Digitalsteuer ist erstmal vom Tisch: EU schont Google & Co.
Die Digitalsteuer für US-Internetkonzerne scheitert an der Uneinigkeit der Europäer. Auch ein deutsch-französischer Minimalkompromiss wird abgeblockt.
Während die durchschnittliche Steuerquote von Unternehmen außerhalb die Digitalsektors in Europa bei 23 Prozent liegt, zahlen ausgerechnet die riesigen IT-Konzerne aus den USA nur rund 9 Prozent Steuern auf ihren Gewinn. Dadurch, dass sie Steuersparmodelle nutzen und ihre Europazentralen in Steueroasen wie Irland sitzen, können sie ihre Gewinne bislang leicht drücken.
Unter anderem am Votum Irlands scheiterte am Dienstag denn ein deutsch-französischer Last-Minute-Vorschlag. Danach wären die Werbeeinnahmen von Digitalunternehmen mit einem weltweiten Jahresumsatz von mindestens 750 Millionen Euro sowie einem Online-Umsatz von 50 Millionen Euro in Europa mit drei Prozent Ertragssteuer belastet worden. Dadurch hätten zwar Google und Facebook zahlen müssen, Amazon, Airbnb, Netflix oder Apple wären jedoch verschont geblieben.
Die Umsatzsteuer lediglich auf Online-Werbeerlöse sollte bis März 2019 beschlossen und erst ab Januar 2021 gelten, befristet bis 2025. Sie sollte nur dann kommen, wenn in der Zwischenzeit keine Lösung auf Ebene der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) gefunden wurde.
Das Papier war bereits ein erheblich abgespeckter Kompromiss im Vergleich zu dem, was die EU-Kommission im März vorgelegt hatte. Danach hätten künftig in der EU auch Umsätze aus dem Verkauf von Daten mit 3 Prozent besteuert werden sollen – viel mehr Konzerne wären erfasst worden.
Von einem „Rückschlag im Kampf um Steuergerechtigkeit“ sprach die Entwicklungsorganisation Oxfam. „Das Einstimmigkeitsprinzip in der EU-Steuerpolitik muss aufgehoben werden“, kritisierte der Grünen-Europaabgeordnete Sven Giegold. Es sei „absurd, dass Steueroasen wie Irland eine Vetomacht in der EU-Steuerpolitik sind“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
BGH-Urteil gegen Querdenken-Richter
Richter hat sein Amt für Maskenverbot missbraucht
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Biden genehmigt Lieferung von Antipersonenminen
BSW stimmt in Sachsen für AfD-Antrag
Es wächst zusammen, was zusammengehört
Absagen vor Kunstsymposium
Logiken der Vermeidung