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■ Die anderenZum Übernahmekampf zwischen Mannesmann und Vodafone schreiben "Sunday Times" (London), "La Repubblica" (Rom) und "The Observer" (London)

Zum Übernahmekampf zwischen Mannesmann und Vodafone schreibt die Londoner Zeitung Sunday Times: Gerhard Schröder wird es nicht gefallen, der Gewerkschaft IG Metall wird es nicht gefallen, und Klaus Esser, dem Mannesmann-Vorstandsvorsitzenden, wird es auch nicht gefallen, aber angelsächsische Geschäftsmethoden sind auf dem Vormarsch. Und dafür gibt es Gründe: Die Globalisierung und der technologische Wandel verändern Wirtschaftssysteme, steigern den Wettbewerb und machen Managern Dampf, die keine Rechenschaft ablegen wollen. Die Mannesmann-Manager versuchen, das Übernahmeangebot schlecht zu machen – nicht im Interesse ihrer Aktionäre, sondern weil sie ihre Posten behalten wollen und weil es ein deutsches Unternehmen bleiben soll. Es mag ihnen gelingen, die deutschen Investoren hinter sich zu vereinen, doch 70 Prozent von Mannesmann sind jetzt in ausländischer, besonders amerikanischer Hand. Und diese Investoren sind mit Essers Bemühungen bisher nicht sehr zufrieden.

Die römische Tageszeitung La Repubblica kommentiert das gleiche Thema vor dem Hintergrund des Florenz-Gipfels der europäischen und amerikanischen Staats- und Regierungschefs: Der Angriff auf die deutsche Mannesmann ist mehr als eine große Finanzoperation. Vielmehr geht es hier auch um die Funktionsregeln des „corporate governance“, der Kompatibilität von Großunternehmen mit der freien Konkurrenz und das Verhältnis zwischen Geschäft und Politik. Vielleicht ist es nur ein Zufall, dass das Übernahmeangebot von Vodafone zeitgleich gestartet wurde mit dem „Meeting“ der Chefs der sozialdemokratischen Regierungen in Florenz, bei dem sich auch Blair und Schröder treffen. Es führt die immer engere gegenseitige Abhängigkeit von wirtschaftlichen und politischen Systemen vor Augen.

The Observer aus London meint dazu: Mannesmann anzuvisieren bedeutet, Deutschland selbst anzugreifen. Erinnern Sie sich noch an die Furore, als diese neureichen Deutschen von BMW unsere Rover von British Aerospace kauften? Nun, im Herzen des Ruhrgebiets stößt der unerwünschte Verfolger von Mannesmann auf ebenso große Sympathien wie ein vorlautes Wunderkind, das bei uns British Aerospace und British Steel schlucken wollte. Mit einer Belegschaft von 116.000 beschäftigt Mannesmann mehr Leute als diese beiden so überaus britischen Firmen zusammen. Kein Wunder also, dass zur Abwechslung nun einmal die Deutschen zittern.

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