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11 Kommentare

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  • wir überwachen uns doch selber, Microsoft hat jetzt zB eine Datei an die US Behörden gemeldet, dei haben die Meldung an die deutcshen Behörden weitergegeben, wenn Herr Schramm nun meint, wir sind von Stais Agenten eingekreist, wird er aauch wissen, dass permante Suchmaschinen die PCs weltweit absuchen, die Zeiten der Schlapphüten ist vorbei, heute sitzt der Spion in einem Grossraumbüro, vor sich ein paar Bildschirme und das andere Zeug, auf dem Schreigtisch hat der Agent die Fotos seiner Familie und essen tut er in der Kantine, heute braucht man keine unsichtbare Tinte mehr, wir Bürger liefern über FB;Twitter soviel Daten, unsere CC verraten, was wir essen, trinken, unser Navi zeigt dem Agenten unsere Wege, sogar unser Kühlschrank oder die Klospülung liefert Daten, also, der Spion der aus der Kälte kommt, hat ausgedient!

  • es ist wie im Krieg, von einer Einheit oder Divison sind max 10% wirklich im Einsatz, der Rest ist Etappe, also von den ob nun 6 oder 3.500 waren höchsten 600 oder 300 im Einsatz, eher weniger !

  • Eine gewaltige Untertreibung!

     

    Auch ohne die zahlreichen BND-BfV-BKA-IMs.

     

    Die offizielle BRD-Staatssicherheit, der BND-Stasi, "beschäftigt nach eigenen Angaben rund 6.500 hauptamtliche Mitarbeiter."

     

    Die Anzahl der Staats- Beamten (und Richter) lag bereits Mitte 2012 bei rund 1,7 Millionen.

     

    Davon sind 1,3 Millionen bei den Bundes-Ländern beschäftigt. Bei Gemeinden und Landkreisen mehr als 185.000 Beamte, knapp 180.000 Beamte sind Bundesbeamte.

     

    Rund 13 Prozent der Staats- beamten gehören dem Einfachen Dienst an.

     

    Die Mehrzahl, rund 37 Prozent, ist im Mittleren Dienst beschäftigt.

     

    Rund 34 Prozent der Beamten sind dem Gehobenen Dienst zugehörig. 16 Prozent der Staats- beamten sind im höheren Dienst beschäftigt.

     

    Die Tätigkeit der BND-Stasi reduziert sich nicht auf offizielle Zentralen und Zweigstellen. Seine Aktivitäten und sein Personal befindet sich auch in Ministerien, Behörden-Dienststellen, öffentlich-rechtlichen TV-Rundfunkanstalten und privaten TV- und Presse-Medien, in ausländischen Botschaften und Einrichtungen in der BRD, wie in bundesdeutschen Botschaften und Einrichtungen im Ausland. Aber auch in Wirtschafts- und Monopolverbaänden, Konzernen und Unternehmen, u. a. der Überwachungs- und Rüstungsindustrie.

     

    Es sind in der BRD (wie weltweit) Hunderttausende die für die BND-Staatssicherheit arbeiten.

    • @Reinhold Schramm:

      Himmel! Sie können einem ja Leid tun, Herr Schramm! Jeder zweite Beamte ein Spitzel? Trauen Sie sich überhaupt noch auf ein Amt?

       

      Was wollen Sie mit ihrer Beamten-Statistik eigentlich beweisen? Dass Sie an Verfolgungswahn leiden? Ich nehme an, das würde man ihnen auch dann glauben, wenn Sie es einfach nur behaupten. Die Kassen zahlen schließlich für die Behandlung, egal, ob sie tatsächlich nötig ist oder nicht. Und die aller meisten Ärzte können Geld gebrauchen. Mindestens so gut wie jeder andere von uns.

      • @mowgli:

        Lesen Sie meinen Beitrag nochmals, und beschäftigen Sie sich mit dem Beamteneid und Beamtenrecht. Zudem konnten Sie entnehmen: Es handelt sich bei Ihrer Behauptung "Jeder zweite Beamte ein Spitzel?" um Ihre Unterstellung. Die große Mehrheit der treuen Staatsangestellten und braven Beamten sind keine Spitzel. Allerdings finden sie auch IMs in der deutschen Wirtschaft.

         

        Übrigens, hat es für Sie "MOWGLI" besondere Gründe, möglicherweise eine systemkonforme Bewusstseins-Erkrankung, wenn Sie ihren Klarnamen zurückhalten? Dann wünsche ich Ihnen einen (persönlichen) psychologischen Behandlungserfolg.

        • @Reinhold Schramm:

          Danke, gute Wünsche kann man nie genug bekommen. Aber ich denke, ich kann Sie (und mich) beruhigen. Ich leide unter keiner Phobie. Bis vor ein paar Wochen habe ich ausschließlich unter meinem Klarnamen diskutiert. Dass ich mich nun hier als "Mowgli" tummele, hat damit zu tun, dass ich ein großer Dschungelbuch-Fan bin. Das Gefühl, ich wäre so etwas wie ein halber Wolf, haben mir Leute wie Sie vermittelt, die zwar keinen Spaß verstehen, sich aber immerhin mit mir befassen. Die Vorstellung, ich würde mich wie ein nacktes kleines Kind ohne Erfahrung angstfrei im Dschungel der öffentlichen Meinung bewegen, gefällt mir irgendwie. Ich finde sie ganz treffend. Übrigens lehrt mich meine leider doch nicht so ganz fehlende Erfahrung, dass „systemkonforme Bewusstseins-Erkrankung“ wie beispielsweise der Narzissmus hierzulande als nicht behandlungsbedürftig gelten. Behandelt werden lediglich Bewusstseins-Erkrankungen, die systemgefährdend wirken. Die Depression etwa oder eben der Verfolgungswahn. Und dann möchte ich noch anmerken, dass eine Frage niemals eine "Unterstellung" sein kann. Schon deshalb nicht, weil eine Frage verschiedene Antworten erlaubt. Eine Unterstellung kennt nur eine Antwort. Die des Absenders nämlich.

          • @mowgli:

            Zurück zur eigentlichen Sache, zur Realität der BRD- bzw. BND-Stasi, die sich nicht nur auf die Aufgabenstellung, Funktion und Tätigkeit, des Bundesnachrichtendienst reduziert.

             

            Es ist eine gesetzmäßige Erscheinungsform des totalen Charakters der Geheimdiensttätigkeit, dass alle wichtigen diplomatischen, militärischen, ökonomischen, propagandistischen und sonstigen Institutionen, die an der Durchführung der Innen- und Außenpolitik beteiligt sind, mit Geheimdienstfunktionen betraut werden. In diesem Zusammenhang gibt es in vielen von ihnen Zweige des Geheimdienstsystems, die in den Ministerien und Behörden arbeiten. Dabei wird der Kreis dieser Geheimdienstzweige ständig erweitert. Behörden, die keinen eigenen Geheimdienstzweig besitzen, werden ebenfalls zur Durchführung subversiver Tätigkeiten und Überwachungsfunktionen benutzt. Ein derart allumfassendes System von Geheimdienstorganen ist in erster Linie für die Nato-Staaten, z. B. für die Vereinigten Staaten und die Europäische Union, -- die Bundesrepublik Deutschland, Frankreich und Großbritannien charakteristisch.

             

            Merke: Wir müssen die gesellschaftliche Realität der BRD-Staatssicherheit (STASI) ohne wechselseitige (persönliche) Aggression und in Ruhe betrachten. Dabei lassen sich die Begriffe und die subversiven Inhalte nicht auf die unvollkommene, antifaschistische und antiimperialistische (historische) DDR reduzieren.

  • Der Mann hatte diese Datei also auf seinem privaten Computer zu Hause, offenbar nicht verschlüsselt. Weil sonst hätten die Ermittler ja jetzt nicht herausgefunden, dass die Datei da war, wenn sie geheimdienstsicher verschlüsselt gewesen wäre. Sie können ihn ja nicht dazu zwingen, sein Passwort anzugeben.

     

    Da wäre es jetzt sinnvoll, mal zu analysieren, ob auch irgendwelche Schadsoftware auf dem Rechner ist. Sprich, ob irgendwelche Kriminellen oder auch Geheimdienste sie vielleicht auch einfach so von dem Computer runtergezogen haben, ohne dafür zu bezahlen...

  • Das muss ich doch loswerden.

     

    Ich bin Webdesigner und betreue diverse Webseiten. Als damals die IP Adressen den Nachrichtendiestes veröffentlicht wurden (Wikileaks glaube ich) habe ich mir den Spass gemacht und die Logfiles durchzuarbeiten. Das Ergebnis war eine IP Adresse, die beim einen Shop sich für Gartenutensilien interessierte (eine Rosenschere) und im anderen Shop einen Grill suchte.

     

    Ich würde sagen die Person war im Innendienst ;-)

  • Haha, das ist die transparente Gesellschaft von Leuten, die nichts zu verbergen haben. Der Abteilung Auslandssicherung ist für die USA jetzt vollständig transparent, das teilt sie jetzt mit uns allen in der Gesellschaft der NSA-Überwachten.

  • Geheimdienste werden meist überschätzt. Und der deutsche Geheimdienst ist absolut kein Top-Dienst. Das liegt a) an der Beamtenmentalität, b) an der Karriereorientierung und c) an verkrusteten Strukturen, die sich über Jahrzehnte gebildet haben. Bis 1968/69 war der BND eine CDU/CSU-Institution mit vielen NS-Tätern. Die haben bis in die Neuzeit ihre Nachkommen in diesen Dienst geschleust und es anderen Diensten sehr leicht gemacht, herauszubekommen, wer dort arbeitet und wer nicht.

     

    Markus Wolf hat zum Beispiel einfach Nachkommen von NS-Leuten, Adelige und prominente CDU/CSU-Politiker in Listen geführt und verfolgt, was aus deren Kindern wurde. Stand da Jura-Studium in Heidelberg und dann Umzug nach München, dann gingen sie der Sache hinterher und hatten schnell den topgeheimen BND-Mann gefunden.

     

    Im Ausland haben BND-Leute sich meist die gleichen Immobilien gemietet, wie ihre Vorgänger und vielen Geheimdiensten ist es gelungen, die Leute schnell zu identifizieren. Dafür brauchte sie nicht mal Verräter. Insofern ist das sicherlich Verrat, was da vorgefallen ist, aber das was Markus Wolf konnte, das können auch andere, dazu bedarf es keiner besonders großen Intelligenz oder Können. Der BND tendiert dazu, sich Leute aus homogenen Gefilden anzuwerben und die lassen sich leicht analysieren und damit auch Geheimagenten identifizieren.

     

    Die Behörde ist ja auch spektakulär nach Berlin gezogen und hat sich da richtig dick hingestellt - von Zurückhaltung keine Spur.

    -> Das Kernproblem ist doch, dass dieser Geheimdienst teuer und unproduktiv ist. Die meisten Informationen stehen in Zeitungen, öffentlichen Blättern oder im Internet und wären von 10 gut ausgebildeten Referenten genauso aufarbeitbar, wie von den paar Tausende, die hier für den BND arbeiten. Dazu kommt noch, dass es kaum eine echte äußere Bedrohung für das Land gibt.