Donald Trump und Zentralbank-Chef Powell: Wenn der Präsident ihm das Mikro entreißt
US-Präsident Trump schießt gegen den Vorsitzenden der Fed. Das erinnert, natürlich, an einen anderen legendären Beef: Kanye West vs. Taylor Swift.

J erome Powell, noch Chef der US-Zentralbank, ist nicht mehr als ein „Loser“. So bezeichnet ihn zumindest Donald Trump. Denn der US-Präsident befindet sich in einem einseitigen Kindergartenstreit mit dem Fed-Mann. Seit einigen Wochen hat er es auf die Zinspolitik Powells abgesehen, und er begann eine Auseinandersetzung, die andere Zankereien unter Promis in den Schatten stellt.
Worum geht es? Zentralbanken wie die EZB in Europa und ihre US-amerikanische Schwester, die Fed, haben ein klares Ziel: Preise stabil halten. Ihr wichtigstes Werkzeug ist der Leitzins, der bestimmt, wie günstig Kredite sind und wie sehr sich das Sparen lohnt. Ist der Zins niedrig, wird kräftig ausgegeben – steigt er, werden Kredite teurer und wir sparen lieber. Dadurch bremsen Zentralbanken die Wirtschaft ein wenig aus, wenn sie zu heiß läuft.
In den USA wird nun befürchtet, dass Trumps Zollchaos die Wirtschaft schwächt und gleichzeitig die Inflation nach oben treibt. Der Präsident will das durch einen niedrigen Zins korrigieren.
Doch „Mr Too Late“ Powell spielt zum Frust des Kindergartenoberhaupts nicht mit. Und erntet dafür Respekt und Solidarität von Financebros weltweit.
Ein Skandal bei den MTV Video Music Awards
Trump vs. Powell, hitziger Machomann gegen unabhängige Ikone. Der Streit erinnert an den Musikbranchenbeef des vergangenen Jahrzehnts: Ye vs. Taylor Swift.
Ye, der sich damals noch Kanye West nannte, unterbrach Taylor Swift bei den MTV Video Music Awards 2009 und löste damit einen Skandal aus, für den er sich später entschuldigte. Als die damals 19-Jährige den Preis für das beste Musikvideo annehmen wollte, sprang er auf die Bühne und entriss ihr das Mikrofon: „Ich freue mich für dich, und lasse dich gleich ausreden, aber Beyoncé hat eins der besten Videos aller Zeiten.“ Auch hier wusste mal wieder ein Mann besser Bescheid.
Empfohlener externer Inhalt
2016 flammte der Streit wieder auf, als West in seinem Song „Famous“ behauptete, Swift verdanke ihm ihre Bekanntheit. Taylor war pissed off. In den folgenden Jahren verarbeitete sie die Ereignisse in mehreren Songs.
Man stelle sich vor, Trump würde Powell während dessen letzter Rede zur US-Zinspolitik das Mikro entreißen: „Ich lass dich gleich ausreden, Jerome, aber senk mal lieber die Zinsen.“ Tatsächliche Aussagen der vergangenen Woche kommen dem schon nah: „Ich glaube, ich verstehe viel mehr von Zinsen als er“, behauptete Trump. Übrigens: Ye träumt seit Jahren von einem Platz im Weißen Haus. Größenwahnsinnig und respektlos sind beide.
„Taylor's Version“ und „Jerome's Version“
Auch Taylor und Jerome haben was gemein: Sie sind unabhängige Bad-Ass-Bitches. Taylor wollte sich von ihrem damaligen Label unabhängig machen und nahm ihre Alben in den „Taylor’s Versions“ noch mal auf. Jerome ist Chef der Fed, einer der unabhängigen Behörden in den USA, die noch nicht unter Trumps Wut eingeknickt sind.
Dabei ist in der Geldpolitik besonders wichtig, dass sie sich nicht von den Launen der Politiker*innen abhängig macht. Preisstabilität ist ein langfristig angelegtes Ziel. Über ihre Zinspolitik kann die Fed nicht gleichzeitig die Inflation gering halten und Investitionsanreize schaffen, so wie es Trump haben will. Daher will sie vorerst die Auswirkungen von Trumps Politik auf die Beschäftigung und die Inflation abwarten. Es bleibt zu hoffen, dass Powell stark bleibt. Oder um es mit Taylor zu sagen: „Haters gonna hate, hate, hate, hate, hate.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!