piwik no script img

Diskriminierung gegen trans FrauenKampf an den Graswurzeln

Die englische FA schließt trans Frauen aus dem Frauenfußball aus. Doch es gibt auch viel Solidarität und Gegenwehr, darunter einen Protestmarsch.

Protest in Cambridge nach dem Entscheid des Supreme Court Foto: imago

Ich bin erschüttert. Fußball war ein großer Teil meines Lebens, ich fühlte mich als Teil einer Gemeinschaft. Das alles wurde sehr plötzlich weggenommen.“

Natalie Washington ist Spielerin eines lokalen Fußballvereins namens Rushmoor Community FC und als Interviewpartnerin gerade sehr gefragt – so wie immer, wenn es um trans Menschen im britischen Fußball geht. Washington setzt sich als trans Frau und Leiterin von „Football v Transphobia“ für einen progressiven Fußball an der Basis ein. Gegenüber Sky schätzt sie, dass dieses integrative Umfeld ein Faktor für das rasante Wachstum im Graswurzelfußball war. Doch mit dem FA-Motto „Football for all“ ist es spätestens jetzt vorbei.

Der britische Supreme Court entschied am 16. April, dass bei der gesetzlichen Definition einer Frau im Gleichstellungsgesetz nur noch das bei der Geburt zugewiesene Geschlecht zu gelten habe. Damit sind trans Personen ausdrücklich ausgeschlossen. Das Urteil zitiert transfeindliche Kampagnen, nutzt an diversen Stellen deren Sprache. Keine einzige trans Person durfte vor Gericht sprechen.

In der Folge können durch diese Auslegung trans Menschen rein aufgrund ihrer Identität aus geschlechtsspezifischen Räumen ausgesperrt werden. Inwieweit das etwa mit Urteilen des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte konform geht, ist fraglich.

Menschen wehren sich

Das hielt die FA nicht davon ab, trans Frauen aus dem Verbandsfußball auszuschließen. Mit Fußballverboten für Frauen kennt man sich schließlich auch in England aus. Direkt betroffen sind ab Juni circa zwanzig bis dreißig trans Frauen im Amateurinnenfußball, die bisher dort kickten.

Die Menschen an den Graswurzeln aber wehren sich: Der trans Klub TRUK United sucht Spie­le­r*in­nen für eine landesweite Liga außerhalb der FA. Goal Diggers FC organisiert am Montag einen Protestmarsch auf Wembley, danach soll ein offener Brief an die FA überreicht werden. Über 100 Vereine, Gruppierungen und trans wie cis Spielerinnen hatten sich bis Samstag öffentlich geäußert. Die ehemalige Nationalspielerin Anita Asante widmete der trans Community ihren Women’s Football Award: „Ich rufe meine Sport­kol­le­g*in­nen auf, ihre Stimmen für die Menschen zu erheben, die täglich kämpfen müssen, nur um sie selbst sein zu dürfen.“ Annika Becker

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!