piwik no script img

Dinge, die wir diese Woche gelernt habenSachsenstolz und fettige Pizza

Cannes diskutiert über Netflix, die SPD wird dünnhäutig, Frauke Petry hat jetzt einen Ferdinand und Chelsea Manning ist endlich in Freiheit.

„Okay, so here I am everyone!!“, schreib Manning bei Twitter zu ihrem ersten Foto Foto: Handout Chelsea Manning/CC BY-SA

1. Chelsea Manning ist frei

Die schönste Nachricht der Woche: die Whistleblowerin Chelsea Manning ist frei. Nach sieben Jahren Haft verließ sie am Mittwoch das Gefängnis. Unter ihrem früheren Namen Bradley Manning hatte sie Wikileaks vertrauliche Dokumente des US-Militärs zugespielt. 2014 wurde ihr die Namensänderung, später eine Hormonbehandlung zur Geschlechtsangleichung erlaubt. Im Januar wurde sie begnadigt. Bei Twitter und Instagram dokumentierte sie jetzt ihre „ersten Schritte in Freiheit“ (schwarze Chucks auf Holzboden), ihre „erste heiße, fettige Pizza“ (ein Stück, wenig Salami) – und ein von Foto von sich selbst (roter Lippenstift, tiefer Ausschnitt).

2. Cannes kann kontrovers

Große Aufregung in Cannes. Bei der 70. Auflage des Filmfestivals sind erstmals zwei Eigenproduktionen des Streaminganbieters Netflix im Wettbewerb, die nicht in die französischen Kinos kommen. Jury-Präsident Pedro Almodóvar erklärte, dass er sich nicht vorstellen könne, einem solchen Film die Goldene Palme zu geben. Kollege Will Smith widersprach energisch. So viel Aufregung war selten bei der Jury-Pressekonferenz. Aber keine Sorge, im nächsten Jahr ist diese verrückte neue Welt aus Cannes wieder verschwunden. Auf Drängen der Kinobesitzer wurden die Regeln geändert, dann bleiben die Traditionalisten erneut unter sich.

taz.am wochenende

Von ihrem Frühjahrshoch ist die SPD unter Martin Schulz schnell wieder abgestürzt. Alles schien möglich. Und nun? Eine Vorwahlanalyse lesen Sie in der taz.am wochenende vom 20./21. Mai. Außerdem: Der FC Bayern München hat jetzt einen eigenen TV-Sender und schottet sich gegenüber Journalisten ab. Und: Inga Humpe, die Königin der Club-Kultur, im Gespräch über Nichtwähler und freie Liebe. Das alles – am Kiosk, eKiosk oder im praktischen Wochenendabo.

3. Die SPD steht vor der Selbstaufgabe

Für die SPD war es eine traurige Woche, die ersten Genossen werden dünnhäutig. Etwa der Bundestagsabgeordnete Lars Castelluci. Der reagierte bei Twitter zickig auf eine Nutzerin, die die Regierung für ihre Blockade bei der „Ehe für alle“ kritisierte. Erst forderte er sie auf, die Adressaten der Kritik zu benennen („Die CDU ist es, die blockiert“). Als die Userin darauf hinwies, dass die SPD zum 29. Mal den Antrag auf die „Ehe für alle“ vertagen ließ, schrieb er schlicht: „Dann wähl doch CDU.“

4. Erdoğan lässt prügeln

Ähnlich unherzlich ging es am Dienstag in Washington zu. Dort trafen erstmals US-Präsident Trump und Türkei-Präsident Erdoğan aufeinander. Bemerkenswertes gibt es davon nicht zu berichten. Anders sah es auf der Straße aus: Vor der türkischen Botschaft prügelten türkische Bodyguards kurdische Demonstranten krankenhausreif. US-Medien berichten, Erdoğan persönlich habe sie dazu angestachelt und zugesehen. Man weiß gar nicht, welchen Präsidenten man derzeit mehr verachten soll.

5. Petry/Pretzell sind ­endlich komplett

Setzen wir diesen negativen Gefühlen etwas Herz entgegen: Das AfD-Powercouple Frauke Petry und Marcus Pretzell hat seit Donnerstag einen Sohn. Parteifreundin Storch – hihi – gab das via Twitter bekannt. Endlich sind die beiden eine ordentliche deutsche Familie. Der Kleine heißt Ferdinand. Der Name stammt übrigens aus dem Gotischen und bedeutet unter anderem „Dreistigkeit“.

6. Sachsen stolz auf ­Sachsenstolz

Dreist war auch die Reaktion der CDU auf eine Studie über Fremdenfeindlichkeit in Sachsen. Darin kamen Forscher zu dem Ergebnis, dass dort eine „Überhöhung des Eigenen, Sächsischen“ stattfinde und Fremdenfeindlichkeit gern als „genuin sächsische Widerständigkeit“ ausgelebt werde. Vor allem die CDU förderte dies, indem sie Probleme „mit Sachsenstolz übertünchen“. Michael Kretschmer, Generalsekretär der Sachsen-CDU, widerspricht säuerlich. „Wir stehen seit jeher für eine Null-Toleranz-Politik gegenüber Rechtsextremisten“, sagte er. Da ist er wieder, der Sachsenstolz.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!