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Direktor der Dresdner KunstsammlungenMartin Roth geht nach London

Zuletzt war er durch unpassende Bemerkungen über Ai Wei Wei aufgefallen. Jetzt haben ihn die Briten zum Direktor des Viktoria & Albert Museums in London ernannt.

Martin Roth vor zwei Baselitz-Gemälden im Dresdner Albertinum Bild: dpa

Zuletzt hat er sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert, mit seinen Bemerkungen, anlässlich der Festnahme des chinesischen Künstlers und Aktivisten Ai Weiwei. Martin Roth, als Direktor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden einer der drei Hauptleihgeber für die Ausstellung „Die Kunst der Aufklärung“ in Peking, meinte tatsächlich, Ai Weiwei sei bei den Medien ja nur deshalb so beliebt, „weil er ständig draufhaut“, schließlich gäbe es hunderte Künstler wie ihn, über die aber keiner spräche, „weil sie keine Popstars sind“.

Kollegen, etwa vom Münchener Haus der Kunst und vom Haus der Kulturen der Welt, sahen sich daraufhin genötigt, sich von ihm zu distanzieren. Die Briten taten nun gerade das Gegenteil, weswegen die Presseagentur reiber + partners ltd. heute verkünden konnte, der britische Premierminister und das Board of Trustees hätten Martin Roth zum neuen Direktor der Viktoria & Albert Museum in London bestellt.

Das Viktoria & Albert Museum beherbergt die größte Sammlung von Kunstgewerbe und Design der Welt. Darüber hinaus hütet es die nationale Skulpturensammlung mit Gian Lorenzo Berninis Neptun und Tritonbrunnen sowie Antonio Canocas Drei Grazien. Damit leitet Roth nun eines der großen Traditionsmuseen Englands.

Es gibt trotz allem, gute Gründe für die britische Wahl: Roth hat sich immer als moderner, dynamischer und flexibler Kulturmanager begriffen, nicht als Museumsmann. Ihn interessiert das Geld, die Strukturen und die Organisation eines Museums. Das Programm gestalten die anderen. In Dresden hat sich Roth große Verdienste während der Flutkatastrophe 2002 erworben, als er die Kunstschätze mit riesigem Aufwand aus den Kellerdepots in höhere Stockwerke auslagern ließ und damit wertvolle Gemälde und Skulpturen rettete. Er betreute in der Stadt an der Elbe zwölf Museen, von denen er viele neu strukturierte und ihren Sammlungen den angemessenen Raum gab.

Sein Renommierstück war die Sanierung und der Umbau des Albertinums mit der Galerie Neuer Meister und der Skulpturensammlung, das im Juni 2010 wiedereröffnet wurde. London hofft nun auf ähnliche Erfolge bei der schon unter seinem Vorgänger Sir Mark Jones eingeleiteten Modernisierung des V & A. Und wahrscheinlich wird Martin Roth dort über kurz oder lang auch lernen, sich politisch etwas weltläufiger zu verhalten.

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1 Kommentar

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  • P
    petjan

    Er hatte ja so recht und hat gewagt gegen den Medienmainstream zu schwimmen - Ai wai hat wirklich mit China nichts zu tun, aber wer weiss das schon?