Diskriminierung von Roma in Italien: Bürgermeister fordert Sonderbusse
Ein Stadtoberhaupt möchte nicht länger, dass Roma dieselben Busse nehmen wie die übrige Bevölkerung. Parteifreunde werfen ihm vor, Apartheid zu fördern.
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ROM afp/taz | Der Bürgermeister einer italienischen Kleinstadt fordert getrennte Busse für Roma und die übrige Bevölkerung. Ein Sonderbus für die in der Region lebenden Roma soll Abhilfe schaffen. Apartheids-Vorwürfe kommen aus den eigenen Reihen.
Geht es nach Claudio Gambino von der Demokratischen Partei (PD) des Mitte-links-Spektrums, dann sollen die Roma aus der Siedlung vor dem Piemont-Städtchen Borgaro Torinese nicht länger in einem Bus mit den anderen Menschen fahren dürfen. Die Roma „haben uns seit mehr als 20 Jahren geplagt“, sagte er lokalen Medien.
In den Bussen gebe es Diebstähle und andere Kleinkriminalität. „Um die Sicherheit unserer Bürger zu garantieren, brauchen wir zwei Busse“, sagte er den Berichten zufolge. „Einen für Bürger, den anderen für Roma.“ Auch das Stadtratsmitglied Luigi Spinelli von der Partei Linke, Ökologie, Freiheit (SEL) unterstützt die Initiative. Spinelli wurde am Samstag von seinem Parteichef Nichi Vendola zurückgepfiffen. Menschen verschiedene Rechte zu geben, werde „Apartheid“ genannt, sagte er der Zeitung La Stampa.
Beifall erhielt Bürgermeister Gambino auch von der ausländerfeindlichen Lega Nord. „Ich sende meine Glückwünsche an die Stadtverwaltung: Obwohl sie links ist, hat sie auf die Menschen gehört“, sagte der Lega-Abgeordnete Roberto Calderoli. „Das sind die echten Probleme.“ Calderoli ist bekannt für seine rassistischen und homophoben Aäußerungen. Zuletzt hatte er sich T-Shirts mit umstrittenen dänischen Mohammed-Karikaturen drucken lassen.
Bedenken kommen hingegen aus Gambinos eigener Partei. PD-Rechtsberaterin Micaela Campana sagte, die Partei habe Gambino gewarnt, es sei „nie eine Lösung, Menschen auszugrenzen“. Auch auf Gewalt mit dem Ausschluss von Menschen zu reagieren, helfe nicht.
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