American Pie: Die Wunderheiler
■ Neue Hoffnung mit Bird und Pitino
Man, I dig those rhythm and blues
Die nächste NBA-Saison liegt in weiter Ferne, genießt aber bereits jetzt große Aufmerksamkeit. Dabei stehen weniger die stagnierenden Vertragsverhandlungen der Chicago Bulls mit Michael Jordan, Dennis Rodman und Coach Phil Jackson im Mittelpunkt, sondern jene beiden Teams, die während der letzten Spielzeit die größten Enttäuschungen erlebten: die ruhmreichen Boston Celtics, mit 15 Siegen das schlechteste Team der Liga, und die als Meisterschaftsanwärter gestarteten Indiana Pacers, die nicht mal die Playoffs schafften.
Neue Trainer sollen die Dinge zum Besseren wenden, und die größten Namen waren gerade gut genug. Larry Bird, Star jener Celtics, die in den 80er Jahren mit den Los Angeles Lakers die NBA beherrschten, ging überraschenderweise nicht zu seiner alten Mannschaft, sondern übernahm die Pacers in seinem Heimatstaat Indiana. Boston holte auf Birds Anraten Rick Pitino als Präsidenten und Coach mit dem fürstlichen Gehalt von fünf Millionen Dollar pro Jahr. Pitino genießt einen legendären Ruf, seit er von 1987 an aus den notorischen Verlierern der New York Knicks ein Spitzenteam machte und ähnliches auch mit den College-Mannschaften von Providence und Kentucky vollbrachte. Seine Kentucky Wildcats wurden zuletzt erst College- Champion, dann Vizemeister, und dies mit einer spektakulären Spielweise, die auf einer aggressiven Preßdeckung über die ganze Länge des Spielfeldes und Fast-Breaks basierte.
Dieses System will er auch in Boston einführen, und sein erstes Opfer war Dino Radja. Zu langsam, befand Pitino, und schob den hochbezahlten Kroaten zu Panathinaikos Athen ab, was ihm einiges Geld für Neuverpflichtungen verschaffte. Von den Lakers kam Center Travis Knight, Schlüsselfigur der neuen Celtics soll jedoch der junge Ron Mercer werden, der zuletzt bei Pitino in Kentucky spielte. Die Erwartungen in Boston sind hoch, beim ersten Training mit Neulingen und Veteranen, von denen kaum einer im endgültigen Team stehen wird, war die Halle mit 2.400 Zuschauern rappelvoll. Der neue Coach dämpft jedoch Hoffnungen auf eine schnelle Genesung der Celtics: „Es dauert gewöhnlich drei Jahre, das Team aufzubauen, das du willst.“
Von Larry Bird, der im Gegensatz zu Pitino überhaupt keine Erfahrung als Trainer hat, werden bei den Pacers raschere Erfolge erwartet. Getreu der alten Weisheit, daß große Spieler selten gute Trainer sind, schlägt dem 40jährigen jedoch auch eine Menge Skepsis entgegen. Vor allem wird an seiner Geduld mit Spielern gezweifelt, die nicht annähernd sein eigenes Talent haben. Alles Unsinn, meint Bird, „solange sie hart arbeiten, macht das nichts“. Und für harte Arbeit sorgt er so nachhaltig, daß Draft Pick Austin Croshere schon nach zwei Trainingstagen kaum noch laufen konnte.
Die Ehrfurcht ist zumindest bei den jüngeren Spielern so groß, daß sie ihm den Drill nicht übel nehmen. „Du mußt respektieren, was er sagt, und nimmst es dir zu Herzen“, erklärt Spielmacher Jalen Rose, „weil du gesehen hast, wie er es tat.“ Matti
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