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Die neue KursleiterIn

■ Der Nebenberufler ist out, Flexibilität und ganztägige Verfügbarkeit ist angesagt

Noch immer geistern sie als die „Neuen Selbstständigen“durch die Forschungsliteratur und kommen doch selber schon in die Jahre. Oft sind sie Scheinselbstständige wie der moderne Telearbeiter, aber ihren Job gibt es schon seit der Jahrhundertwende: Die KursleiterInnen in den Weiterbildungseinrichtungen. In den Sechziger Jahren waren sie meist Nebenberufler: Vollberufliche LehrerInnen, die sich einen Abend pro Woche ihr positives feed back abholten, Rentnerinnen, die Pubertierenden das Kochen beibrachten; StudentInnen, die ihr BAFöG aufbesserten.

Doch das Bild hat sich längst gewandelt. Vor allem ist es vielfältiger geworden. Da gibt es Heilberufler, die bieten ihren Qi-Gong Kurs quasi nebenberuflich an und überzeugen dabei vielleicht den einen oder anderen Kursteilnehmer zum Besuch in ihrer Praxis gleich um die Ecke. Da gibt es diplomierte ErwachsenenbildnerInnen, die machen Kursleitung bundesweit: Einen Kompaktkurs „Pantomime“bei der Evangelischen Kirche in Bremen, dann mit der Angestelltenkammer Wuppertal Bildungsurlaub im Bergischen Land, anschließend gehts nach Hause zum Wochenendkurs „Trommeln für Fortgeschrittene“bei der ansässigen Volkshochschule. Zum Beispiel.

Und vor allem gibt es die, die durch das Raster dieser verschiedenen Idealtypen rutschen, die sich durchschlagen – mal so und mal anders. Für 30 Mark die Stunde, brutto versteht sich, ohne Urlaubsgeld und soziales Netz. So der Tarif der Bremer Volkshochschule, die liegt damit im Schnitt. Hintergrund ist hier die „Verordnung über die Vergütung von Nebentätigkeiten der Beamten im Bremischen Öffentlichen Dienst“. Soweit reicht die Nachkriegs-Ideologie vom nebenberuflichen Volksaufklärer.

Noch aus einem anderen Grund stehen nebenberufliche Kursleiter in der Weiterbildungs-Landschaft zunehmend außen vor. Das Interesse ihrer Schüler hat sich gewandelt. „Der Trend“, so Patrick Scanlon, Sprecher der Bremer VHS, „geht zu den kurzfristigen kompakten Angeboten.“Ein Ganztagsausflug in den Nationalpark als ökologisches Erlebnis – ein Wochenendseminar Alternativmedizin, Gruppenerfahrung mitinbegriffen. „Bildung ist heute ein Teil des Freizeitbereichs, da will man sich nicht gleich für's Semester binden“.

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