Donald Trump und die Liebe zum Eishockey: Tauwetter mal anders?
Der neue Schlüssel zur Rehabilitierung des russischen Sports? In Zeiten von Trump II könnte er in den Handschuhen eines NHL-Eishockeystars liegen.
Auch in den Texten, die sich mit der möglichen Lockerung des Sportbanns befassen, wird der Krieg nicht thematisiert. Derer gibt es in diesen Tagen jede Menge. Denn Donald Trump hat bei den Jubelfesten vor und nach seiner Amtseinführung den Namen Alexander Owetschkin fallen lassen und über den russischen Eishockeystar der Washington Capitals gesagt: „Er ist ein ziemlich guter Spieler, oder?“ Die Antwort auf die Frage hatte er da schon selbst gegeben. „Er ist ein großartiger Spieler.“
Seit den Auftritten in der Halle, in der die Capitals ihre Heimspiele in der National Hockey League NHL bestreiten, wird wild spekuliert auf den großen Sportportalen des Landes, was genau Trump mit diesen kleinen Bemerkungen wohl angedeutet haben könnte. War das etwa der Anfang vom Ende aller Sportsanktionen? Das ist die Frage, die seither ventiliert wird.
Die großen russischen Eishockeyveteranen und Sportfunktionäre werden dazu befragt, und auch Dmitri Peskow, der Sprecher des russischen Präsidenten Wladimir Putin, wurde die Frage gestellt, ob er darin „ein Flirten mit dem russischen Publikum“ sehe, ein Signal gar für eine Rückkehr des russischen Sports auf die internationale Bühne. Wie üblich hat Peskow nicht wirklich eine Antwort gegeben: „Er gilt im amerikanischen Sport als großer Eishockeyspieler. Mit dem russischen Publikum hat das nichts zu tun.“
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Der zweifache Eishockeyolympiasieger Wjatschelaw Fetissow war da wesentlich euphorischer: Er freute sich, dass Trump die Erfolge russischer Eishockeyspieler würdigt, und meinte: „Ich hoffe, dass alle unsere Sportarten vor dem Ende seiner Amtszeit mit Flagge und Hymne auf die internationale Bühne zurückkehren.“
Kein Zufall
Er scheint in den US-Präsidenten in dieser Hinsicht jedenfalls größere Hoffnungen zu setzen als in den Präsidenten seines Heimatlandes, für dessen Partei Einiges Russland er in der Staatsduma sitzt. Ein anderer Abgeordneter, der ehemalige Schwergewichtsboxer Nikolai Walujew, ist sich sicher: „Es gibt keine Zufälle. Er will verhandeln.“
„Was redet ihr nur alle über Trump. Putin hat Owetschkin schon immer gefeiert.“ Das meinte Alexander Koschewnikow, auch er zweifacher Olympiasieger. Eine Art Zeitenwende sieht auch er in Trumps Äußerung. In Washington könne jeder sehen, welch großer Eishockeyspieler Owetschkin sei, der in der NHL 873 Tore geschossen hat und dem nur noch 22 Treffer zum Allzeitrekord von Wayne Gretzky fehlen. Nur sagen, traue sich das wegen der allgemein herrschenden „Russophobie“ kaum einer.
Russenfeindlich war Trump in seiner ersten Amtszeit auch schon nicht. Zwei Mal hat er den bekennenden Putin-Unterstützer Owetschkin bereits getroffen. Beim Empfang der Capitals im Weißen Haus nach dem Gewinn des Stanley Cups (siehe Bild) war der beste Torschütze des Teams eine der Hauptpersonen, wobei er offenbar einen derart starken Eindruck bei Trump hinterlassen hat, dass dieser ihn in seine Residenz nach Mar-a-Lago einlud. Auch an diese Treffen wird in Russland in diesen Tagen erinnert. Die Owetschkin-Connection soll die volle Rehabilitation des russischen Sports einläuten.
Die Frage, ob etwa russische Skilangläufer die Möglichkeit erhalten sollen, sich als sogenannte neutrale Athleten für die Olympischen Winterspiele im kommenden Jahr zu qualifizieren, rückt da glatt in den Hintergrund. Johan Eliasch, der Präsident des Internationalen Skiverbands hatte den Russen diese Tür einen Spaltbreit aufgemacht. Nun gibt es die Hoffnung, dass es die ungeliebte Neutralenregelung gar nicht mehr braucht, dass es zur ganz großen Lösung kommt. Eine kleine Bemerkung vom Donald Trump über Alexander Owetschkin hat sie ausgelöst.
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