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Dietrich zur Nedden

Analog zum in der Fit- und Wellnessgesellschaft durchweg positiv besetzten „Waschbrettbauch“ lässt sich unter der Bezeichnung „Waschbrettkopf“ ein Körpermerkmal verstehen, das sich – metaphorisch gesprochen – gewaschen hat, d. h. in diesem speziellen Fall trainiert ist. Austrainiert, um genau zu sein: nur noch Haut, Knochen und Muskeln, kein Mikrogramm Fett. Da das Schädelinnere, das Hirn aber nicht aus Muskeln besteht, sondern aus Nervenzellen und Nervenfasern, bleibt nur die Auffassung, dass ein „Waschbrettkopf“ einer ist, der nicht die Nerven verliert. Der Tatbestand der Beleidigung ist somit nicht erfüllt, zumal die Redensart „Kopf und Bauch“ oder die Aufforderung, eine Angelegenheit nicht „vom Kopf her, sondern vom Bauch her“ zu betrachten, durchaus gängige und keinesfalls als Beleidigung zu verstehende umgangsprachliche Neuerungen von circa 1980 ff. sind.

Der Gutachter ist Literaturwissenschaftler und Expo-Experte

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