Diskriminierung in Frankreich: Platzverweis für Ukrainer
Der Chef eines Pariser Restaurants setzt zwei Gäste vor die Tür und brüllt dabei: „Lang lebe Putin!“. Die Aktion löst Entrüstung in sozialen Medien aus.

Es dauerte nicht lange, da wurde die Seite der Brasserie Le Cosy Montparnasse, aber auch deren Seiten bei Google und Facebook mit „Fanpost“ regelrecht geflutet. „Schreckliches Personal, das den Verbrecher Putin liebt“, und „das Verhalten des Managers ist dreist“, heißt es da, wobei sich die Nutzer*innen auch gleich noch an der angeblich schlechten Qualität des Essens abarbeiten. Innerhalb kurzer Zeit rutschte das Le Cosy Montparnasse auf der Bewertungsskala von Tripadvisor von 4.3 auf 2.3 ab.
Auch Jean-Luc Romero-Michel, einer von mehreren stellvertretenden Bürgermeister*innen von Paris, meldete sich zu Wort. „Das ist absolut inakzeptabel und schändlich. Das Restaurant muss Rechenschaft ablegen und sich erklären. Unterstützung für Kogutjuk sowie die die gesamte ukrainische Community in Paris“, schrieb er auf Twitter.
Der Besitzer des Restaurants heißt Alex Bacha. Laut der französischen Webseite L’ Hotellerie Restauration betreibt er die Brasserie seit 2019. Im vergangenen Jahr beklagte er sich über die Schulden, die ihm der Vorbesitzer hinterlassen habe. Zusammen mit den ohnehin anfallenden Ausgaben müsse er monatlich 25.000 Euro bezahlen.
Besuch vom Gerichtsvollzieher
Der Webseite zufolge habe Bacha sechs Monate lang keine Miete zahlen können und Besuch von einem Gerichtsvollzieher bekommen. Auch von der Polizei wurde Bacha zweimal verwarnt, weil er 2020 während der Coronapandemie zweimal Gäste bewirtet hatte.
Mittlerweile hat sich Le Cosy Montparnasse für den Vorfall entschuldigt. Doch das hat die Gemüter keinesfalls beruhigt – der rege Meinungsaustausch in den sozialen Medien geht weiter. „Ich bin französisch und dieser Mann ist eine Schande. Lasst uns sagen, wie es wirklich ist: Er repräsentiert Frankreich nicht. Mir tun die beiden ukrainischen Gäste leid, denen das passiert ist. In dieses Restaurant sollte niemand mehr gehen“, schreibt ein User.
Und ein anderer findet: „Ich wünsche solchen Leuten, dass sie gezwungen werden, ein Jahr in Russland zu leben. Mal wirklich den Unterschied sehen – zwischen dem, was sie haben und dem, was sie unterstützen.“
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Friedensforscherin
„Wir können nicht so tun, als lebten wir in Frieden“
Prozess gegen Maja T.
Ausgeliefert in Ungarn
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Bundesregierung und Trump
Transatlantische Freundschaft ade
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
ifo-Studie zu Kriminalitätsfaktoren
Migration allein macht niemanden kriminell