piwik no script img

Direkte Demokratie in der SlowakeiChuck Norris kann eine Brücke werden

Die plebiszitäre Demokratie hat wieder einmal zugeschlagen: Die slowakische Bevölkerung will eine Brücke nach Chuck Norris benennen.

Einen Panzer hat er schon, nun soll er eine Brücke bekommen - Chuck Norris (li.). Bild: imago/UPI Photo

Zwischen Österreich und der Slowakei führt bald eine namenlose Brücke über die March, einen Nebenfluss der Donau. Das soll nicht so bleiben – und darum hatte der Regionalrat von Bratislava die glorreiche Idee, die Bevölkerung per Facebook zu fragen, wie die Brücke denn genannt werden soll. Innerhalb von wenigen Tagen haben mehrere tausend Nutzer für „Chuck-Norris-Brücke“ gestimmt.

Der Texas Ranger hat also gute Chancen, in der Slowakei verewigt zu werden. Oder auch nicht. Denn Behörden verhalten sich eher inkonsequent, wenn es darum geht, öffentliche Bauwerke nach vor Testosteron nur so strotzenden Männern zu benennen.

Letzten Sommer zum Beispiel votierten Bürger dafür, einen Tunnel in Baden-Württemberg nach Bud Spencer zu benennen. Wurde abgelehnt. Stattdessen trägt jetzt, um die Fans milde zu stimmen, ein Freibad den Namen des italienischen Haudegens.

Auch die Brücke zum neuen Londoner Wembley-Stadion wurde trotz überwältigender Mobilisierung deutscher Fans nicht nach Fußballer Dietmar Hamann, sondern dem englischen Polizeipferd Billy benannt.

In Budapest sollte, nach vorangegangener Onlinebefragung, auch mal eine Brücke nach Chuck Norris benannt werden. Das wurde aber ebenfalls abgelehnt. Nur wo liegt eigentlich das Problem, eine Brücke nach Chuck Norris zu benennen? Witze über seine Allmacht sind legendär. Kulturgut also, das es an die Nachwelt zu überliefern gilt. Im Zweifelsfall auch per Brücken-Denkmal.

Sollte man wieder kneifen, stellt sich langsam die Frage: Warum werden Bürger überhaupt befragt, wenn sich die Zuständigen nicht an ihren Wünschen orientieren? Der Regionalrat von Bratislava hat angekündigt die Meinung der Bürger in die Entscheidung einzubeziehen, genau das sollte er auch tun. Gebt Chuck Norris seine Brücke. Schon allein um einen neuen Witz zu etablieren: Chuck Norris geht nicht über eine Brücke – er ist die Brücke.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

7 Kommentare

 / 
  • F
    Fan

    Chuck Norris finde ich einfach cool!

  • S
    Slobo

    Sehr guter Artikel :) Es ist wirklich eine Frechheit, die Bürger zu befragen und dann doch anders zu entscheiden...habe mir extra die Mühe gemacht, und damals für den Bud-Spencer-Tunnel gestimmt. Ich bin zutiefst verärgert. Hoffentlich machen es die Leute jetzt besser.

  • O
    olli

    Schöner Schlusssatz.^^

  • M
    Martin
  • GK
    goran kesici

    Das ist noch gar nichts gegen die Patronisierung gewisser Persönlichkeiten im sogenannten "Freistaat": http://youtu.be/DLZG9RtWqQA

  • HM
    holländischer Maler

    Schön. Das ist einfach schön :-)

  • E
    emil

    ich halte die benennung nach chuck norris zwar auch nicht für besonders schlau, aber wenn das volk schreit, sollte es schon gehört werden. warum machen wir uns auch was vor. wir sind medienverstrahlte idioten, da ist es nur folgerichtig auch die offline welt anzupassen.