Diskussion um Böllerei zum Jahresende: Feinstaubalarm zu Silvester
Das private Feuerwerk zum neuen Jahr steht in der Kritik. Die Deutsche Umwelthilfe hat für Verbotszonen mobilisiert – mit einigem Erfolg.

Führend ist dabei die Deutsche Umwelthilfe (DUH). „Es gibt so viele Gründe, die für ein flächendeckendes Verbot privaten Feuerwerks an Silvester sprechen“, sagt Barbara Metz, stellvertretende Geschäftsführerin der DUH: Verletzungen, Brände, panische Tiere und nicht zuletzt die Luftverschmutzung, auf die sich die DUH als Umweltorganisation konzentriert. „Die Luft ist so voller Schadstoffe, dass Asthmatiker*innen oder Familien mit Kleinkindern in Innenstädten nicht auf die Straße können.“
Im Sommer und Herbst beantragte die DUH, in 98 Städten Verbotszonen an Silvester einzurichten. All diese Kommunen überschritten im Jahr 2018 den Grenzwert für Feinstaub von 20 Mikrogramm pro Kubikmeter im Jahresmittel. Diesen Wert empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation, um die Gesundheitsgefahr zu mindern. Bei der Zündung des Schwarzpulvers entstehen ähnlich wie bei der Verbrennung von Kraftstoffen viele ultrafeine Partikel, die kleiner als 2,5 Mikrometer sind. „Feine Partikel sind besonders schädlich, da sie tief in die Lunge vordringen und sich sogar im Gehirn einlagern“, sagt Metz.
36 Kommunen äußerten sich positiv zum Vorstoß der DUH, 23 von ihnen haben bereits Verbotszonen in ihren Innenstädten beschlossen, weitere 13 wollen im nächsten Jahr nachziehen. Einschränkungen gibt es bereits in Aachen, Köln sowie Stuttgart und seit diesem Jahr auch in Berlin. Unter anderem auf dem Alexanderplatz und am Brandenburger Tor dürfen keine Feuerwerkskörper mehr gezündet werden. Auch wenn das nur kleine Einschränkungen sind, zeigt sich die DUH zufrieden. „Feinstaub aus Böllern und Raketen entwickelt sich lokal und bodennah. Wenn in Innenstädten eine Verbotszone eingerichtet wird, sind das Orte, an denen alle Menschen wieder gemeinsam feiern können“, sagt Metz.
Händler lehnen Verkauf ab
Kritisch sieht die DUH die Brandschutzverordnung, die es Kommunen erschwert, Verbotszonen auszuweisen. Denn entweder muss dort eine besondere Gefahrenlage vorliegen – wie durch Angriffe auf Polizei und Einsatzkräfte in Berlin –, oder die Bebauung muss gefährdet sein. Umweltschutz ist bisher kein Grund für ein Böllerverbot. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) will diese Einschränkungen streichen, aber erst in zwei Jahren. „Warum es so lange dauert, diesen einen Satz zu ändern, können wir nicht nachvollziehen“, so Metz.
Auch Händler zeigen sich zunehmend verantwortlich. Einzelne Filialen von Rewe und Edeka kündigten an, keine Feuerwerkskörper anzubieten. Ab dem nächsten Jahr will auch die Baumarktkette Hornbach auf den Verkauf verzichten. Die Rückmeldungen der Kund*innen seien durchweg positiv, äußerte sich ein Sprecher.
Dass der Silvesterbrauch vielen suspekt ist, unterstreicht das Ergebnis einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov: 43 Prozent der Befragten befürworten ein komplettes Verbot von Feuerwerk an Silvester. Diese Menschen könnten sich auf Sylt wohlfühlen: Auf der gesamten Insel sind Knaller zum Schutz der Häuser mit Reetdach verboten – und zwar seit 1980.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!