Dividende ab 2017?: Hamburger Reederei wieder rentabel
Hapag-Lloyd lässt die Krise hinter sich und macht erstmals seit Jahren Gewinn. Fast 1,4 Milliarden Steuereuro hat der Staatskapitalismus bislang gekostet.
Das werden vor allem Bürgermeister Olaf Scholz und sein Finanzsenator Peter Tschentscher (beide SPD) gerne hören. „Wir wollen unser Geld zurück“ hatte Scholz 2012 vor der Bürgerschaft erklärt, als die Stadt ihre Anteile an der 169 Jahre alten Traditionsreederei an der Binnenalster aufstockte. Mehr als 1,1 Milliarden Euro hat die Stadt sich die Teilverstaatlichung des Unternehmens kosten lassen (siehe Kasten), um dessen Verkauf an Konkurrenten in Ostasien zu verhindern und zugleich mehr als 4.000 Arbeitsplätze und das Steueraufkommen an der Elbe zu sichern.
Zusammen mit den laufenden Kreditzinsen dürfte sich das Engagement auf inzwischen fast 1,4 Milliarden Euro erhöht haben – bislang ohne jede Hoffnung auf eine Dividende. Aber selbst wenn es die demnächst geben sollte, wird es „sehr lange“ dauern, wie Habben Jansen bereits im März vorigen Jahres bei der Bilanzvorstellung 2014 einräumte, bis das Unternehmen die Einlage der öffentlichen Hand abgestottert hat: Es dürfte, mindestens, Jahrzehnte dauern.
Denn Hapag-Lloyd hat im Vorjahr einen Überschuss von 114 Millionen Euro erwirtschaftet – von üppigen Renditen wäre da selbst dann keine Rede, wenn die Reederei bereits jetzt eine Dividende ausschütten würde. Hoffnung allein macht die Trendwende, denn jahrelang hatte das Unternehmen tiefrote Zahlen geschrieben, allein im vorigen Jahr betrug der Verlust noch 604 Millionen Euro. Der Gewinn vor Steuern liegt sogar bei 831 Millionen Euro gegenüber 99 Millionen Euro im Vorjahr, das sei eine Steigerung um 74 Prozent, freut sich Finanzvorstand Nicolás Burr über seine betriebswirtschaftlichen Zahlenspiele.
Die aber sieht der Bund der Steuerzahler mit Skepsis. „Zunächst gut klingende Zahlen“ könnten darüber hinwegtäuschen, „dass der städtische Einstieg in die Reederei ein teures Geschäft für den Steuerzahler war“, kommentiert der Hamburger Landesvorsitzende Lorenz Palte die Bilanz. Es sei „unwahrscheinlich, dass die Stadt das Geld, das sie investiert hat, irgendwann wieder erlösen kann“, glaubt er: „Die Politik hat die Wette auf die Konjunktur verloren“, so Palte.
Habben Jansen indes setzt unverdrossen auf eine rosige Zukunft. Durch die Fusion mit der chilenischen Frachtreederei CSAV im vorigen Jahr seien im Umfang von rund 600 Millionen US-Dollar Kosten gesenkt und Synergien erzielt worden. Diese Einmal-Effekte sollen mit einem Effizienzprogramm weitergeführt werden, ohne Arbeitsplätze abzubauen. Der 49-jährige Niederländer geht davon aus, dass künftig die historisch niedrigen Frachtraten, die Kunden für den Transport ihrer Container zu zahlen haben, wieder deutlich ansteigen und die Treibstoffkosten auf niedrigem Niveau bleiben.
Zudem geht Habben Jansen davon aus, dass die aktuellen Riesenschiffe mit einer Tragfähigkeit von rund 20.000 Containern (TEU) ihre Grenzen erreicht haben. Das sei „das Maximum, das wirtschaftlich Sinn macht“. Hapag-Lloyd, das ein Drittel seines Umschlags mit Lateinamerika macht, setzt deshalb auf Frachter mit gut 10.000 TEU. Fünf neue Schiffe hat die Reederei in Auftrag gegeben. Sie passen durch den verbreiteten Panama-Kanal, der in etwa einem Jahr fertiggestellt sein soll, und stärken das Geschäft mit den Westküsten Süd- und Nordamerikas.
Rolf Habben Jansen, Reedereichef
Und deshalb geht Habben Jansen in den nächsten Jahren von einem „moderaten Anstieg der Umsätze und Erlöse“ aus. Hapag-Lloyd werde unter den weltgrößten Containerreedereien, so seine Prognose, „weiter zu den Top Five zählen und langfristig profitabel sein“. Auch das werden Bürgermeister und Finanzsenator nur zu gerne hören.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!