Doku über vorbildliche Amateure: Die gute Seite des Fußballs

Bei Blau-Weiß Grana in Sachsen-Anhalt spielen viele Geflüchtete. Die Doku „They call us Ausländerteam“ zeigt, wie schön dieser Sport sein kann.

Drei Männer präsentieren eine Urkunde

Björn Koch (l.) und Johannes Heger (M.) von Blau-Weiß Grana erhalten den Julius-Hirsch-Preis Foto: Sebastian Kahnert/dpa

Selbst hinter düstersten Geschichten kann sehr viel Schönheit stecken. Kaum einer wüsste wohl bis heute etwas über die Fußballer vom Kreisligisten Blau-Weiß Grana, der in Sachsen-Anhalt in Zeitz zu Hause ist und von seinen Gegnern gern auch mal Blau-Weiß Ghana genannt wird. Die vielen Ausländer in diesem Team werden mitsamt dem Verein als nichtzugehörig gebrandmarkt.

Kein Wunder also, dass im Herbst 2019 sich die Stimmung gegen einen Spieler von Blau-Weiß Grana so aufheizte, dass einige Vereine die Partien gegen das Team boykottieren wollten. Dem Schwarzen Momodou Jawara aus Gambia wurde vorgeworfen, absichtlich seine Gegenspieler zu verletzen. Ein Artikel der Tageszeitung vor Ort hatte eine Stimmung der Hetze begünstigt, die dann wiederum überregional Beachtung fand.

Das war Anlass für die Filmemacherin Vera Weber, sich diesen Verein für den MDR etwas genauer anzuschauen. Ihre vierteilige Dokuserie „They call us Ausländerteam“, die in der ARD-Mediathek abrufbar ist, zeigt, wie neben dieser hässlichen Kraft des Fußballs, die gesellschaftlichen Rassismus reproduziert, es auch ungemein schöne, gegenteilig wirkende Kräfte gibt.

Keine debattenfreudigen Aktivisten

Häufig fällt der Begriff der Familie, die dieser Klub für viele geflüchtete Menschen geworden ist. Das mag etwas kitschig und pathetisch klingen, wer sich aber durch die Doku in die harten Lebensgeschichten der Flüchtlinge mitnehmen lässt und die schlichte und direkte, häufig auch sehr anrührende Offenheit der Vereinsmitglieder von Grana und ihres Umfelds sieht, der möchte am liebsten gleich selbst die Fußballschuhe schnüren und dazugehören.

Es ist eine tolle Gemeinschaft, die hier zusammengewachsen ist, und deren gut dokumentiertem Zauber konnte wohl auch der Deutsche Fußball-Bund nicht widerstehen. Der Verein wurde im November mit dem Julius-Hirsch-Preis ausgezeichnet, der seit 2005 für Engagement gegen Diskriminierung und Antisemitismus verliehen wird.

Was die zwanzigminütigen Folgen so besonders macht: Es werden Bilder von Ostdeutschland vermittelt, die man so eher selten zu sehen bekommt. Es sind nicht debattierfreudige politische Aktivisten, die hier verbreiteten Ressentiments die Stirn bieten, sondern es sind Menschen, die einfach Menschen und den Fußball mögen.

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