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Doch nicht pleite?

■ Der Generalbevollmächtigte der Trompetenakademie bestreitet, dass die Ausbildungsstätte für Nachwuchsmusiker am Ende ist

Ist die Trompetenakademie Werder (TAW) pleite? Droht ihr gar das Insolvenzverfahren? Glaubt man Dieter C. Ernst, dem TAW-Generalbevollmächtigten, dann ist diese von der taz verbreitete Meldung „absolut unwahr“. Die taz hatte am Wochenende berichtet, dass die TAW hoch verschuldet sei und die Kulturdeputation von der dramatischen finanziellen Schieflage in der TAW in Kenntnis gesetzt worden war. Ernst hingegen bestreitet, dass die TAW zahlungsunfähig ist. „Wir haben Verbindlichkeiten, die wir aber begleichen könnten.“

Dass das momentan nicht gehe, habe seine Ursache außerhalb der TAW. Das Land Bremen habe zugesagte Zuschüsse schlicht noch nicht überwiesen. „Wenn wir dieses Geld endlich bekommen, dann sind wir auch wieder in Ordnung“, sagt Ernst. Nur wenn das nicht passiert, bestehe die Gefahr, dass die TAW einen Insolvenzantrag stellen müsse. Um welche Summe es dabei geht, wollte Ernst nicht sagen. Dem Vernehmen nach geht die TAW davon aus, dass ihr für 2000 430.000 Mark öffentlicher Zuschüsse verbindlich zugesagt worden sind. Angeblich sei zudem noch ein beträchtlicher Teil der 1999er-Zuschüsse nicht gezahlt worden.

Nach Angaben von Thorsten Groth, Sprecher des Wirtschaftsressorts, habe die Trompetenakademie in diesem Jahr jedoch nur Anspruch auf 300.000 Mark, die sich das Wirtschafts- und Kulturressort teilen. Der Anteil des Wirtschaftsressorts sei bereits ausgezahlt worden.

Das Kulturressort ist, so Ressortsprecher Hartmut Spiesecke, erst vor wenigen Tagen aufgefordert worden, seinen Anteil beizusteuern. Momentan sei die Verwaltung damit beschäftigt, diesen Vorgang zu bearbeiten. Dass, wie Ernst behauptet, mit der Überweisung dieses Geldes die finanziellen Probleme der TAW gelöst seien, hält der Sprecher des Kultursenators Bernt Schulte (CDU) aber für ein Gerücht. „Das wäre zu schön, um wahr zu sein“, erklärte Spiesecke gegenüber der taz.

Schon jetzt ist klar, dass das Wirtschaftsressort seine Zahlung an die TAW einstellen wird. „Der Zuschuss fließt in diesem Jahr definitiv zum letzten Mal“, sagte Groth. Zukünftig müsse das Kulturressort zusehen, wie es die Akademie finanzieren kann. TAW-Generalbevollmächtigter Ernst wundert sich über all diese Angaben. Die Höhe der zugesagten Zuschüsse liege laut der ihm vorliegenden Zuweisungsbescheide deutlich über 300.000 Mark. Dass das Wirtschaftsressort im nächsten Jahr nichts mehr an die TAW zahlen muss, sei nicht richtig. Und die Mutmaßung Hartmut Spieseckes, die Finanzprobleme der TAW seien mit der Überweisung des ausstehenden Zuschusses nicht behoben, kommentiert Ernst lakonisch: „Da ist der Herr offenbar nicht richtig informiert“.

Die Opposition hingegen glaubt im Gegensatz zu Ernst offenbar, dass „der Herr“ nicht ganz so schlecht informiert ist. Helga Trüpel, kulturpolitische Sprecherin der Grünen, fordert bereits die Einstellung der Förderung für die Trompetenakademie. „Die jährlich dafür eingeplanten 300.000 Mark müssen effektiver genutzt werden“, verlangt Trüpel in einer Presseerklärung. Ihr Vorschlag: Das Personal für das am Buntentor geplante Kunstzentrum solle damit finanziert werden.

Doch auch unabhängig davon, ob die Akademie nun 300.000 oder 430.000 Mark an öffentlichen Zuschüssen erhält – bemerkenswert bleibt, dass die TAW mit so viel Geld gerade mal neun TrompetenschülerInnen ausbildet und einmal im Jahr das mehrtägige Festival „Trompetentage“ ausrichtet. Der tatsächliche TAW-Etat liegt zudem weitaus höher. Denn die TAW wird kräftig von Sponsoren unterstützt. Außerdem haben zwei TAW-Gesellschafter ebenfalls in beträchtlicher Höhe ihr privates Geld in die Akademie gesteckt. Trotz alledem konnte die momentane finanzielle Schieflage nicht verhindert werden. zott

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