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Die taz-Leichtathletik-Serie (4)Jugend ohne Biss

In Deutschland wird es immer schwerer, sportbegeisterte Kinder für den Leistungssport zu interessieren. Trainer klagen, dass sich in der "Null-Bock-Generation keiner mehr quälen will".

Einer der sich noch quälen konnte: Diskuswerfer Robert Harting vom SCC Berlin beim SoleCup in Schönebeck. Bild: dpa

An einem heißen Montagmorgen sitzt Hannelore Haag am Rande des Mommsenstadions in Berlin-Charlottenburg und schaut auf die Trainingsplätze der Sportanlage. Wasser spritzt aus Rasensprengern über die Spielfelder, glitzert bunt in der Sonne. Von nebenan schallt Kinderlachen herüber. Hannelore Haag ist seit 30 Jahren Übungsleiterin im Kinder- und Jugendbereich der Leichtathletikabteilung des traditionsreichen SCC Berlin.

Zweimal in der Woche betreut die 67-Jährige Nachwuchsathleten im Alter zwischen sechs und neun Jahren - ehrenamtlich, versteht sich. Dass sich die Zeiten für die deutsche Leichtathletik verändert haben, kann die ehemalige Verwaltungsbeamtin in fast jeder Trainingseinheit beobachten. Seit einem Jahr etwa verbucht ihr Verein einen überdurchschnittlich großen Zuwachs bei den unter Zehnjährigen.

In der Altersgruppe 15 bis 18 Jahre allerdings, der Phase also, in der sich Talente herausbilden und gezielt fördern lassen, ist die Entwicklung dagegen rückläufig. Haag formt ein Dreieck mit den Händen und erklärt: "Im Leichtathletik-Nachwuchs gibt es heute eine Pyramide: Der Einstieg bei den Sechs- bis Zehnjährigen ist sehr breit, dann aber nimmt es kontinuierlich ab und bis zum Spitzensport bleiben nur noch ganz wenige übrig."

PROTEST

Aus Protest gegen Sicherheitsüberprüfungen von Journalisten berichtet die taz nicht von den Wettkämpfen der Leichtathletik-WM in Berlin. Doch wollen wir unseren Lesern Informationen über Hintergründe, Fragwürdigkeiten und Interessen, die zu dieser Sportart gehören, nicht vorenthalten.

Diesen Eindruck bestätigen offizielle Angaben des Deutschen Leichtathletik-Verbands DLV: Während die Zahl der Mitglieder bis 14 Jahre seit 1981 leicht ansteigt, gibt es bei den Athleten im Alter zwischen 15 und 18 Jahren einen stetigen Mitgliederschwund. Waren es vor fast 30 Jahren noch 140.000 Nachwuchssportler, ist diese Zahl bis 2008 auf etwa 80.000 gesunken.

Für Haag, die in ihrer Jugend selbst Mehrkämpferin war, ist die mangelnde Leistungsbereitschaft des Nachwuchses ein Grund für diese Entwicklung: "Wer in der Leichtathletik nach ganz oben will, muss einiges entbehren und Abstriche machen." Die Bereitschaft, bis an die Grenzen zu gehen, hat in den vergangenen drei Jahrzehnten immer mehr abgenommen, bemerkt die passionierte Nachwuchstrainerin und fügt schulterzuckend hinzu: "Zwar hatten wir Riesentalente beim SCC, doch aus denen ist einfach nichts geworden, weil sie nicht den nötigen Biss hatten. In dieser Null-Bock-Generation will sich für den Erfolg niemand mehr quälen."

Eine weitere Ursache für das mangelnde Interesse der Jugendlichen an der Leichtathletik liegt für Haag in der fehlenden Medienpräsenz ihres Sports. Zwar ist die Aufmerksamkeit bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen unverändert groß, andere Meetings und Meisterschaften dagegen finden kaum Beachtung.

Auch Carsten Schülke, Sprecher der Deutschen Talentförderung DTF und selbst Jugendtrainer, bescheinigt der deutschen Leichtathletik in den vergangenen Jahren ein Imageproblem: "Die TV-Übertragungen der Wettbewerbe haben stark abgenommen. Wenn Leichtathletik aber nicht im Fernsehen gezeigt wird, schauen es sich die Kinder auch nicht an und bekommen vom Sport selbst zu wenig mit."

Ebenso wie Haag stellt er im Training eine gesunkene Leidensbereitschaft fest: "Wenn es anstrengend wird, haben die meisten keine Lust, sich zu quälen." Dass darüber hinaus die deutsche Leichtathletikszene auch zu wenig Identifikationspotenzial für junge Athleten hergibt, ist für die Nachwuchsarbeit gleichermaßen hinderlich.

Deutschland hat mit Ralf Bartels und Nadine Kleinert zwar hervorragende Kugelstoßer. Populär sind aber eher die Sprung- und Sprintdisziplinen, in denen Deutsche der Konkurrenz seit Jahren hinterherlaufen: "Nur Athleten, die sich auch in der Weltspitze befinden, bieten sich als Vorbilder für die Jugend an." So muss auch DLV-Präsident Clemens Prokop unumwunden zugeben: "Wir haben leider zu wenige Local Heros."

Um dies zu ändern und möglichst bald wieder an jene Weltspitze zurückzukehren, intensiviert die Deutsche Talentförderung seit einiger Zeit ihre Sichtungsarbeit. So können Kinder und Jugendliche im Wettbewerb "Deutschland sucht den Supersprinter" an verschiedenen Standorten im gesamten Bundesgebiet ihre Schnelligkeit unter Beweis stellen und sich für das Vorprogramm des Istaf-Meetings in Berlin qualifizieren. "Dort schnuppern sie dann die tolle Atmosphäre im Olympiastadion. Wir müssen die Jugend für diesen Sport begeistern, Talente entdecken und diese dann gezielt fördern", so Schülke.

Für Hannelore Haag war der Status quo der deutschen Leichtathletik bei der Eröffnungsfeier der WM vor dem Brandenburger Tor ins Bild gesetzt. Dort traten zwölf ihrer Schützlinge unter dem Motto "Vergangenheit und Zukunft" zusammen mit 100-Meter-Olympia-Sieger Armin Hary (Rom, 1960) und der Weltleichtathletin des Jahres 1992, Heike Henkel, auf. Alte Helden aus vergangenen Tagen neben neuen Hoffnungen, allein dazwischen klafft eine riesige Lücke.

Um die neuen Talente in der schwierigen Phase zwischen 15 und 18 Jahren nicht wieder zu verlieren, ist eine intensive Betreuung der jungen Sportler entscheidend. Hierfür braucht es allerdings eine verbesserte Trainerausbildung, weiß Haag: "Der Nachwuchs steht und fällt mit seinen Trainern. Für eine erfolgreiche Jugendarbeit sind auch qualifizierte Übungsleiter notwendig."

Dass der DLV diesbezüglich in den vergangenen Jahren seine Anstrengungen vervielfacht hat, stimmt sie positiv. Bei den ganz Kleinen merkt sie bereits die Veränderung. Seit kurzer Zeit steht sie in den eigenen Übungseinheiten bis zu 60 Kindern gegenüber: "Diese Entwicklung ist erfreulich. Teilweise haben wir auch sehr talentierte Jungen und Mädchen dabei. Jetzt liegt es an uns, die Kinder bei der Stange zu halten."

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19 Kommentare

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  • L
    Linus

    An dieser Stelle sehe ich mich schon fast gezwungen, eine Lanze für den Leistungssport zu brechen.

     

    Sicherlich haben alle KommentatorInnen recht, die auf die mangelnde internationale Perspektive verweisen. Die ist allerdings im Alter von 14 bis 18 Jahren kaum ausschlaggebend. Wichtiger sind hier die Wettkämpfe auf regionaler und nationaler Ebene, wo Konkurrenz ähnlicher Stärke am Start ist und es somit eine Erfolgsperspektive gibt. Zudem sind bei diversen Juniorenweltmeisterschaften die deutschen Mannschaften häufig sehr erfolgreich, auch in der Leichtathletik. Das ändert sich erst im A-Bereich, die Gründe hierfür (finanzielle Situation, Perspektive) wurden ja schon genannt.

     

    Leistungssport hat, wie auch der Autor in seinem Artikel schildert, in der Tat viel mit Zielstrebigkeit und Arbeitsmoral zu tun. Die allermeisten SportlerInnen betreiben keinen Leistungssport, um irgendwann Olympiamedaillen zu gewinnen, sondern weil sie Spaß am Sport und an der eigenen Leistung haben. Alles andere wäre in meinen Augen auch unverantwortlich und ich wage zu behaupten, dass AthletInnen, die nur nach Ruhm und Ehre streben, seltenst ihr Ziel erreichen.

     

    Leider wird - wie auch hier - Leistungssport pauschal negativ beurteilt und zwar fast ausschließlich von Menschen, die ihn nur aus dem Fernsehen oder vom Hörensagen kennen. Ich möchte die genannten Negativpunkte (v.a. Doping, mögliche Gesundheitsschäden) keinesfalls bestreiten oder kleinreden. Meiner Erfahrung nach gibt es jedoch vor allem im Jugendbereich, um den es hier geht, sehr viele äußerst engagierte und vor allem gewissenhafte TrainerInnen, die für weit mehr als den sportlichen Erfolg arbeiten.

     

    Entgegen der landläufigen Meinung spielt Doping, zumindest in Deutschland, in vielen Sportarten keine Rolle und trotzdem ist der internationale Erfolg da. Das ist insbesondere in den Randsportarten der Fall, wo es auch (im Gegensatz zur Leichtathletik) selbst bei Weltmeisterschaften keine (nennenswerten) Siegprämien oder öffentliche Aufmerksamkeit gibt.

     

    Für mich selbst kann ich sagen, dass ich durch jahrelangen Leistungssport in diesem Alter sehr viele wertvolle (Lebens)erfahrungen sammeln konnte, die mir sonst verwehrt geblieben wären. Ich kenne auch niemanden, der seine leistungssportlichen Aktivitäten bereuen würde (ausgenommen selbstverständlich die Opfer und Betroffenen von Doping und ausschließlich leistungsfixierten Eltern und Trainern, die jedoch gottseidank in der Minderheit sind).

     

    Nicht jeder Leistungssportler kann, muss, soll und will Weltrekord laufen. Der Erfolg besteht vielmehr darin, die eigenen Ziele zu erreichen und die individuell bestmöglichste Leistung zu erbringen. Für einige kann das dann auch durchaus der Weltmeistertitel sein, für die allermeisten bleibt das allerdings ein Wunschtraum.

  • R
    Robert

    "Null-Bock-Generation"! Ich kann dieses ständige genörgel an den Jugendlichen dieser Gesellschaft nicht mehr hören! Halten sich die älteren eigentlich immer für was besseres? Leisten junge Erwachsene heutzutage nicht viel mehr in einer Gesellschaft die durch Unsicherheit und Risiko gekennzeichnet ist?

     

    Das mangelnde Interesse am Leistungssport ist doch ein Hausgemachtes Problem. Welche Perspektive bietet Leistungssport denn den Menschen, wenn man vermittelt bekommt, dass es ohne Doping nicht wirklich nach ganz vorne geht? Vielleicht die, mit 30 an ungeklärten Krankheitsbildern zu sterben! Ich bin sehr froh dass viele Kinder und Jugendliche offentsichtlich die Weitsicht besitzen, sich nicht dem schrecklichen System des Leistungssportes auszusetzen und ihre Energie in andere Interessen zu investieren!

  • DS
    Doper sind doof

    Vielleicht hängt es in erster Linie damit zusammen, dass im Leistungssport jeder doping betreibt oder mit 25 die Gelenke kaputt sind. Ich jedenfalls kann meinem Kind keinen Leistungssprt empfehlen.

  • T
    transmet

    @ Thomas Fricke "Warum schickt man eigentlich Kinder und Jugendliche in diese korrupte Dopinghölle?" sprach der Radfahrer Thomas Fricke.

    Üch loch müch kronk

  • MV
    Matt von Damon

    Habe ich gerade tatsächlich in meiner Lieblingszeitung den Wunsch gelesen, dass Kinder sich bitte mehr zu quälen haben ? Solche Aussagen lassen mich wieder einmal über die Frage nachdenken, ob Selbstquälerei im Rahmen von Hochleistungssport und Selbstquälerei im Rahmen etwa einer Borderline-Erkrankung (Ritzen, Schnippeln) sich nicht ähnlicher sind als manch einer sich das eingestehen mag. Ehe ich mein Kind in die Fänge eines solchen Trainers schicke, schicke ich es lieber mit dem Bike in den Wald oder mit Freunden auf den Bolzplatz.

  • J
    Johannes

    Zwei weitere wichtige Punkte:

    Die Konkurrenz ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen; in den Laufdisziplinen ist international gegen die Afrikaner kaum etwas auszurichten, in den technischen Disziplinen holen zum einen ebenfalls andere Länder auf (zB Kuba, China), zum anderen hat man anstatt 3 SU-Athleten nun eher noch mehr Konkurrenz aus den Nachfolgestaaten (man schaue einfach mal in die Startlisten der Wurfdisziplinen oder Mehrkämpfe).

     

    Damit ergibt sich nämlich folgendes: begabte junge Sportler aus D haben es etwa in Wintersportdisziplinen wie Eissschnellauf oder Ski nordisch mit einer sehr viel geringeren Konkurrenz zu tun. Auch im Radfahren, Rudern, Kanu usw. gilt ähnliches. Nirgendwo ist das Feld annähernd so dicht wie in der Leichtathletik (vielleicht mit Ausnahme einiger noch recht junger Disziplinen wie Stabhochsprung der Frauen). Von "Funsportarten", von denen jedes Jahr ein paar neue kreiert werden und die ohnehin nur Wohlstandskids offen stehen, gar nicht zu reden.

    Schließlich, wie schon erwähnt, kann man als Fußballer in der 4. Liga genug verdienen, um ein Studium zu finanzieren. Der Leichtathlet ist dagegen von den Almosen der Sporthilfe abhängig...

  • TF
    Thomas Fricke

    Ich fand Leichtathletik in der Schule immer eine der blödesten Arten, Zeit zu verschwenden. Der Sport, den ich heute mache (Radfahren, Badminton) kam in der Schule nicht vor.

     

    Gut, dass die Jugendlichen selber intelligent genug sind, sich diesem Unsinn zu entziehen.

     

    Warum schickt man eigentlich Kinder und Jugendliche in diese korrupte Dopinghölle?

  • T
    Tom

    Man möchte gerne Talente, die sich mit Haut und Haar dem Sport verschreiben. Diese aber kaum unterstützen, vor allem nicht mehr, wenn nicht entsprechende Platzierungen bei den grossen Events nachher heraus kommen. Dabei weiß heute doch jeder und gerade die Funktionäre wissen es, dass das Niveau in der Weltspitze stark durch Doping verschoben ist.

    Mit der Perspektive macht kaum einer den Schritt. Der ein oder andere macht vielleicht ein längeres Studium, aber spätestens danach muß er in den Beruf sonst sind massive Gehaltseinbußen zu befürchten, die man mit dem Sport nicht kompensieren kann.

    Entweder wir schauen endlich mal nicht mehr auf Endlaufchance und Platzierung bei Nominierung und Förderung, oder wir machen weiter so und stürzen ab.

    Ausserdem hat die Leichtathletik deutlich an Attraktivität verloren. Für mich ist es eine Schande, dass man nicht mehr der Vorreiter bei der Dopingbekämpfung ist. Bei Trainingskontrollen waren die Leichtathleten noch die ersten. Heute macht der Radsport uns etwas vor. Wann gibt es endlich eine Hämatokritobergrenze in der Leichtathletik, die es im Radsport, Biathlon oder Skilanglauf seit Jahren gibt?

    So verspielt man jeglichen Kredit bei denen die ein wenig Ahnung haben.

    Wann gibt es endlich Transparenz?

    Dafür gibt es nur eine Antwort: Man will nicht!

    Okay, dann will ich auch nicht mehr. und das verbreite ich auch.

     

    Aber letztendlich liegt das Übel nur im Profitum. Ohne den Mammon wäre das alles nicht so ausgeartet. Nach dem Kampf der Systeme wäre der Amateur richtiger Amateur geworden. Die Leistungen wären zurück gegangen.

     

    Man sollte Amateurmeisterschaften veranstalten.

  • JD
    Jürgen Dombrowski

    Eine äußerst positive Entwicklung. Die Jugend soll sich nicht mehr quälen, sondern soll Spaß und Freude an der Bewegung haben, anstatt sich schon in jungen Jahren den Bewegungsappart zu ruinieren und früher oder später in den Dopingsumpf abzurutschen. Lieber zehn Kinder die zwei Mal die Woche mit Spaß zum Training gehen und sich fit halte, statt ein hochgezüchteter Leistungssportler in spe der sich seine Jugend damit kaputt macht, nach der Schule nur noch zu trainieren.

     

    Natürlich mag das hart für die Funktionäre sein, die dringend neue Melkkühe brauchen, die ihnen ihre Pfründe sichern. Natürlich mag das hart für die Trainer sein, die an den Kindern ihre Träume ausleben, aber wenn ich ehrlich bin, interessieren mich deren Bedürfnisse einen Dreck. Anstatt neue Wege zu finden die Jugendlichen ihn die Knochenmühle des Leistungssports zu zerren, sollte man die Trainer lieber darin schulen, ihnen den Spaß am Sport zu vermitteln, anstatt mit Feldwebel-Rhetorik sie noch eine Zehntel schneller zu peitschen.

     

    Dafür bin ich dann auch gerne bereit, den Absturz Deutschlands in diversen Medallienspiegeln in Kauf zu nehmen.

  • O
    Oberhart

    Hallo Falk! Doping hat seine Ursache mitnichten in den "hohen" Gehältern (wobei der durchschnittliche Leichtathlet mit seinen paar hundert €uro Sporthilfe ja ohnehin vergleichsweise nur Peanuts bekommt). Gedopt wird auch im Amateur- und Hobbybereich. Ich möchte lieber gar nicht wissen, wie viele Männer allein in Deutschland aus mehr oder weniger rein kosmetischen Gründen dopen. Die Zahl dürfte mindestens im Hunderttausenderbereich liegen. Die kriegen nicht nur nicht mal die lausigen paar hundert Euro Sporthilfe, die zahlen sogar noch drauf. Und zwar nicht nur mit ihrer Gesundheit sondern richtig fettes Geld. Ausser einem "schönen" Körper, Freude an der eigenen Leistung und vielleicht ein bißchen Anerkennung unter ihren Studiofreunden kriegen sie keine Gegenleistung. Aber das scheint einigen schon auszureichen. Die These, dass hohe Gelder zum Dopen veranlassen, steht keineswegs außer Frage. Ein Blick auf die Legionen von Hobbyathleten auf Bole macht klar, dass das Dopingproblem keineswegs ein "geldgemachtes" ist.

  • S
    stalion

    wow, es ist schon nicht schlecht wenn "die null bock generation" so kompetent von vielen hier als faul und unsportlich beschrieben wird.

     

    also ich (22 jahre) und viele gleichaltrige kollegen machen sehr viel sport, achten auf unsere ernährung und "schinden" uns freiwillig mit laufen und radfahren.

     

    das einzige was ich wirklich sagen kann ist, dass es tausende fuss- und handball vereine gibt, auch kampfsport und fitnessstudios sind heiß beworben und im kommen, aber wo wird denn bitte, außer in den bundesjugendspielen, für die leichtathletik geworben?!

     

    ein eher hausgemachtes problem das man wirklich in angriff nehmen könnte, anstatt hier pseudopsychologische gutachten für den gemütszustand einer millionenstarken generation zu erstellen die man kaum noch kennt bzw. sich für sie interessiert und die den bockmist der letzten 40 jahre ausbügeln darf.

  • D
    Doc

    Dann kann man der neuen Sportlergeneration doch nur attestieren, endlich vernünftiger geworden zu sein, als ihre Vorgänger. Es gibt nicht einen vernünftigen Grund, den Weg in den Spitzensport einzuschlagen, besonders nicht in der Leichtathletik.

     

    1. Spitzensport ist immer ungesund. Der Körper ist für diese Art von Belastungen nicht geschaffen. Er kann zwar dahin konditioniert werden, eine Zeit lang diese Leistungen zu bringen, aber das nur um den Preis überdurchschnittlicher Abnutzung.

    Und da auch an "Falk": Fragen sie mal langjährige Leistungssportler egal welcher Disziplin nach dem köperlichen befinden im Alter. Fast alle haben massive Probleme mit Gelenken und Nachwirkungen von Verletzungen an Sehnen, Bändern und Muskeln.

     

    2. Ist es in den meisten Sportarten kaum möglich, seinen Lebensunterhalt aus dem Sport zu bestreiten. Einen angehenden Fussballprofi vermag ich noch zu verstehen, aber wenn einem Olypioniken eigentlich kaum mehr als die Hoffnung auf eine Stelle als Sportsoldat bleibt, um neben dem Training nicht noch Vollzeit arbeiten zu müssen, dann kann man niemandem übel nehmen, diesen Weg nicht gehen zu wollen.

     

    3. Es ist im Spitzensport praktisch unmöglich, ohne chemische Hilfmittel, verboten oder nicht, an die Spitze zu kommen. Wie ein Dopingexperte von einigen Tagen zu Protokoll gab: "Es mag ungedopte Teilnehmer geben, aber sicher nicht unter der Spitzengruppe."

    Auch da kann man der Jugend kaum vorwerfen, sich die Gesundheit nicht mutwillig für ein paar Hundertstelsekunden oder einige Zentimeter mehr ruinieren zu wollen.

     

     

    Davon abgesehen: Fitnessstudios verzeichnen so viel Nachfrage, wie noch nie. Sportvereine haben guten Zulauf und viele Menschen treffen sich Privat umd Sport zu treiben. Nur eben in einem Maß, das dem Körper tatsächlich gut tut und ihn nicht ausbeutet.

  • F
    Falk

    @normalo, Igor: "Sauberer Leistungssport", wenn es ihn denn gäbe, hat nichts mit der Vergewaltigung des eigenen Körpers zu tun. Es geht vielmehr darum, die eigenen, natürlichen Leistungsgrenzen auszutesten. Das geschieht hier auf körperlicher Ebene- in anderen Bereichen z.B. den Natur- und Geisteswissenschaften findet der gleiche Prozess nur auf geistiger Ebene statt. Sich zu quälen und durchzubeißen (wie man es bei einem mathematischen Beweis auch des öfteren tun muss) ist nur ein Aspekt, Technik und Gefühl für die Bewegungen ein anderer.

    Herauszufinden wie schnell oder wie lange ich unter natürlichen Bedingungen laufen kann und sich dabei an der sauberen Ausführung einer Bewegung zu erfreuen, kann für manche durchaus interessant sein.

    Auch das Messen mit anderen scheint etwas zu sein, was den Menschen stets viel Freude und Unterhaltung bereitet hat und sich fest in unserem Kulturgut etabliert hat.

    Dass unsere übersteigert erfolgs- und leistungsorientierte Gesellschaft diese Leitlinien verzerrt und durch hohe Gelder und eormes mediales Interesse zum Dopen verleitet, steht außer Frage. Doch dies ist nicht nur ein Problem des Leistungssports, sondern findet sich auch in vielen anderen Gesellschaftsbereichen (Management, Kunst...).

  • R
    Robert

    Ich quäle mich lieber bei meiner Arbeit, die einen erheblich höheren, gesellschaftlichen Nutzen hat und die ich dazu auch noch ohne Dopingkontrollen ausführen darf :)

  • N
    normalo

    Spitze Frage:

    Gibt's einen Nobelpreis für Leistungsport? Nein? Warum wohl nicht?!

    Den Körper immer wieder auch mal richtig zu fordern ist eine Sache, ihn qua Leistungsport zu vergewaltigen eine andere! :-(

  • S
    Sa_Su

    Sorry, aber das allein sind wohl nicht die Gründe dafür, dass sowenige Jugendliche durchhalten. Was nützt denn das sich Quälen, wenn ich weiss, dass ich nur nach ganz oben komme, wenn ich dope ? Das muss doch wohl mal ehrlich gesagt werden.

    Da würde ich auch irgendwann sagen, nein danke....

  • I
    Igor

    Tja, es stellt sich halt die Frage was es denn großartig bringt, wenn ich schnell laufen oder besonders hoch springen kann??? Anerkennung? Ehre? Gar Ruhmm? - Das bekomm ich auch woanders her, und viele haben einfach schlichtweg keine Lust drauf sich selber zu "quälen". Sehe im Spitzensport eh keinen großen Sinn. Bewegung ist wichtig, klar, aber die kann ich auch durch Joggen oder wöchentliches schwimmen gehen bekommen. Wozu soll ich aber das so extrem machen?

  • MM
    Michael Müller

    Lieber Autor,

    meiner Meinung haben Sie einen zentralen Punkt in ihrem Bericht vergesssen: die mangelnde Förderung von Talenten im Übergangsbereich vom Jugend- in den Erwachsenenbereich. Will man den Leistungssport mit den beruflichen Zielen in Einklang bringen, kann man in Deutschland nicht auf großartige Unterstützung hoffen.

    Ich finde das ist der ausschlaggebende Punkt - nicht die "Null-Bock-Generation". BereitschaftAber heutzutage muss man als Autor diese Floskel ja benutzen, wenn man über Jugendliche schreibt. Mit der mangelnden Bereitschaft zur "Quälerei" liegen Sie aber auf jeden Fall richtig. Das ist ein Punkt, der den Jugendlichen wirklich fehlt.

    Viele Grüße

  • G
    Gürkchen

    Mich wundert das nicht. Ich hätte auch keine Lust mich bis zum Umfallen zu Schinden und damit hauptsächlich das Wohlergehen irgendwelcher uralten Sportfunktionäre zu subventionieren. Warum fördert man nicht besonders den Breitensport sondern den sowieso dopingverseuchten Spitzensport, der nur wenigen nützt? Da halten einige wenige ihre Knochen hin und schinden sich, verdienen tun daran ganz andere, die mit Sport nicht viel im Sinn haben. Ich würde mir wünschen, dass der Breitensport besser gefördert wird, da haben viel mehr Leute was von!