■ Digital-Allianz: Katerstimmung bei der ARD
Anfang November war die ARD noch guter Dinge: „Unsere Hartnäckigkeit hat sich gelohnt“, jubelte ARD-Chef Udo Reiter nach Abschluß der Verhandlungen zwischen ARD und dem Kartell aus Kirch, Bertelsmann und Telekom. Die ARD hatte sich nach langem Tauziehen entschlossen, wie das ZDF der technischen Plattform fürs digitale Kabelfernsehen beizutreten, welche das Konzern-Trio betreiben will. Ihr Mitspracherecht sollte durch einen Sachverständigenrat gesichert werden, der elektronische Programmführer der ARD alsbald auch mit dem D-Box-Decoder kompatibel sein. Doch nun zögert die ARD, die Vereinbarung zu unterschreiben. Der Grund sind die Bedenken des Bundeskartellamtes und des EU-Wettbewerbskommissars Karel van Miert gegen die Digital-Allianz.
Eigentlich liegen die Verträge bereits seit Mitte Januar unterschriftsreif beim ARD-Vorsitzenden in Leipzig. Doch statt zu unterzeichnen, fragte der erst einmal bei Kirch, Telekom und Bertelsmann- Tochter CLT-Ufa an, was denn nun los sei. Er hoffe „auf Ihr Verständnis“, schrieb Reiter an Leo Kirch, Telekom-Chef Ron Sommer und Rolf Schmidt-Holtz von der CLT-Ufa, wenn er „um Aufklärung“ der durch die Bedenken der Kartellbehörden eingetretenen Situation“ bitte. Reiter geht davon aus, daß es „weder in Ihrem, noch im Interesse der ARD liegen kann“, sich an kartellrechtswidrigen Dingen zu beteiligen.
Die Vorsicht paßt zur Katerstimmung aller am Digital-TV Beteiligten. Immerhin war vor kurzem gerätselt worden, ob Bertelsmann aussteigt, sobald Brüssel seine Auflagen verkündet. Kein Wunder, daß der Konzern Verständnis für die ARD hat: „Wenn die ARD noch prüfen möchte, soll sie das tun“, meint Bertelsmann- Sprecher Matthias Wulff. Anfang nächster Woche will die ARD auf ihrer Sitzung in Frankfurt überlegen, ob sie weiter abwartet. Reiter soll eher für eine schnelle Unterzeichnung sein, weil sonst die hart ausgehandelten Konditionen aufs Spiel gesetzt würden. Andere zaudern, auf den Zug zu springen, der auf einen Prellbock zufahren könnte. löw
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen