Dominic Johnson über erneute Gewaltausbrüche in Burundi: Weltweite Gleichgültigkeit
Burundi stand auch dann nicht hoch auf der Prioritätenliste der internationalen Politik, als noch nicht die Flüchtlingskrise und der sogenannte Islamische Staat die weltweiten Schlagzeilen beherrschten. Präsident Pierre Nkurunziza, der einst als Rebellenführer sein Land von einer Militärdiktatur befreien wollte, geht nun selbst über Leichen, um an der Macht zu bleiben. Seine verfassungsrechtlich bedenkliche Wiederwahl zu einer dritten Amtszeit dieses Jahr setzte er mit massiver Gewalt durch.
Seitdem hat er den Krieg gegen den Terror ausgerufen und erklärt alle seine verbleibenden Gegner, ob Untergrundkämpfer oder Menschenrechtsaktivisten, gleichermaßen zu Agenten einer vom Ausland gesteuerten Destabilisierung, die gnadenlos zu bekämpfen seien. Und Gnade lassen die Schergen von Präsident Nkurunziza tatsächlich nicht walten.
International interessiert das aber nicht. Es gibt immer etwas Wichtigeres als Burundi. Das war schon so, als in den 1990er Jahren bis zu 300.000 Menschen im Bürgerkrieg starben – der Bürgerkrieg, aus dem Nkurunziza nach langen Friedensgesprächen als Sieger hervorging. Das damalige Friedensmodell einer Ämterteilung und die Quotierung zwischen Hutu und Tutsi wurde von vielen auswärtigen Beobachtern als Vorbild für die Region gefeiert und Burundi daraufhin abgehakt.
Das war ein großer Fehler – inzwischen erinnert die Gewalt des Nkurunziza-Regimes an die Vorbereitungsphase des Völkermords in Ruanda vor über zwanzig Jahren. Entgegen so manchen entsprechenden Warnungen droht in Burundi zwar vermutlich kein systematischer Völkermord. Aber dass nicht einmal die Warnungen davor sonderlich Aufmerksamkeit erzeugen können, zeugt von großer und inakzeptabler weltweiter Gleichgültigkeit.
Die Menschen in Burundi stehen vor schweren Zeiten. Derzeit steht zu befürchten, dass niemand für sie eintritt und niemand sie schützt.
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