Dokumentation: Umfassende Reform der Universitäten
■ Was den Parteien (in alphabetischer Reihenfolge) zum Thema Hochschulen einfällt.
Bündnis 90/Grüne: Beamtenrecht weg!
Wie geht's den Unis? „Die veränderten gesellschaftlichen Anforderungen erfordern umfassende Reformen und den Ausbau des Bildungs- und Wissenschaftssystems. Doch seit Jahren werden die Mittel für Schulen und Hochschulen gekürzt.“
Was passiert, wenn die Grünen im Bildungsbereich das Sagen bekommen? Das hängt von den Betroffenen ab. Die Grünen „setzen auf die AkteurInnen an den Hochschulen. Nur durch... eine umfassende Demokratisierung können die Reformpotentiale der Hochschulen produktiv werden.“ Aber: „Entscheidendes Hemmnis für die Weiterentwicklung der Hochschulen ist deren Personalstruktur.“ Diese „ständisch organisierten Strukturen“ sollen reformiert, der Beamtenstatus im Wissenschaftsbereich und die Habilitation abgeschafft werden.
Wer zahlt? „Elternunabhängige Studienfinanzierung ist mehr als eine Bafög-Reform für wenige.“ Die Studienförderung soll ein „Rechtsanspruch für alle StudentInnen“ werden.
CDU: Schluß mit der Gleichmacherei
Wie geht's den Unis? „Das deutsche Bildungssystem galt einmal weltweit als vorbildlich“, was heute „nur noch eingeschränkt zutrifft. Noch immer halten SPD-geführte Landesregierungen... an einer Ideologie der Gleichmacherei fest: Mittelmäßig für alle. Das muß endlich ein Ende haben.“
Was passiert, wenn...? Wenig Neues. Schließlich habe die CDU schon „dafür gesorgt, daß künftig bundeseinheitliche Regelstudienzeiten gelten und daß Studienabschlüsse eingeführt werden können, die schneller erreicht werden können“. Auch beim „Wettbewerb um die fähigsten Studenten einschließlich der Möglichkeit, daß die Hochschulen ihre Studenten sich selbst aussuchen können“, seien „unionsgeführte Länder... schon beispielgebend vorangegangen“.
Wer zahlt? Die Finanzierung der Hochschulen soll zukünftig stärker leistungsorientiert erfolgen. „Wir wollen die Mittelvergabe... auch von der Forschungsleistung, der Qualität der Lehre und der Zahl der pünktlich zum Examen gelangten Studenten abhängig machen.“ Auch „Drittmittelwerbung, Sponsoring und die Einrichtung von Stiftungen“ sollen an Bedeutung gewinnen.
Die CDU regiert seit dem 1.Oktober 1982 im Bund.
FDP: Privatisieren!
Wie geht's den Unis? „Es ist unzumutbar, daß junge leistungswillige Menschen mit langen Studienzeiten Zeit vergeuden.“ So mag die FDP „heute“ keine Studiengebühren fordern, „da die Situation vieler Hochschulen einer Kostenpflichtigkeit von universitären Ausbildungen spottet“.
Was passiert, wenn... Die Ausgaben von Bund und Ländern sollen um 10 Milliarden Mark in der nächsten Legislaturperiode erhöht werden.
Wer zahlt? Unentgeltliche Bildungsgutscheine sollen jedem die „Chancengleichheit unabhängig von seiner sozialen Herkunft sichern“. Die Zentralstelle zur Verteilung von Studienplätzen soll abgeschafft, Bafög nach dem Drei-Körbe-Modell finanziert werden.
Spezialthema: „Privatwirtschaftliches Sponsoring z.B. für Hochschulsanierungen und den Aufbau von Studiengängen muß auch in Deutschland zum Regelfall werden ... Heute noch staatliche Hochschulen sollen in Stiftungsuniversitäten oder Kapitalgesellschaften... umgewandelt werden.“
Die FDP ist seit dem 21.Oktober 1969 Regierungspartei im Bund.
www.liberale.de/fdpbv/programme
PDS: Tiefe Kulturkrise
Wie geht's den Unis? „Die tiefe Kulturkrise, in der sich die Gesellschaft befindet, ist allerorten spürbar.“ Die PDS macht das z.B. daran fest, daß die „Tendenz, das Hochschulstudium in Eliteausbildung und arbeitsmarktorientierte Massenausbildung zu spalten – besonders auch in den neuen Bundesländern –, deutlich“ zunehme.
Was passiert, wenn...? Viel, nicht nur im Parlament. „Leitung und innere Verfaßtheit von Schulen, Hochschulen... bedürfen der tiefgreifenden Demokratisierung... Die PDS will gemeinsam mit allen, die das gleiche Ziel haben, solche Reformen auf den Weg bringen.“
Wer zahlt? „Die Finanzierung der Hochschulen bleibt Verantwortung und Aufgabe von Bund und Ländern“, denn „Hochschulen, Wissenschaft und Forschung prägen mit ihren Arbeitsergebnissen das Leben der Gellschaft umfassender und tiefgreifender als je zuvor.“
SPD: Bildung gerecht finanzieren
Wie geht's den Unis? Die Hochschulen seien keine „Stätten des wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Diskurses“ mehr. Das sollen sie „wieder werden“ und Deutschland insgesamt „eine Ideenfabrik“.
Was passiert, wenn... „Die SPD-geführte Bundesregierung wird die Zukunftsinvestitionen in Bildung, Forschung und Wissenschaft innerhalb der nächsten fünf Jahre verdoppeln.“ Derzeitiger Etat des Bundesministeriums: 15 Milliarden Mark.
Wer zahlt? „Wir werden für eine Bafög-Reform mit einer gerechten Ausbildungsförderung sorgen. Zur finanziellen Förderung des Studiums wollen wir alle ausbildungsbezogenen staatlichen Leistungen... so einsetzen, daß eine elternunabhängige Grundförderung für alle Studierenden während des regulären Studiums gezahlt werden kann, die je nach Bedarf durch eine Zusatzförderung ergänzt werden kann.“
Die SPD stellt 11 der 16 Wissenschaftsminister der Länder.
Dokumentation: Matthias Fink
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