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Dioxin von oben

■ PCB-haltige Leuchtstofflampen enthalten hochgiftiges Dioxin / Gesundheitsverwaltung prüft erstmal

In den Kondensatoren von Leuchtstofflampen, die Polychlorierte Biphenyle (PCB) als Isoliermittel enthalten, befinden sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auch hochgiftige Dioxine und Furane. Beide Stoffe sind in geringsten Mengen (Millionstel und Milliardstel Gramm) in höchstem Maße krebserregend. Die Gesundheitsverwaltung weiß offenbar von diesem Tatbestand, konnte sich aber bislang nur zu der unverbindlichen Empfehlung ohne Fristsetzung durchringen, die gefährlichen Bauteile zu kontrollieren und auszutauschen. Die AL, die in einer Presseerklärung auf die zusätzliche Gefährdung durch die Dioxine hinwies, fordert dagegen den Austausch aller PCB-haltigen Kondensatoren in Kitas, Schulen und Krankenhäusern bis zum Ende des Jahres; bis Juli 1989 sollen nach Vorstellung der AL die Lampen aller öffentlichen Gebäude PCB-frei sein. Die Kondensatoren enthielten 1.000 bis 3.000 Mal mehr Furane und Dioxine, als von der neuen Gefahrstoffverordnung erlaubt seien, nennt die AL als Grund für ihre Eile. Das Kondensatoren-PCB enthalte fünf bis 15 mg Furane pro Kilogramm, so die AL, die ihre Erkenntnisse aus dem Sachstandsbericht Dioxin der Bundesregierung von 1985 gewann. Wie der wissenschaftliche Mitarbeiter der AL-Fraktion, Thomas Schwilling, erläuterte, sei es kein Problem, die grob geschätzt 10 Millionen Kondensatoren, jeder mit ca. 50 Gramm PCB gefüllt, als Sondermüll in die Untertagedeponie Herfa-Neurode einzulagern. Pressesprecher Schültke von der zuständigen Senats-Gesundheitsverwaltung konnte gestern auf Anfrage lediglich den Eingang einer entsprechenden Kleinen Anfrage der AL bestätigen, bei deren Beantwortung man das Problem nochmals neu überdenken werde. Die Verwaltung sehe bisher keine Veranlassung, ihre bestehende Empfehlung zu ändern.

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