Dominic Johnson über das neue Massaker im Kongo: Kabilas Konfrontation
Der 13. August hat es in sich im Kongo. Vor zwölf Jahren, am 13. August 2004, massakrierten mutmaßliche Hutu-Rebellen in einem Flüchtlingslager in Burundi an der Grenze 166 kongolesische Tutsi. Die Killer kamen aus dem Kongo, niemand hielt sie auf. Das Massaker ließ das Vertrauen der Tutsi Kongos in den damals noch jungen Friedensprozess des Landes schwinden. Sie begannen sich wieder militärisch zu organisieren – bis hin zur Tutsi-geführten M23-Rebellion im Ostkongo 2012–13.
Nun, am 13. August 2016, haben mysteriöse Täter am Rande der Großstadt Beni im Ostkongo mindestens 36, vielleicht auch 60 Menschen brutal getötet: gefesselt, mit Macheten aufgeschlitzt, geköpft. Die Täter trugen kongolesische Armeeuniform, sie operierten in einem von der Armee gesicherten Gebiet, stundenlang konnten sie unbehelligt wüten. Nun tragen die Menschen von Ostkongos größter Volksgruppe, der Nande, wütend ihre Toten durch die Straßen und demonstrieren gegen den Staat, der zusieht, während sie abgeschlachtet werden.
Das Massaker von Beni erfolgt in einer kritischen Phase für Kongos noch junge Demokratie. Die für November 2016 angesetzten nächsten Wahlen stehen auf der Kippe. Die politische Opposition hat Präsident Joseph Kabila ein Ultimatum bis September gestellt, um endlich einen Wahltermin zu verkünden – aber Kabila denkt nicht dran, sondern will einfach immer weiter an der Macht bleiben. Das 75-Millionen-Einwohner-Land steuert ungebremst auf eine politische Konfrontation zu.
Und ausgerechnet in dieser Zeit wird den Menschen vorgeführt, dass sie niemand schützt. Das Massaker von Beni passiert, nur wenige Tage nachdem der Präsident selbst die Stadt besuchte. Das Vertrauen der Kongolesen in ihren Präsidenten, ihren Sicherheitsapparat, ihre UN-Mission und überhaupt in ihr ganzes System schwindet mit jedem Toten. Bald wird nichts mehr übrig sein.
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